23.06.2015, 08:34 Uhr

EU-Studie: Deutschland erreicht Erneuerbaren-Ziele nicht

Berlin - Deutschland verfolgt ein verbindliches nationales Ziel, wonach der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 auf 18 Prozent klettern soll. Eine Studie im Auftrag der Europäischen Kommission kommt aber zu dem Ergebnis, dass dieses Ziel nicht erreicht wird.

Im Rahmen des EU-Projektes „Keep-on-Track!“ wird seit 2012 wissenschaftlich verfolgt, wie die Chancen für die Erreichung der 2020-Ziele in mehreren Ländern stehen. Fazit. Unter Beibehaltung der aktuellen Förderpolitiken werden die sauberen Energiequellen in Deutschland höchstens einen Anteil von 17,3 Prozent am Endenergieverbrauch erreichen.

Zu wenig Wachstum im Wärme- und Mobilitätssektor

Dies teilte nun der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) mit, dessen kürzlich vorgestellte Kurzexpertise von Dr. Joachim Nitsch bereits zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen war. Laut Nitsch, ehemaliger Fachmann beim DLR, hätte ein Anteil von 17 bzw. 17,2 Prozent erreicht werden können. Im Rahmen der Studie „Keep-on-Track!“ von Fraunhofer ISI, Eclareon, der Energy Economics Group der TU Wien sowie nationalen Verbänden wird davon ausgegangen, dass sich der erneuerbare Stromsektor in Deutschland weiterhin positiv entwickelt, allerdings die Zuwächse nicht für einen Ausgleich des mangelnden Wachstums im Wärme- und Mobilitätssektor ausreichen.

„Eine weitere Begrenzung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien würde deswegen zu einer noch größeren Verletzung unserer internationalen Verpflichtungen führen. Deutschland erreicht dann weder die 18 Prozent Erneuerbaren-Anteil noch die Reduktion der Klimagase um 40 Prozent im Vergleich zu 1990“, sagt Dr. Hermann Falk, BEE-Geschäftsführer.

Märkte für Photovoltaik, Bioenergie und Wasserkraft wiederbeleben

Für Gesamteuropa prognostizieren die Projektpartner einen Anteil von höchstens 18,4 Prozent bis 2020. Das Ziel liegt jedoch bei 20 Prozent. Auch wenn 25 Mitgliedsstaaten derzeit ihre Zwischenziele noch erfüllen konnten, wie die Europäische Kommission kürzlich mitteilte: In den nächsten Jahren wird der Zielpfad deutlich steiler und nur mit zusätzlichen Anstrengungen möglich. Die Europäische Kommission und die Mitgliedsstaaten sind laut BEE deshalb jetzt gefordert, über verbindliche nationale Verpflichtungen für 2030 und ein neues flexibles Marktdesign die Voraussetzungen zu schaffen für mehr erneuerbare Energien. Falk appelliert an die Bundesregierung, mit konkreten Maßnahmen den Erneuerbaren-Ausbau zu stützen. Dazu zähle, die Märkte für Photovoltaik, Bioenergie und Wasserkraft im Stromsektor wiederzubeleben sowie die erneuerbare Wärme und klimafreundliche Mobilität zu stärken.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2015