23.12.2008, 14:54 Uhr

IWR-Interview mit Phoenix Solar-Vorstandschef Dr. Andreas Hänel: Finanzierungsknoten wird 2009 platzen

Münster - Die Regenerative Energiewirtschaft befindet sich auch 2008 weltweit auf Wachstumskurs, wenngleich die hohe Wachstumsdynamik im zweiten Halbjahr im Zuge der internationalen Finanzkrise nachgelassen hat. Wie es 2009 in den einzelnen Teilsektoren weiter gehen könnte, zeigen die Meinungen einiger Branchenvertreter auf, die das IWR in einer losen Interviewserie veröffentlicht.

Das IWR sprach mit Dr. Andreas Hänel, dem Vorstandsvorsitzenden der Phoenix Solar AG, über die Perspektiven in der Photovoltaik-Branche.

IWR: Herr Dr. Hänel, wie ist für die Photovoltaik-Branche das Jahr 2008 gelaufen und welche Highlights gab es aus der Sicht Ihres Unternehmens?

2008 war mit Unsicherheiten in den drei weltweit größten PV-Märkten Deutschland, Spanien und USA gestartet. Diese Unsicherheiten wurden im Laufe des Jahres durch gefestigte Regelungen in allen drei Märkten abgebaut, was grundsätzlich positiv ist. Allerdings hätten die Regelungen im EEG etwas besser ausfallen können; ebenso ist der Cap in Spanien unerfreulich. Dies ist ein kleiner Wermutstropfen.

Zu den Highlights für Phoenix Solar gehört neben den zahlreichen schönen PV-Projekten, die ich hier nicht im Detail darstellen möchte, sicherlich die Aufnahme in den TecDax im März 2008 und die gelungene Konsortialfinanzierung in schwierigen Zeiten mit einem Volumen von 150 Millionen Euro, die das weitere Wachstum in den kommenden Jahren sichert.

IWR: Welche Erwartungen an den Markt haben Sie für das Jahr 2009 und wie wird sich die Finanzkrise auswirken?

Natürlich wird das Jahr 2009 aufgrund der Finanzkrise und der Rezessionstendenzen nicht so positiv verlaufen, wie es ohne diese Entwicklungen verlaufen würde. Dies ist allerdings kein Grund zur Schwarzmalerei. Die Solarbranche wird weltweit wieder mit zweistelligen Raten wachsen und damit eine der wenigen Wachstumsbranchen überhaupt bleiben.

Auch Phoenix Solar wird weiter wachsen. Seit dem Jahr 2000 gelang dies im Durchschnitt mit 80 Prozent jährlich. Das kann 2009 nicht erreicht werden. Nichtsdestotrotz sollte Phoenix Solar wieder ein deutlich zweistelliges Wachstum erzielen.

IWR: Wie wichtig ist für die Photovoltaik die Internationalisierung und wie positioniert sich Phoenix Solar in diesem Zusammenhang?

Grundsätzlich ist die Internationalisierung für die Photovoltaik-Unternehmen sehr wichtig, um die ständig neuen Marktchancen zu nutzen und um nicht von einzelnen Märkten abhängig zu sein.

Phoenix Solar wird für das Gesamtjahr 2008 einen Auslandsanteil von deutlich über 30 Prozent ausweisen. Der Hauptabsatz fokussiert sich für Phoenix Solar auf Europa. Hier sind Italien und Spanien die wichtigsten Märkte außerhalb Deutschlands. Auch Griechenland, Frankreich und weitere Regionen wie z.B. Osteuropa sind mittelfristig interessant.

Außerhalb von Europa ist Phoenix Solar z.B. in Asien in Singapur vertreten, wo aktuell interessante Projekte in der Pipeline sind. Von dort werden wir weitere Märkte wie Indien, Malaysia, Südkorea oder Thailand erschließen.

IWR: Wie entwickelt sich der internationale Photovoltaik-Markt und wie kann die aktuelle Kreditklemme überwunden werden?

Der internationale Photovoltaik-Markt entwickelt sich sehr positiv. Die Photovoltaik wird gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, da sie langfristig ein sicheres Investment ist. Derzeit ist die Branche zwar noch von Förderregelungen und Marktanreizprogrammen abhängig, aber bereits in wenigen Jahren sehen wir erste Märkte mit Netzparität. Langfristig werden aber immer mehr Länder und Regionen die Photovoltaik entdecken. Zu nennen sind hier Mittelamerika, Asien und z.B. Australien, wo Phoenix Solar bereits vertreten ist. Auch der US-Markt wird mit dem neuen Präsidenten Obama weiter wachsen und bald vielleicht der größte PV-Markt der Welt sein

2009 wird der Knoten platzen, da die Banken Geschäfte machen müssen und sich dabei auf sichere und risikoarme Investitionen wie beispielsweise die in Photovoltaikkraftwerke konzentrieren werden. Hierbei ist die Bundesregierung über die KfW unterstützend tätig, um Investitionen in Projekte erneuerbare Energien in dieser Krisenphase wieder anzukurbeln, was ich sehr begrüße.

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