Windenergie-Zubau: Frankreich vor Deutschland im ersten Halbjahr 2019
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Münster - Die nationalen Branchenverbände BWE und VDMA und der europäische Windenergieverband EWEA haben heute (25.07.2019) die Zahlen für den Ausbau der Windenergie an Land im ersten Halbjahr 2019 vorgelegt. Während sich der Zubau in Deutschland auf historisch schwachem Niveau bewegt, fällt der Rückgang in Europa moderater aus.
In Deutschland ist das Volumen der neu errichteten Windenergieanlagen an Land in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 um etwa 80 Prozent eingebrochen. Gründe sind ein Genehmigungsstau und eine Klageflut gegen neue Windprojekte. Im europäischen Länderranking setzt sich das Atomenergie-Land Frankreich beim Windenergie-Zubau an die Spitze, Deutschland fällt auf Rang drei zurück.
Deutschland: Nationaler Windenergiezubau bricht im ersten Halbjahr 2019 um 80 Prozent ein
Der Zubau bei Windenergieanlagen an Land fällt in Deutschland im ersten Halbjahr 2019 wie erwartet schwach aus. Nach den von der Deutschen WindGuard im Auftrag von BWE und VDMA Power Systems erhobenen Zahlen wurden von Januar bis Juni 2019 brutto lediglich 86 Windenergieanlagen (WEA) mit einer Kapazität von 287 Megawatt (MW) neu errichtet. Dies entspricht im Vergleich zum bereits schwachen Vorjahreszeitraum einem Rückgang um satte 82 Prozent. Unter Einbeziehung des Rückbaus von Windenergieanlagen verbleibt ein Nettozubau der Leistung von 231 MW.
„Die Bundesregierung spricht einerseits von der Erreichung ambitionierter Ausbau- und Klimaschutzziele für die Jahre 2030 und 2050, andererseits fehlt hierfür die Perspektive. Das Delta zwischen Anspruch und Wirklichkeit nimmt zu. Genehmigungsstau und Klageflut belasten die Branche und führen zur Unterzeichnung der aktuellen Ausschreibungen, kritisiert BWE-Präsident Hermann Albers die derzeitigen Rahmenbedingungen.
Angesichts des schwachen Zubaus korrigieren die Verbände ihre Prognose für den Jahreszubau an Land auf ca. 1.500 MW, wobei auch diese Prognose mit Risiken behaftet sei. Damit bleibt der Zubau deutlich hinter der im EEG vorgesehenen jährlichen Ausbaumenge zurück. Im Zeitraum von 2014 bis 2017 lag der jährliche Zubau noch bei durchschnittlich 4.600 MW.
Onshore-Windenergie in Europa: Frankreich vor Schweden und Deutschland
Auch auf europäischer Ebene zeichnen sich auch beim Onshore-Windenergiemarkt Bremsspuren ab. Nicht zuletzt durch den schwachen Zubau in Deutschland sinkt das Gesamtvolumen der Neuerrichtungen an Land in Europa im ersten Halbjahr 2019 um etwa 10 Prozent auf knapp 3.000 MW ab (1. Hj 2018: 3.300 MW). Spitzenreiter im Europa-Ranking ist erstmals Frankreich mit 523 MW neuer Onshore-Leistung. Auf Rang zwei folgt Schweden mit 460 MW vor dem einstigen Branchenprimus Deutschland (287 MW).
„Die Entwicklung des Onshore-Windenergiemarktes in den letzten sechs Monaten war schwach. Deutschland hatte das schlechteste erste Halbjahr für neue Onshore-Windanlagen seit 2000. Die Genehmigungsherausforderungen bleiben der entscheidende Engpass: 11.000 MW Onshore-Wind stecken derzeit im Genehmigungsverfahren in Deutschland fest“, so Windeurope Chef Pierre Tardieu. Und der Übergang zu Auktionen, bei denen Bürgerenergie-Projekte bereits 2017 in Auktionen ohne Genehmigung mitbieten durften, war chaotisch. Viele dieser Projekte müssen noch gebaut werden, so Tardieu weiter. Mit Frankreich, das in den ersten sechs Monaten gute Ergebnisse erzielt hat, müssten Spanien, Norwegen und Schweden nun dazu beitragen, den Rückstand in der zweiten Jahreshälfte auszugleichen.
Hintergrund zu den Windenergie-Statistiken
Die von der Deutschen Windguard veröffentlichten Daten werden mittels Abfragen bei Branchenakteuren erhoben sowie durch weitere Recherchen ermittelt. Sie spiegeln die neu errichteten Windkraftanlagen wider. Dabei kann es sowohl in der Gesamtsumme als auch in der regionalen Ausdifferenzierung zu Abweichungen mit den vom IWR regelmäßig ausgewerteten Daten der Bundesnetzagentur (BNetzA) kommen, die auf der Auswertung des Marktstammdatenregisters basieren. Kriterium für die IWR-Analyse ist nicht das Errichtungsdatum, sondern das in der BNetzA-Datenbank gespeicherte Inbetriebnahme-Datum der Windkraftanlagen. Statistische Änderungen durch die BNetzA (auch rückwirkend) sind wegen einzelner Nachmeldungen von Anlagen oder Korrekturen zum Anlagenregister jederzeit möglich. Die Unschärfen führen nicht zu Änderungen an den Trendaussagen (Zur IWR-Zubaustatistik Windenergie).
Quelle: IWR Online
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