18.02.2015, 11:20 Uhr

Elektromobilität: ZSW-Forscher treiben industrielle Batterie-Produktion voran

Ulm – Deutsche Forscher sind einer Batterie-Herstellung im industriellen Maßstab für die Elektromobilität einen entscheidenen Schritt vorangekommen. Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) kann nun mit einer neuen Forschungsplattform automobiltaugliche Lithium-Ionen-Zellen seriennah produzieren. Die ersten Ergebnisse können sich sehen lassen.

Auf einer im Dezember 2014 fertig gestellten Forschungsproduktionslinie in Ulm hat das ZSW seriennah Lithium-Ionen-Zellen für Plug-in-Hybridautos produziert. Damit hat das Institut nach eigenen Angaben deutschlandweit in diesem Bereich die Nase vorn. Die Kapazität der Zellen liegt bei 23 Amperestunden (Ah) und damit auf gleichem Niveau wie kommerzielle Zellen aus Asien.

Deutschland will Leitanbieter für die Elektromobilität werden

Künftig soll sich der Wert von 23 Ah noch um Einiges erhöhen. Die Forschungsplattform am ZSW wurde von Bund und Land gefördert und steht Industrieunternehmen und Forschungspartnern zur Entwicklung fortschrittlicher Zell-Technologien offen.

„Das ist ein großer Erfolg, sowohl für die Forschung und Wirtschaft als auch für die Politik, die Deutschland zum Leitanbieter für die Elektromobilität entwickeln will“, sagt Prof. Werner Tillmetz, ZSW-Vorstand und Leiter des Geschäftsbereichs Elektrochemische Energietechnologien. „In unserem Land wettbewerbsfähige Batterien für Elektroautos zu produzieren, wird möglich.“

Hoher Wertschöpfungsanteil entfällt auf die Batterie

Die Zellen haben eine Lade-Endspannung von 4,1 Volt, ein Gewicht von 650 Gramm und entsprechen dem PHEV-1-Standard für Plug-in-Hybride. Eine Optimierung soll demnächst vorgenommen werden. „Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht“, so Tillmetz weiter. „Durch verbesserte Prozesse können wir die Kapazität, Qualität und Ausbeute in den nächsten Monaten deutlich erhöhen.“

Laut einem aktuellem Bericht der Nationalen Plattform Elektromobilität entfallen bis zu 40 Prozent des Wertschöpfungsanteils in Elektrofahrzeugen auf die Batterie. Das Automobilland Deutschland will künftig in diesem Markt mitmischen und die wettbewerbsfähigsten Zellen für Elektroautos entwickeln und fertigen.

Millionen-Unterstützung für Batterie-Anlage von Bund und Land

Um dieses Ziele zu erreichen, haben sich das ZSW und führende Industrieunternehmen zusammengeschlossen und Ende 2014 eine Forschungsplattform zur Herstellung großer automobiltauglicher Lithium-Ionen-Zellen in Betrieb genommen. Die Plattform umfasst den kompletten Herstellprozess, von der Pastenherstellung bis zur Formierung der Zellen. Auf dieser Basis können Produkte von morgen entwickelt werden, ohne die laufende Produktion bei Zellherstellern zu beeinträchtigen. Eine Zell- und Batterieproduktion hierzulande aufzubauen, rückt aus Sicht des ZSW mit diesem Vorhaben ein gutes Stück näher.

Inzwischen haben das ZSW und seine Partner das erste Projekt zur Optimierung des Herstellprozesses für PHEV-1-Zellen auf der Anlage gestartet. Beteiligt sind BASF, BMW, Daimler, Elring Klinger, Manz, Robert Bosch, Rockwood Lithium, SGL Carbon und Siemens. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) förderte die Anlagenausrüstung mit 25,7 Millionen Euro. Das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg (MFW) bezuschusste die dafür nötige Gebäudeerweiterung mit sechs Millionen Euro.

Quelle: IWR Online
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