26.05.2012, 15:19 Uhr

Weltrekord: Deutsche Solaranlagen produzieren erstmals Strom mit über 20.000 MW Leistung

Münster - Der Ausbau der Photovoltaik und das frühsommerliche Wetter haben Deutschland gestern Mittag einen neuen Weltrekord bei der Stromerzeugung aus Sonnenenergie beschert. Bei wolkenlosem Himmel waren am gestrigen Freitagmittag erstmals deutsche Solaranlagen mit über 20.000 MW Leistung am Netz und haben umweltfreundlichen Strom produziert, teilte das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster mit. Die solare Kraftwerksleistung erreichte am Mittag 22.000 MW. Das entspricht der Leistung von mehr als 20 Atomkraftwerken. „ Es gibt derzeit kein anderes Land auf der Erde, in dem Solaranlagen mit einer Leistung von über 20 000 MW Strom produzieren können“, so Allnoch.

Photovoltaik liefert genau dann den Strom, wenn die höchste Stromnachfrage ist

Der Beitrag der Photovoltaik zur Stromversorgung deckt die in Deutschland tagsüber bis Mittag zunehmende Stromnachfrage immer mehr ab. Der Strombedarf folgt im Tagesgang einer Glockenkurve, d.h. nachts wird wenig Strom benötigt, tagsüber steigt die Stromnachfrage bis zum Mittag kräftig an und fällt bis zum Abend gleichmäßig wieder ab. Allnoch: „Es wird häufig unterschätzt, dass die Sonne genau dann erhebliche Leistung bringt, wenn sie am meisten gebraucht wird: in den Spitzenzeiten am Mittag.“ Teure Spitzenlastkraftwerke kommen immer seltener oder gar nicht mehr zum Einsatz.

Photovoltaik-Strom entlastet die Stromnetze

Die Solaranlagen produzieren den Strom dezentral, d.h. auf den Dächern oder den Freiflächenanlagen und damit sehr nahe am Ort des Verbrauchers. Der PV-Strom wird überwiegend lokal vor Ort dort erzeugt, wo er auch gleich wieder verbraucht wird. Das entlastet die Stromnetze. Wenn große konventionelle Kraftwerke den Strom an einzelnen zentralen Standorten produzieren, muss er oft erst über weite Strecken zum Verbraucher transportiert werden.

Solarstrom reduziert die Kosten für den Spitzenlaststrom - Verbraucher zahlen zu Unrecht

Was die meisten Verbraucher nicht wissen: Der Photovoltaik-Anlagen produzieren immer mehr Strom vor allem zur Zeit der höchsten Stromnachfrage. Diesen Spitzenlaststrom müssten normalerweise teure Gaskraftwerke liefern. Die Kosten für den Einsatz solcher Gaskraftwerke pro Kilowattstunde sind sehr hoch. Obwohl der Solarstrom teuren Spitzenlaststrom ersetzt, wird dieser nicht entsprechend vergütet, sondern der Solarstrom muss an der Börse auf Grund politischer Vorgaben weit unter Wert (aktuell 3 - 5 Cent pro Kilowattstunde) verkauft werden.

Und was die meisten Verbraucher auch nicht wissen: Der Staat zahlt keine Solarförderung oder Subvention. Die Höhe der vom Stromkunden zu zahlenden EEG-Umlage bildet sich aus der Differenz zwischen den Zahlungen an den Betreiber einer Solaranlage (Beispiel: 19 ct/kWh) für den eingespeisten Ökostrom und dem Verkaufserlös (3 - 5 ct/kWh) an der Börse. Die entstehende Differenz (hier: 19 minus 5 ct = 14 ct) trägt der Stromverbraucher. Weil immer mehr regenerativer Strom an der Börse verkauft wird, sinken die Strompreise an der Börse und damit die Verkaufserlöse. Das ist gut für die Stromhändler, die den Strom billig einkaufen können, aber mit den fallenden Strompreisen an der Börse erhöhen sich die Differenzkosten und infolge dessen die EEG-Umlage für die Stromkunden.

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© IWR, 2012