18.11.2025, 15:00 Uhr

BMW erhält 273 Millionen Euro staatliche Förderung für Brennstoffzellen-Pkw - Bayern profitiert von Bundesmitteln


© BMW AG

München - Seit 1979 forscht BMW am Wasserstoffauto, zunächst als Wasserstoff-Verbrenner, seit 2013 auch in der elektrischen Brennstoffzellen-Version. Jetzt erhält BMW vom Bund und vom Freistaat Bayern eine Förderzusage in Höhe von 273 Millionen Euro, um die Serienfertigung von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Pkw aufzubauen.

BMW ist derzeit der einzige verbliebene deutsche Hersteller, der auf Wasserstoff-Brennstoffzellen im Pkw-Segment setzt. Mit der bekannt gegebenen Förderung werden Produktionskapazitäten für die Serienfertigung aufgebaut, wobei Bayern als Hauptstandort besonders profitiert. Ob sich die Wasserstoff-Brennstoffzelle mithilfe der Bundesförderung aus der Nische lösen und parallel zum batteriebetriebenen E-Auto etablieren kann, bleibt eine Wette auf die Zukunft.

HyPowerDrive: BMW erhält Förderung von Bund und Land

Die BMW Group hat vom Bundesministerium für Verkehr (BMV) und dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) die Förderung für ihr Projekt HyPowerDrive erhalten. Das Vorhaben wird im Rahmen der europäischen IPCEI-Initiative (Important Projects of Common European Interest) unterstützt, die strategische und innovative Projekte in Schlüsseltechnologien in Europa fördert.

Die Aufnahme in die IPCEI ermöglicht es dem Bund und Bayern, staatliche Fördermittel in größerem Umfang bereitzustellen, als es nach den üblichen EU-Beihilferegeln möglich wäre, ohne dass dies als wettbewerbsverzerrend gilt. Konkret fließen 193 Millionen Euro vom Bund und 80 Millionen Euro vom Bundesland Bayern in das Projekt.

Ziel von HyPowerDrive ist es, die Serienproduktion der Brennstoffzellen-Technologie aufzubauen und Fahrzeuge wie den BMW iX5 Hydrogen ab 2028 auf den Markt zu bringen. Das Projekt wird an den BMW-Standorten München, Steyr und Landshut umgesetzt, wo Prototypen und Komponenten gefertigt werden.

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder betont: „Die Mobilität mit Wasserstoff und Brennstoffzelle ist ein wichtiger Baustein, um unsere Klimaziele im Verkehr zu erreichen. Mit HyPowerDrive stärken wir die technologische Vielfalt und Wettbewerbsfähigkeit des Automobilstandorts Deutschland.“

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder ergänzt: „Das Forschungsprojekt ist zentral in der Wasserstoff-Strategie von BMW für neue und nachhaltige Antriebe. Insgesamt können 2500 Arbeitsplätze entstehen. Ein guter Tag für BMW und Bayern!“

BMW: Vom Wasserstoff-Verbrenner zur Wasserstoff-Brennstoffzelle im Pkw

Die Wasserstoffforschung bei BMW reicht bis ins Jahr 1979 zurück. BMW stellte in dem Jahr einen Prototyp auf Basis des 5er (E12 / 520) vor, der mit Wasserstoff betrieben wurde. Ein erster Meilenstein war 2004 der BMW H2R, ein Rennwagen mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor. 2006 folgte der Hydrogen 7, eine Luxuslimousine mit bivalentem V12-Motor, die sowohl flüssigen Wasserstoff als auch Benzin nutzen konnte. Trotz dieser frühen Projekte blieb der Wasserstoff-Verbrennungsmotor ein Versuchsträger.

Ab 2013 entwickelte BMW zusammen mit Toyota Fahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzelle, 2017 zeigte der 5er Gran Turismo eine seriennahe Brennstoffzellenlösung. Mit dieser Umstellung verlagerte BMW stetig den Schwerpunkt vom Wasserstoff-Verbrenner hin zur elektrischen Wasserstoff-Brennstoffzelle.

Im August 2022 startete BMW die Serienproduktion der 2. Generation seines Brennstoffzellensystems im Kompetenzzentrum Wasserstoff in Garching (München). Parallel testet BMW eine Pilotflotte, darunter der iX5 Hydrogen, ein SUV mit 125 kW Leistung und rund 500 km Reichweite.

Staatliche Förderung: Von der Entwicklung zur Serienfertigung

Die 3. Generation der Brennstoffzelle wurde von BMW, teils in Kooperation mit Toyota, bereits entwickelt. Sie umfasst Design, Testfahrzeuge und Prototypen. Mit der Förderzusage von Bund und Bayern wird nun die Serienfertigung aufgebaut.

In den Kompetenzzentren München, Steyr und Landshut entstehen Produktionsanlagen, Testsysteme und Montageprozesse für die seriennahe Fertigung. Ziel ist es, die Produktion zu optimieren, Komponenten zu standardisieren und Kosten zu senken. BMW betrachtet dies als strategische Investition in die Zukunftstechnologie, während Bayern die Bundes- und Landesfördermittel auch aus wirtschaftspolitischer Sicht einsetzt: Arbeitsplätze sichern, Industrie stärken, Standortprofil schärfen.

E-Autos: Brennstoffzelle im Nischenmarkt versus Batterie-Pkw im Hochlauf

Die Förderung von Wasserstoff-Brennstoffzellen wird in Bayern als Beitrag zur Technologieoffenheit gesehen, vor allem um den Automobilstandort Bayern zu stärken und neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Sowohl der Brennstoffzellen-Pkw als auch der Batterie-Pkw nutzen einen Elektromotor als Antrieb und sind damit strombasiert. Der Unterschied liegt vor allem im Energiespeicher: Bei der Batterie wird der Strom extern erzeugt und gespeichert, bei der Brennstoffzelle wird der Strom direkt an Bord aus Wasserstoff erzeugt.

Allerdings sind die Marktbedingungen für Brennstoffzellen-Pkw derzeit sehr herausfordernd. Der Markthochlauf für Batterie-Pkw ist weltweit bereits weit fortgeschritten, mit stark sinkenden Preisen für Akkus und einem dichten Netz von Ladesäulen.

Für Brennstoffzellen-Pkw fehlt dagegen eine flächendeckende Wasserstoff-Infrastruktur, die Lieferketten für Wasserstoff sind noch unvollständig, und die Fahrzeuge bewegen sich bislang in einem reinen Nischenmarkt.

BMW setzt dennoch auf ein breites Antriebsportfolio, um weltweit unterschiedliche Kundenbedürfnisse abzudecken. Die staatliche Förderung soll dazu beitragen, die Serienfertigung von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Pkw aufzubauen und den Einstieg aus der Nische in die kommerzielle Nutzung vorzubereiten – eine Kombination aus strategischem Technologievorsprung und Standortpolitik. Ob dies in dem aktuellen Marktumfeld gelingt, ist derzeit noch nicht absehbar.

Quelle: IWR Online

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