13.03.2025, 16:33 Uhr

US-Solarbranche verzeichnet Zubauboom im Jahr 2024 - alle anderen Energieträger abgehängt


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Washington, USA - Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist US-Präsident Donald Trump zwar ein Dorn im Auge. Ungeachtet dessen hat der Solarenergiesektor in den Vereinigten Staaten mit einer neu installierten Kapazität von fast 50.000 MW (50 GW) im Jahr 2024 ein Rekordergebnis erzielt. Es ist der größte Jahreszubau, den eine Energietechnologie in den letzten zwei Jahrzehnten in den USA erzielt hat.

Nach dem aktuellen Bericht „U.S. Solar Market Insight 2024 Year in Review“ der Solar Energy Industries Association (SEIA) und dem Beratungsunternehmen Wood Mackenzie entfallen in den USA im Jahr 2024 auf Photovoltaikanlagen und Speicher 84 Prozent der gesamten neu hinzugefügten elektrischen Erzeugungskapazität. Neben dem Zubau an Erzeugungsleistung sorgt der Solarenergiesektor in den USA auch für industriewirtschaftliche Effekte.

Rekordzuwachs: 50.000 MW neue Solarleistung in nur einem Jahr - PV-Anlagen im Utility-Scale-Sektor treiben Wachstum voran

Im Jahr 2024 installierte die US-Solarindustrie in den USA Solaranlagen mit einer Leistung von fast 50 GWdc (50.000 MWdc), was einem Anstieg von 21 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Dies war das zweite Jahr in Folge mit einer rekordverdächtigen Kapazität.

In der regionalen Differenzierung sticht dabei der US-Bundesstaat Texas hervor, der mit einer neu installierten Kapazität von 11.600 MWdc (11,6 GWdc) zum zweiten Mal in Folge den ersten Platz unter den Bundesstaaten belegt. Kalifornien verdrängte Florida knapp auf den zweiten Platz, angetrieben durch erhebliche Installationsvolumina in den Segmenten Energieversorgung und Gewerbe. Insgesamt brachen 21 Staaten neue Jahresinstallationsrekorde, und 13 Staaten fügten im Jahr 2024 mehr als 1.000 MW an neuer Solarleistung hinzu.

Den größten Anteil am Marktwachstum haben nach dem Bericht von SEIA und Wood Mackenzie im Jahr 2024 PV-Anlagen im Utility Scale Sektor. Hier wurden im letzten Jahr PV-Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 41.400 MWdc (41,4 GWdc) installiert, was einem Plus von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2023 entspricht. Allein im vierten Quartal wurden davon 16.200 MWdc (16,2 GWdc) installiert.

In den USA ist 2024 aber nicht in allen Marktsegmenten ein starkes Wachstum zu verzeichnen. So wurden im Bereich der Privatkunden 2024 rund 4.710 MWdc installiert, was einem Rückgang von 32 Prozent gegenüber 2023 entspricht. 2024 war damit das schwächste Jahr in diesem Segment seit 2021, was durch Firmenpleiten, anhaltend hohe Zinssätze und die Zurückhaltung der Verbraucher im Vorfeld der Wahlen 2024 verursacht und beeinflusst wurde.

Im kommerziellen Solarsegment wurden 2024 Anlagen mit einer Leistung von 2.118 MWdc installiert, was einem Wachstum von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Im Segment der Bürgersolaranlagen wurden 2024 PV-Anlagen mit einer Leistung von 1.745 MWdc installiert. Das ist in diesem Bereich das bislang beste Ergebnis ist und entspricht einem Anstieg von 35 Prozent gegenüber 2023.

„Solarenergie und Speicher können schneller und kostengünstiger als jede andere Technologie gebaut werden, was sicherstellt, dass die Vereinigten Staaten die nötige Energie haben, um in der globalen Wirtschaft wettbewerbsfähig zu bleiben und die steigende Nachfrage nach Strom zu decken“, kommentiert Abigail Ross Hopper, Präsidentin und CEO der SEIA das Ergebnis des letzten Jahres.

US-Solar-Modulproduktion 2024 verdreifacht

Neben dem erzeugungsseitigen Ausbau sorgt der Solarboom auch für industriewirtschaftliche Effekte und Entwicklungen. Die heimische Solar-Modulproduktion verdreifachte sich im vergangenen Jahr, und bei voller Kapazität können die US-Fabriken nun genug produzieren, um fast die gesamte Nachfrage nach Solarmodulen in den Vereinigten Staaten zu decken.

„Die Solar- und Speicherindustrie Amerikas hat im Jahr 2024 historische Rekorde in der Bereitstellung und Produktion aufgestellt, Arbeitsplätze geschaffen und das Wirtschaftswachstum vorangetrieben. Es ist entscheidend, dass die Gesetzgeber weiterhin eine ‚Alles-auf-dem-Tisch‘-Energiestrategie unterstützen, die das Wachstum amerikanischer Energiequellen wie Solarenergie und Speicher fördert“, so Hopper weiter.

Prognose: US-Solarleistung wächst auf 739 GW bis 2035 – doch politische Unsicherheiten bedrohen Wachstum

Die gesamte Solarleistung der USA wird sich dem Bericht zufolge von 236 GW Ende 2024 bis 2035 auf voraussichtlich 739 GW mehr als verdreifachen, mit durchschnittlichen jährlichen Kapazitätszuwächsen von mehr als 45 GWdc. Diese Prognose basiert auf den zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts verfügbaren Informationen.

Im Bericht enthalten sind auch alternative Szenarien (optimistisches / pessimistisches Szenario). Angesichts erheblicher politischer Unsicherheit berücksichtigen diese Szenarien verschiedene Ergebnisse im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von Steuergutschriften und Steuerkapital, den Dynamiken der Lieferkette, Anschlussmöglichkeiten, Trends bei den Einzelhandelspreisen, der Bundes- und Landespolitik sowie der Entwicklung der Zinssätze.

Viele der am schnellsten wachsenden Solarstaaten wie Texas, Indiana und Florida würden unter dem pessimistischen Szenario die größten Rückgänge bei der Bereitstellung erleben. Allein Texas könnte in den nächsten zehn Jahren über 50 Mrd. USD an Solarinvestitionen verlieren.

„Das rekordverdächtige Installationsniveau des letzten Jahres wurde durch mehrere Solarrichtlinien und -gutschriften im Rahmen des Inflation Reduction Act unterstützt, die das Interesse am Solarmarkt förderten. Wir stehen noch vor vielen Herausforderungen, einschließlich eines beispiellosen Wachstums des Strombedarfs. Wenn viele dieser Richtlinien abgeschafft oder erheblich verändert würden, wäre dies sehr schädlich für das weitere Wachstum der Branche“, so Sylvia Levya Martinez, Principal Analystin für North America Utility-Scale Solar bei Wood Mackenzie.

Quelle: IWR Online

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