15.03.2022, 12:39 Uhr

Trendwende in Sicht: Gasspeicher in Deutschland füllen sich – Preise für Öl und Gas im Sinkflug


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Münster – Der russische Einmarsch in die Ukraine hat die Preise für Gas und Öl zwischenzeitlich explodieren lassen. Ein Grund waren auch die niedrigen Füllstände der Gasspeicher. Doch nun füllen sich die deutschen Gasspeicher wegen der steigenden Temperaturen bereits wieder, auch die Preise gehen zurück.

Zuletzt hat der russische Gasversorger Gazprom wieder zwei (Nordstream 1 und Ukraine-Pipeline) von drei Gaspipelines im Normalmodus betrieben. Doch nach dem von Putin angezettelten Ukraine-Krieg soll die Abhängigkeit von fossilen Energien aus Russland in den EU-Ländern reduziert werden. Die Unsicherheiten im Markt bleiben dennoch bestehen, solange die Politik noch keine perspektivischen und richtungsweisenden Alternativen aufzeigt.

Gasspeicher in Deutschland füllen sich wegen Frühlingstemperaturen – kein historischer Tiefststand

Im Winter geht der Stand der deutschen Gasspeicher wegen der niedrigen Temperaturen und des hohen Verbrauchs saisonal bedingt zurück. Erst im Frühjahr sinkt dann die Gasnachfrage auf Grund der stetig steigenden Temperaturen und es fließt bis zum nächsten Winterbeginn mehr Gas in die Speicher als entnommen wird. Am 10.03.2022 wurde erstmals seit einem kurzen Intermezzo zum Jahreswechsel 2021/22 wieder ein Gas-Nettozufluss verzeichnet. Mit Stand vom 13.03.2022 erreicht der Füllstand nunmehr 25,09 Prozent, der bisherige Jahrestiefststand 2022 wurde am 09.03.2022 mit 24,78 Prozent erreicht. Das geht aus den Daten des Verbandes Gas Infrastructure Europe (GIE) hervor.

Die deutschen Gasspeicher sind zum Ende der Wintersaison mit rd. 25 Prozent noch immer gut gefüllt und tatsächlich war der Gas-Füllstand in den letzten 10 Jahren am Ende einer Heizperiode schon deutlich niedriger. Der bisherige Jahrestiefststand der Gasspeicher seit 2011 wurde am 03.04.2018 erreicht, als die Speicherstände in Deutschland nur noch zu 14,37 Prozent gefüllt waren. Das sind über 10 Prozent weniger als heute und ohne dass es zu so starken Preisausschlägen gekommen wäre. Auch im Jahr 2013 erreichten die Gas-Füllstände mit knapp über 18 Prozent schon einmal ein deutlich niedrigeres Niveau als heute.

Verhandlungen zwischen Russland und Ukraine und geringerer Verbrauch lassen Preise für Öl und Gas sinken

Die Preise für Öl und Gas sind seit den Höchstständen 2022 schon wieder deutlich gefallen. Die EU-Erdgaspreise erreichen am TTF-Hub in einem volatilen Marktumfeld zwischenzeitlich wieder rd. 110 Euro pro MWh, das sind ca. 70 Prozent weniger als beim Jahresrekord von knapp 350 Euro pro MWh am 07. März 2022. Allerdings ist das aktuelle Preisniveau noch weit vom Vorkrisenstand (unter 20 Euro je MWh) entfernt.

Auch die Rohölpreise sinken, ohne dass sich dieser Effekt bereits an der Tankstelle bemerkbar macht. So kletterte der Preis für die Ölsorte WTI Anfang März 2022 zwischenzeitlich auf knapp 125 Dollar je Barrel, aktuell sind es noch 97 Dollar. Das ist ein Rückgang um rd. 23 Prozent. Gleiches gilt für die Nordseesorte Brent. Hier ist der Preis von 116 Euro in der Spitze (08.03.2022) bereits wieder auf aktuell 91 Euro je Barrel gefallen.

Abhängigkeit von Öl, Gas und Kohle aus Russland – warten auf die Politik

Die EU hat auf den russischen Krieg gegen die Ukraine reagiert und will einen schnellen Ausstieg aus der Abhängigkeit von Russland, vor allem beim Gas. Die Lieferung und der Transport von Öl und Kohle aus alternativen Lieferländern ist allerdings deutlich einfacher als beim Erdgas, das vor allem über Pipelines transportiert und geliefert wird.

Für den schrittweisen Ausstieg aus dem russischen Gas hat die EU-Kommission nun den ehrgeizigen „RePowerEU“ Plan vorgelegt. Die Maßnahmen im Rahmen des Plans könnten danach dafür sorgen, dass schrittweise mindestens 155 Mrd. Kubikmeter an fossilem Gas eingespart werden können. Dies entspricht der Menge, die 2021 aus Russland eingeführt wurde. Nahezu zwei Drittel dieser Verringerung könnten laut Kommission binnen eines Jahres erreicht werden. Mit Spannung werden nun die nächsten konkreten politischen Schritte am Markt erwartet.

Statistisches Bundesamt: Hohe Preise für Öl und Gas treiben russischen Importüberschuss

Vor dem russischen Einmarsch ist der deutsche Außenhandel mit Russland im Januar 2022 wertmäßig gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) heute mitteilt, stiegen die deutschen Exporte nach Russland gegenüber dem Vorjahresmonat Januar 2021 auf 2,1 Mrd. Euro (+ 30,7%). Die Importe nahmen wertmäßig auf 4,0 Mrd. Euro (+ 57,8 %) zu, davon entfielen 2,6 Mrd. Euro auf Öl und Gas sowie auf Kohle 330 Mio. Euro. Die gestiegenen Preise für Rohöl- und Erdgasimporte führten dazu, dass Deutschland im Januar 2022 im Außenhandel mit Russland einen Importüberschuss von 1,8 Mrd. Euro (Januar 2021: 0,9 Mrd. Euro) auswies.

Nach Angaben des Bundesamtes erreichten die anteiligen Importe aus Russland an den deutschen Importen von Erdöl und Erdgas wertmäßig 24,1 Prozent. Der russische Anteil an den deutschen Gesamtimporten kommt im Januar 2022 auf lediglich 3,7 Prozent.

Quelle: IWR Online

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