27.03.2014, 17:09 Uhr

Niederländischer Alu-Produzent insolvent: Zu niedrige Strompreise in Deutschland

Münster – Im Rahmen der Energiewende und der aktuellen Reformpläne zum Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) liegt ein Fokus der Diskussion auf die Belastungen der Industrie durch hohe Strompreise. Die Industrieverbände fordern den staatlichen Schutz vor zu hohen Strompreisen, da ansonsten Arbeitsplätze in Deutschland verloren gingen.

Doch die Realität kann je nach Blickwinkel auch ganz anders aussehen: Der Strompreisindex des Verbands der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft(VIK) zeigt, dass Mittelspannungskunden in Industrie und Gewerbe so wenig für Strom zahlen müssen, wie seit Mai 2005 nicht mehr. Zudem hat ein niederländischer Alu-Produzent Insolvenz angemeldet und als Grund die niedrigen Strompreise in den Nachbarländern genannt.

Niedrige Strompreise in Deutschland setzen Firmen im Ausland unter Druck

Der sich daraus ergebene Vorteil für die deutsche Wirtschaft kann gleichzeitig zum Nachteil für Firmen in angrenzenden Ländern werden. So hat die niederländische Aluminiumschmelze Abdel Insolvenz beantragt. Als Grund gab das Unternehmen den steigenden Druck durch Unterschiede in den Strompreisen zwischen den Niederlanden und den umliegenden Ländern wie Deutschland an. Auch Frankreich klagt über den günstigen Strom in Deutschland. Am Spotmarkt der Strombörse liegt beispielsweise der durchschnittliche Preis in Deutschland signifikant unter dem in Frankreich. In Deutschland plant dagegen der Alukonzern Hydro, seine Produktion in Grevenbroich (NRW) auszuweiten. Die Aluminiumindustrie gilt als sehr stromintensiv. Zumindest in dieser Branche scheint eine deutlich zu hohe Belastung durch die Strompreise in Deutschland derzeit kein Hemmschuh zu sein.

SPD-Länder wollen Stromrabatte für Industrie ausweiten

Trotzdem werden Politiker nicht müde, auf die Industrie zu verweisen, wenn um das EEG verhandelt wird. Zuletzt wurde dies beim Treffen zwischen SPD-Ländervertretern und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel in Berlin deutlich (IWR Online berichtete). Im Zentrum stand einen Vorschlag über die Begünstigung von Eigenstrom für die Industrie. Die Eigenstromproduktion solle insbesondere bei der Industrie von der eigentlich vorgesehenen Zahlung der EEG-Umlage ausgenommen werden. In der gemeinsamen Pressekonferenz betonten alle SPD-Genossen die Wichtigkeit der Industrie für die jeweilige Region. Eine zu hohe Belastung der Unternehmen würde zum Verlust von Arbeitsplätzen führen. Die Zustimmung von Gabriel für den Vorschlag und das Einlenken des EU-Wettbewerbskommissars Joaquin Almunia bezüglich den weiteren Industrierabatten im Rahmen des EEG zeigen, dass trotz niedriger Industriestrompreise in Deutschland die Begünstigungen für Unternehmen wohl wichtiger Bestandteil des EEG bleiben werden.

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