16.04.2015, 14:54 Uhr

Gewaltiges Potenzial: NRW-Studie für oberflächennahe Geothermie erschienen

Düsseldorf – Das Landesumweltamt in Nordrhein-Westfalen hat das geothermische Potenzial des bevölkerungsreichsten Bundeslandes untersucht. Die Umweltexperten haben dazu für jedes Grundstück Faktoren wie Untergrundeigenschaften, klimatische Einflüsse oder Naturschutz-Restriktionen berücksichtigt. Ergebnis: Das Potenzial für oberflächennahe Geothermie in NRW ist gewaltig.

Mehr als die Hälfte des Wärmebedarfs in Nordrhein-Westfalen kann demnach durch die Nutzung von oberflächennaher Erdwärme gedeckt werden. Umwelt- und Klimaschutzminister Johannes Remmel (Grüne) forderte dazu auf, die Energiewende nicht allein auf eine Stromwende zu reduzieren. "Wir reden viel zu wenig über Wärme. Über die Hälfte der Energie wird bei uns zur Wärmeversorgung gebraucht, in Privathaushalten sogar mehr als 80 Prozent", so Remmel.

Bei Geothermie in NRW noch "einiges zu holen"

Nach Berechnungen des Landesumweltamtes (Lanuv), das die landesweite Potenzialstudie erstellt hat, beträgt das Potenzial zur Nutzung von oberflächennaher Geothermie in NRW knapp 154 Miliarden Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Damit könnte etwa 57 Prozent des jährlich anfallenden Wärmebedarfs gedeckt werden. Lanuv-Präsident Dr. Thomas Delschen: "Unsere Studie zeigt: Bei der klimafreundlichen Nutzung von Geothermie ist in Nordrhein-Westfalen noch einiges zu holen. Unser Land bietet hervorragende Voraussetzungen für die Ausschöpfung dieses riesigen Potenzials."

Grundstücksscharfe Analyse der Faktoren

Zur Berechnung des geothermischen Potenzials wurde für jedes Grundstück in NRW das Flächendargebot, die Untergrundeigenschaften, der klimatische Einfluss und auch etwaige Restriktionen aus Sicht des Umwelt- und Naturschutzes berücksichtigt. Anschließend wurde der Wärmebedarf für jedes Gebäude entsprechend seiner Größe und Nutzungsart bestimmt. Durch das grundstücksscharfe Verschneiden des geothermischen Potenzials der Grundstücke mit dem Wärmebedarf der jeweiligen Gebäude wurde das technisch nutzbare geothermische Potenzial bestimmt.

Die Wasserschutzzonen der Klassen I und II wurden dabei als Ausschlussflächen bestimmt. Für die weiteren Zonen wurden zwei Szenarien betrachtet: bei Szenario A wird eine Begrenzung der Sondentiefe auf 40 Meter begrenzt und der Betrieb der Sondenanlage mit Wasser vorgeschrieben; bei Szenario B stellen auch die restlichen Wasserschutzzonen Ausschlussgebiete dar.

Städteranking: Essen mit größtem geothermischen Potenzial

Das größte geothermische Potenzial im Szenario A haben die Städte Essen mit 4,25 Mrd. kWh pro Jahr und Köln mit 3,82 Mrd. kWh pro Jahr. Im Szenario B ist ebenfalls Essen mit 4,2 Mrd. kWh jährlich Sieger. Allerdings folgt auf Rang zwei Dortmund mit 3,6 Mrd. kWh pro Jahr. Auf Bezirksebene liegt mit insgesamt 38,2 Mrd. kWh pro Jahr das höchste Potenzial im Regierungsbezirk Düsseldorf.

Zur Gewinnung von oberflächennaher Erdwärme werden Sonden bis zu 100 Meter tief in die Erde eingelassen. Erdwärme steht rund um die Uhr und unabhängig von jahreszeitlichen Schwankungen zur Verfügung. Sie ist unerschöpflich und unabhängig von Brennstoffen.

Weltweit dreistellige Milliarden-Beträge für erneuerbare Energien - NRW dabei

Minister Remmel sieht in dem Ausbau der Zukunftsenergien einen starken Wachstumsmotor für die heimische Wirtschaft: "Weltweit steigen die Investitionen in Erneuerbare Energien und erreichen inzwischen dreistellige Milliarden-Beträge. Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir dabei sein oder wollen wir das Wachstum irgendwo anders stattfinden lassen?" Die Landesregierung habe bewusst eine Entscheidung für die Zukunftsenergien getroffen. "Mit der jetzigen Landesregierung gibt es grünes Licht für grünen Strom und grüne Wärme. Wir wollen eine pulsierende und lebendige Zukunftswirtschaft aufbauen, indem wir den Ausbau der regenerativen Energien beschleunigen. Denn nur hierdurch kann NRW zu einem Gewinner der beschleunigten Energiewende werden", so Remmel.

Quelle: IWR Online
© IWR, 2015