24.03.2014, 10:58 Uhr

Vattenfall widerspricht RWE und E.ON: Strom-Kapazitätsmarkt nicht notwendig

Münster – In Sachen Energiewende und Stromversorgung sind sich die Energiekonzerne in Deutschland nicht einig. Während RWE und E.ON für die Einführung von Kapazitätsmärkten plädiert, hält Vattenfall derartige Forderungen offenbar für überflüssig.

Im Rahmen eines Strom-Kapazitätsmarktes soll nicht nur der erzeugte und gelieferte Strom vergütet werden, sondern auch die bloße Bereitstellung von Kapazitäten zur Stromerzeugung. Begründet wird dieser Vorschlag insbesondere damit, dass ohne derartige Anreize für die Errichtung von neuen Kraftwerken angeblich die Stromversorgung in Deutschland gefährdet werde. Das sieht Vattenfall aber anders, berichtet Spiegel Online. Vattenfall selbst will sich hierzu zunächst nicht äußern.

Vattenfall schätzt Stromversorgungs-Lage komplett anders ein als RWE und E.ON

Deutschland habe laut Vattenfall noch "bis mindestens 2020" große Überkapazitäten bei den fossilen Kraftwerken. "Allenfalls regionale Kapazitätsprobleme" könnten auftreten, die sich aber durch einen "zügigen Ausbau der Übertragungsnetze" lösen ließen. Spiegel Online bezieht sich auf eine interne Analyse des Konzerns. Damit schätzt der Energieversorger die Situation komplett anders ein als die Konkurrenz von RWE und E.ON. Eigentlich gilt die Energiewirtschaft als größter Befürworter für die Einführung solcher Kapazitätsmärkte. RWE-Chef Peter Terium hatte sich noch Anfang März bei der Bilanzpressekonferenz unmissverständlich ausgedrückt: "Wir wollen einen dezentralen, technologieneutralen Kapazitätsmarkt."

IWR: Flexibilitäts- statt Kapazitätsmarkt

Vattenfall steht aber mit seiner Einschätzung nicht allein. So lehnen auch Netzbetreiber und Wissenschaftler Kapazitätsmärkte ab. Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet sieht Kapazitätsmärkte skeptisch. Man sei der Überzeugung, dass es bessere Lösungen gebe, hatte Lex Hartman aus der Tennet-Geschäftsführung Anfang des Jahres erklärt. Auch IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch findet die Rufe nach einem solchen Kapazitätsmarkt irreführend, denn Deutschland verfüge bereits über genügend Stromerzeugungs-Kapazitäten. Die entscheidende Frage sei jedoch, wie schnell und flexibel die Kraftwerke auf die sich ändernden Angebots- und Nachfragesituationen reagieren können. Deshalb fordert er ein Anreizsystem für einen neu definierten Flexibilitätsmarkt inklusive Speichertechniken und keinen Kapazitätsmarkt.

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