05.08.2015, 10:46 Uhr

Notabschaltungen für Atomkraftwerke drohen: Flüsse zu warm

Münster – Zu hohe Wasser-Temperaturen in Flüssen, die zur Kühlung von Atomkraftwerken dienen, können zu Drosselungen oder gar Abschaltungen dieser Kraftwerke führen. Das ist keine neue Erkenntnis, doch könnte diese Problematik im Zuge des Klimawandels und aufgrund steigender Temperaturen zunehmen. Im Juli schrammten bereits Atomkraftwerke in Deutschland und der Schweiz an derartigen Maßnahmen knapp vorbei.

Wie der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel (Bündnis 90 / Die Grünen) Medienberichten zufolge erklärte, habe das Atomkraftwerk Grohnde an der Weser im Juli kurz vor einem derartigen Eingriff gestanden. Auch in der Schweiz war das Wasser der Aare, mit der das AKW Beznau gekühlt wird, zu warm geworden. Beide Kraftwerke konnten jedoch trotz der kritischen Situation ungedrosselt weiterbetrieben werden.

Wenzel: Kritische Situation am AKW Grohnde

Der festgeschriebene Grenzwert für die Temperatur der Weser, an der der Kernkraftwerk Grohnde des Betreibers E.ON mit einer Nettoleistung von 1.360 Megawatt gelegen ist, beträgt 28 Grad Celsius (°C). Laut Wenzel war dieser Grenzwert mit 26,2 °C nur knapp verfehlt worden. Für den Umweltminister eine kritische Situation, die fast zu einer Abschaltung oder zumindest zu einer Drosselung der Kraftwerksleistung geführt hätte. Im Vergleich zu anderen Flüssen in Deutschland wie Donau oder Rhein ist der Wasserstand der Weser zeitweise relativ niedrig, so dass sich das Wasser schneller aufwärmt. Problematisch war die Situation an der Weser beispielsweise auch im Sommer 2006 aufgrund einer längeren Hitzeperiode. Zu hohe Wassertemperaturen sorgen in Flüssen für einen fallenden Sauerstoffgehalt, das sich wiederum negativ auf Flora und Fauna im Gewässer auswirkt.

Schweiz: Kühlwasser der AKWs darf maximal 30 Grad warm sein

In der Schweiz darf laut Gewässerschutzverordnung die Temperatur des Kühlwassers der Kraftwerke höchstens 30 °C betragen. Der Fluss darf durch die AKW nicht um mehr als drei Grad Celsius aufgewärmt werden. Zudem darf die Wassertemperatur 25 °C nicht überschreiten. Aufgrund geringer Niederschläge waren die Temperaturen der Aare, an der das AKW Beznau mit einer Gesamt-Bruttoleitung von 760 MW gelegen ist, zeit- und streckenweise auf über 25 °C erhöht. In Extremfällen haben die Behörden in der Schweiz trotz Verordnung die Regeln bislang flexibel ausgelegt, um keinen Versorgungsengpass in Kauf nehmen zu müssen. Kurzfristige Genehmigungen zur zeitweisen Überschreitung der 30-Grad-Grenze um zwei Grad für das AKW-Kühlwasser sind möglich. Doch dann muss das Kraftwerk auch in der Schweiz tatsächlich gedrosselt werden. Ein Fall, der in Zukunft häufiger auftreten könnte.

Quelle: IWR Online

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