20.10.2016, 08:14 Uhr

Wie Geld aus dem Atomfonds an AKW-Betreiber zurückfließt

Münster - Der jetzt im Bundeskabinett verabschiedete Atomfonds ist nicht nur wie ursprünglich angenommen für die Finanzierung der Endlagerung des Atommülls vorgesehen, sondern auch für die Zwischenlagerung. Das von den AKW-Betreibern in den Atomfonds einzuzahlende Geld könnte so schneller wieder zurückfließen als gedacht, denn der Atommüll wird an zahlreichen Atomkraftwerken direkt auf dem Gelände der AKW-Betreiber gelagert.

Mit der Einrichtung des Atomfonds können sich die AKW-Betreiber aus der Haftung von Zwischen- und Endlagerung freikaufen. Damit herrscht für die ehemaligen Betreiber der Atomkraftwerke Klarheit über die Kosten der Lagerung des Atommülls, für den Steuerzahler fängt die Unsicherheit gerade erst an.

Zwölf Zwischenlager an AKW-Standorten in Betrieb

Ein Endlager für den deutschen Atommüll ist noch lange nicht in Sicht und wird sehr wahrscheinlich auch erst nach 2050 in Betrieb gehen. Bis dahin muss der Atommüll an dezentralen Standorten zwischengelagert werden, auch an den jetzigen Standorten der Atomkraftwerke. Diese Zwischenlager haben eine Betriebsgenehmigung von 40 Jahren, können also mindestens bis in die 2040iger-Jahre betrieben werden.

Bereits mit der Novellierung des Atomgesetzes im April 2002 wurde die Verpflichtung der Betreiber von Kernkraftwerken festgelegt, an den Standorten der Kernkraftwerke für die Zwischenlagerung der aus dem Betrieb entstehenden bestrahlten Brennelemente Sorge zu tragen. Aktuell sind laut Bundesamt für Strahlenschutz an zwölf AKW-Standorten Zwischenlager für den Atommüll in Betrieb: Biblis, Brokdorf, Brunsbüttel, Grafenrheinfeld, Grohnde, Gundremmingen, Isar, Krümmel, Lingen, Neckarwestheim, Philippsburg, Unterweser.

Über 17.200 Tonnen Atommüll müssen entsorgt werden

Laut Bundesamt für Strahlenschutz sind bis Ende 2011 bereits 14.460 Tonnen Schwermetall in Form von abgebrannten Brennelementen angefallen. Davon wurden ca. 6.670 Tonnen Schwermetall zur Wiederaufarbeitung ins Ausland oder in andere Anlagen gebracht. Der überwiegende Teil ist inzwischen nach Deutschland zurückgeführt und lagert in den drei zentralen Zwischenlagern: Gorleben, Ahaus und „Nord“ (bei Lubmin).

Bis zu fünf weitere zentrale Zwischenlager erforderlich

Zudem befinden sich derzeit 7.790 Tonnen Schwermetall der bis Ende 2011 bereits angefallenen abgebrannten Brennelemente in den zwölf dezentralen Zwischenlagern an den AKW-Standorten. Weitere zirka 2.760 Tonnen Schwermetall abgebrannte Brennelemente werden bis zur Stilllegung der Kernkraftwerke noch anfallen. Das Bundesamt für Strahlenschutz schätzt auf Anfrage von IWR Online, dass in den kommenden Jahren in Deutschland drei bis fünf weitere zentrale Zwischenlager benötigt werden, neben den bestehenden dezentralen Lagern.

Linke Tasche - rechte Tasche: Erhalten AKW-Betreiber zukünftig Geld aus dem Atomfonds für die Zwischenlagerung an ihren Standorten?

Unklar ist, ob die AKW-Betreiber in Zukunft Geld für den Betrieb der Zwischenlager an den AKW-Standorten erhalten, zumindest solange bis ausreichend zentrale Zwischenlager gebaut sind oder das Endlager für den Atommüll fertiggestellt ist. Die Zwischenlagerung an den AKW-Standorten könnte also bis zur politischen Einigung ein lukratives Geschäft für die Betreiber werden. Die Betriebserlaubnis für die dezentralen Zwischenlager erlischt zwar in den 2040iger Jahren, aber eine Verlängerung scheint auch nicht ausgeschlossen zu sein.

Quelle: IWR Online

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