17.04.2025, 14:47 Uhr

Trump-Regierung stoppt genehmigten Offshore-Windpark Empire Wind 1 - Investitionsrisiken in den USA steigen sprunghaft


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Washington – Mitten im Bau zieht Washington die Reißleine: die Trump-Regierung hat ein bereits 2023 genehmigtes Offshore Windprojekt im US-Bundesstaat New York nachträglich gestoppt. Nach einem Bericht der Financial Times hat Innenminister Doug Burgum den norwegischen Energiekonzern Equinor aufgefordert, „alle Bautätigkeiten“ an seinem 810-Megawatt-Windprojekt Empire Wind vor der Küste New Yorks „sofort einzustellen“.

Die US-Regierung unter Donald Trump stellt mit dem überraschenden Stopp des bereits genehmigten Offshore-Windprojekts Empire Wind 1 die Planungs- und Rechtssicherheit für Großinvestitionen in den Vereinigten Staaten grundlegend infrage. Das Projekt wurde von US-Präsident Biden 2023 genehmigt und ist seit 2024 im Bau. Die Gouverneurin von New York, Kathy Hochul, kündigte an, die Entscheidung der Trump-Regierung zu „bekämpfen“, schreibt die Financial Times.

US-Regierung: Baustopp wegen angeblich nicht ausreichender Umweltanalyse

Der angeordnete plötzliche Baustopp durch US-Innenminister Doug Burgum wird damit begründet, dass „Informationen darauf hindeuten, dass die Regierung Biden das Projekt ohne ausreichende Umweltanalyse genehmigt hat“, so die Nachrichtenagentur Reuters. Equinor hat danach den Baustopp vom U.S. Bureau of Ocean Energy Management (BOEM) erhalten, das ist die für die Genehmigung von Offshore-Energieprojekten zuständige Behörde. Der norwegische Energiekonzern will sich direkt mit dem BOEM in Verbindung setzen, um die aufgeworfenen Fragen zu verstehen und sich nicht über mögliche Konsequenzen äußern, bis man mehr wisse, so Reuters.

Präzedenzfall nachträglicher Baustopp: Keine Planungs- und Investitionssicherheit mehr in den USA?

Bereits im Februar 2025 hatte US-Präsident Donald Trump eine Executive Order unterzeichnet, die auf die Offshore Windenergie abzielte und die Aussetzung der Verpachtung und Genehmigung von Offshore Windkraftanlagen beinhaltete. Im Kern geht es um die Nutzung von solchen Wasserflächen, die nicht dem Recht der US-Bundesstaaten, sondern dem übergeordneten Bundesrecht unterliegen.

Bisher sind alle Wirtschaftsakteure offenbar davon ausgegangen, dass der Stopp der Offshore Windenergie sich nur auf Genehmigungen für neue Pachtgebiete bezieht, die dem US-Bundesrecht unterliegen. Dass aber genehmigte und bereits im Bau befindliche Offshore Windprojekte eingestellt und neu überprüft werden sollen, ist ein abschreckendes und alarmierendes Zeichen für jegliche Art von Investitionen in US-Großprojekte. Denn im Ergebnis kann es jedes Infrastrukturprojekt auf Bundesebene treffen, dass eine einmal erteilte Baugenehmigung für ein Projekt noch nachträglich revidiert werden kann. Die Planungs- und Rechtssicherheit, Glaubwürdigkeit und Beständigkeit in den USA wird mit solchen politischen Aktionen völlig untergraben und sabotiert.

Über das Offshore Windprojekt Empire Wind 1 von Equinor

Für das Offshore Windprojekt Empire Wind wurde ein Pachtvertrag bereits im Jahr 2017 abgeschlossen. Geplant ist, dass das Offshore Windprojekt in den zwei Phasen Empire Wind 1 (810 MW) und Empire Wind 2 umgesetzt wird. Der Offshore Windpark Empire Wind 1 soll Strom nach Brooklyn liefern und 500.000 New Yorker Haushalte mit Strom versorgen.

Der Bau des South Brooklyn Marine Terminals begann im Juni 2024, die Fertigstellung des Terminals wird etwa in zwei Jahren erwartet. Im September 2024 hatte Vestas den Auftrag zur Lieferung von 54 Offshore Windturbinen der Flaggschiffturbine V236-15.0 mit einer Leistung von je 15 MW erhalten. Die erste Stromlieferung des Windparks Empire Wind 1 ist für Ende 2026 geplant, ein Jahr später (Ende 2027) sollte der Windpark voll betriebsbereit sein.

Unangenehm könnte das Offshore Windprojekt Empire Wind 1 für die Equinor-Aktionäre im Worst-Case-Szenario aber noch werden. So hat Equinor laut Reuters im Februar 2025 mitgeteilt, dass bereits 2 von 7 Mrd. USD investiert worden sind, wobei der Rest durch Projektfinanzierung und Steuergutschriften für Investitionen gedeckt werden sollte. Allein die erwarteten 2 Mrd. USD aus Steuergutschriften könnten auch dann gefährdet sein, wenn das Projekt wieder aufgenommen würde, zitiert Reuters einen Analysten bei der in Oslo ansässigen Sparbank 1 Markets AS.

Quelle: IWR Online

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