22.12.2008, 12:40 Uhr

IWR-Interview mit Ulrich Schmack: EEG Biogas-Regelungen an einigen Stellen zu kurz

Münster - Die Regenerative Energiewirtschaft befindet sich auch 2008 weltweit auf Wachstumskurs, wenngleich die hohe Wachstumsdynamik im zweiten Halbjahr im Zuge der internationalen Finanzkrise nachgelassen hat. Wie es 2009 in den einzelnen Teilsektoren weiter gehen könnte, zeigen die Meinungen einiger Branchenvertreter auf, die das IWR in einer losen Interviewserie veröffentlicht.

Das IWR sprach mit Ulrich Schmack, Vorstand der Schmack Biogas AG, über die Perspektiven der Biogasbranche.

IWR: Herr Schmack, wie ist das Jahr 2008 für Schmack Biogas gelaufen und welche Highlights gab es aus der Sicht Ihres Unternehmens?

Schmack: Das Jahr 2008 war ein schwieriges Jahr für die gesamte Biogasbranche. Die lange Diskussion um die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen und die anhaltend hohen Rohstoffpreise führten zu einer Zurückhaltung der Investoren und verursachten einen Investitionsstau. Aber für Schmack Biogas gab es auch positive Ereignisse. Zum Beispiel die Inbetriebnahme Europas größter Biogaseinspeiseanlage in Schwandorf, die die geforderten Leistungsdaten weit übererfüllt oder der Verkauf von einer Gaseinspeisungsanlage an RWE Innogy sowie der Auftrag für ein weiteres Großprojekt von der E.ON Biogerdgas GmbH.

IWR: Welche Erwartungen an den Markt haben Sie für das Jahr 2009?

Schmack: Das Jahr 2009 wird deutlich besser werden, da sich die belastenden Faktoren aus dem Vorjahr ins Positive gedreht haben. Wir haben nun mit dem EEG, der geänderten Gasnetzzugangsverordnung und dem Erneuerbaren Wärmegesetz einen Rahmen für Biogas geschaffen, der für stabile Investitionsbedingungen sorgt. Ferner sind die Rohstoffpreise gegenüber den Höchstständen im Jahr 2008 um fast 50 % gesunken. Nach einem erwarteten Umsatz von rund 75 Mio. Euro in 2008 rechnen wir in 2009 mit einem Umsatz zwischen 140 und 160 Mio. Euro. Den größten Umsatzzuwachs sehen wir im Bereich großer Gaseinspeisungsanlagen. Aber auch im landwirtschaftlichen Bereich ist ein Anstieg der Nachfrage zu erwarten.

IWR: Welchen Anteil hat 2009 voraussichtlich der internationale Markt?

Schmack: Der Auslandsumsatz wird bei Schmack Biogas rund 20 % betragen. Auch für die Branche sehen wir nach wie vor Deutschland als den wichtigsten Markt, wenngleich die Anfragen aus dem Ausland in 2008 stark zugenommen haben. In vielen Ländern fehlen einfach die politischen Rahmenbedingungen. Das hat nicht nur mit Fördersätzen zu tun, sondern viel auch mit Netzzugängen sowie Bau- und Betriebsgenehmigungen.

IWR: Welche Länder favorisieren Sie kurzfristig?

Schmack: Italien wird für 2009 den Schwerpunkt unserer Auslandsaktivitäten darstellen. Daneben sind einzelne Projekte in Großbritannien, Frankreich und Osteuropa geplant.

IWR: Wie entwickelt sich der Biogasmarkt international und wo steht die Branche heute?

Schmack: Im europäischen Ausland werden sich die Märkte nach und nach entwickeln. Im Ausland setzt man – außer in Italien – fast ausschließlich auf die Vergärung von Gülle und Abfällen. Obwohl das Potenzial in diesem Bereich gegenüber den Energiepflanzen etwa nur im Verhältnis 5:1 steht, stehen wir auch im Abfallverwertungsbereich international erst am Anfang.

IWR: Was sind die wichtigen Faktoren für die kurzfristige Marktentwicklung? Wo drückt aktuell der Schuh?

Schmack: Wir sind zunächst einmal sehr froh, dass das EEG überhaupt verabschiedet ist. Jedoch greifen die neuen Regelungen an diversen Stellen zu kurz. Das gilt etwa für den KWK-Bonus (Kraft-Wärme-Kopplung), der meines Erachtens stärker hätte ausgebaut werden müssen. Statt eines Gülle Bonus und vielen Innovations-Boni, wäre eine größere Anhebung beim KWK-Bonus wünschenswert gewesen. Das hätte einen stärkeren Ausbau im Bereich der Gaseinspeisung mit anschließender Nutzung in dezentralen Blockheizkraftwerken ermöglicht.

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