25.08.2014, 12:47 Uhr

Tausende demonstrieren an deutsch-polnischer Grenze gegen Kohle-Abbau

Berlin - Der CO2-Ausstoß ist in Deutschland im Jahr 2013 gegenüber dem Vorjahr um gut drei Prozent angestiegen. Das liegt nicht zuletzt am aktuellen Boom der Kohle-Verstromung hierzulande. Gegen den Braunkohle-Tagebau haben am Wochenende nun mehrere Tausend Menschen demonstriert.

Bei der Demonstration, bei der nach Angaben der Organisatoren wie Greenpeace und weitere Umweltschutzorganisationen etwa 7.500 Menschen teilgenommen haben, ist eine acht Kilometer lange, grenzüberschreitende Menschenkette zwischen Kerkwitz in Deutschland und Grabice in Polen gebildet worden. In der Region sind Abbaggerungen für weitere Tagebaue geplant.

Demonstranten aus ganz Europa

"Es ist überwältigend, dass mehr als 7.500 Menschen aus ganz Europa heute mit uns für eine lebenswerte Zukunft ohne neue Braunkohletagebaue demonstriert haben. Das gibt uns Mut und Kraft für die kommenden Jahre. Wir geben nicht auf, bis die Politik einsieht, dass es eine gesellschaftliche Mehrheit gegen neue Braunkohleprojekte gibt", sagte Thomas Burchardt, der Mitinitiator der Menschenkette und Sprecher des Bündnisses Klinger Runde ist.

Braunkohle – Ein Klimakiller schlechthin

Auf deutscher Seite ist ein Braunkohletagebau von Vattenfall geplant, der polnische Staatskonzern PGE will auf polnischer Seite sowohl eine Kohlegrube ausheben als auch ein neues Braunkohlekraftwerk bauen. Dabei sollen fast zwei Milliarden Tonnen Kohle abgebaut werden und es würden bis zu 13.000 Menschen aus 13 Orten ihre Heimat verlieren. Die drei in der Gegend betriebenen Kohlekraftwerke von Vattenfall Jänschwalde, Boxberg und Schwarze Pumpe setzen laut Greenpeace genauso viel CO2 in die Atmosphäre frei wie ganz Schweden. Das sind gut 53 Millionen Tonnen.

Polen stark von der Kohle abhängig

In Polen wird immer noch gut 90 Prozent des Energiebedarfs von Kohlekraftwerken abgedeckt. Eine Greenpeace-Studie zeigt, dass bis 2030 die Hälfte dessen durch erneuerbare Energien ersetzt werden kann. Das würde auch für etwa 100.000 neue Arbeitsplätze sorgen, wie Anna Dziadek, die Sprecherin der polnischen Bürgerinitiative Stowarzyszenie Nie Kopalniodkrywkowej meint. Auch in Deutschland hat der Umweltkiller Braunkohle noch etwa gut 25 Prozent im Strommix inne. Dabei wurde in Deutschland noch vor Australien und den USA mehr Braunkohle gefördert als anderswo auf der Welt.

"Wenn die Bundesregierung nicht jede Glaubwürdigkeit im Klimaschutz verspielen will, dann muss sie alle weiteren Braunkohlegruben stoppen. Wenn die Politiker nicht endlich handeln, dann war die Menschenkette erst der Anfang des wachsenden Kohlewiderstands", so Anike Peters, Kohleexpertin von Greenpeace Deutschland.

Grenzenlos für eine bessere Umwelt

Dass Polen und Deutsche heute Hand in Hand für das gemeinsame Ziel des Umweltschutzes ankämpfen, sah vor 75 Jahren ganz anders aus. Auf den Tag genau wurde damals der Hitler-Stalin-Pakt und damit die Aufteilung von Polen unterzeichnet. Neun Tage später begann der Zweite Weltkrieg mit dem Angriff auf Polen. Somit hatte die Menschenkette noch eine zusätzliche, symbolische Bedeutung. Organisiert wurde die Aktion von der Klinger Runde, Greenpeace, BUND, Campact, den Naturfreunden Deutschlands, der Klima-Allianz Deutschland, Berliner Energietisch, Anti-Atom Berlin, dem Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit der Agenda 21 Gemeinde Schenkendöbern und der polnischen Bürgerinitiative Stowarzyszenie Nie.

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