IWR-Interview mit PRÜFTECHNIK Condition Monitoring-Geschäftsführer Johann Lösl: Telediagnose von WEA gewinnt an Bedeutung
Münster - Die Regenerative Energiewirtschaft befand sich auch 2008 weltweit auf Wachstumskurs, wenngleich die hohe Wachstumsdynamik im zweiten Halbjahr im Zuge der internationalen Finanzkrise nachgelassen hat. Wie es 2009 in den einzelnen Teilsektoren weiter gehen könnte, zeigen die Meinungen einiger Branchenvertreter auf, die das IWR in einer losen Interviewserie veröffentlicht.
Das IWR sprach mit Johann Lösl, Geschäftsführer der PRÜFTECHNIK Condition Monitoring GmbH, über die Perspektiven im Bereich Telediagnose bei Windkraftanlagen.
IWR: Herr Lösl, wie ist das Jahr 2008 für PRÜFTECHNIK im Bereich Condition Monitoring-Systeme für Windenergieanlagen gelaufen und welche Highlights gab es aus der Sicht Ihres Unternehmens?
Lösl: Das Jahr 2008 war bislang das erfolgreichste Jahr in der Firmengeschichte. Im Bereich Windenergie haben wir 2008 die Zahl von insgesamt mehr als 1.000 ausgelieferten Condition Monitoring Systemen (CMS) deutlich überschritten. 2008 konnten wir die Verfahren im Bereich Telediagnose deutlich verbessern. Dies haben wir u.a. dadurch erreicht, dass wir die Ansätze der FMEA-Fehleranalyse (FMEA = Failure Mode and Effects Analysis) auf die Überwachung von Windenergieanlagen übertragen haben.
IWR: Welche Erwartungen an den Markt haben Sie für das Jahr 2009?
Lösl: Wir gehen davon aus, dass die Geschäftslage 2009 für uns zumindest gleichbleibend gut ist. Zusätzliche Marktpotenziale erhoffen wir uns durch unseren im Herbst im Markt eingeführten WEARSCANNER. Dabei handelt es sich um einen Online-Partikelverteilungszähler, der den Abrieb im Öl überwacht. Er erkennt elektrisch leitende Partikel im Lager- und Getriebeöl. Änderungen in Anzahl und Größe der detektierten Partikel werden in Echtzeit registriert und zeigen im Trendverlauf sehr früh aufkommende Schäden an Verzahnungen oder Wälzlagern an. Die Kombination aus Partikelzähler und schwingungsbasiertem CMS stellt momentan die sicherste Überwachung von Windenergieanlagen dar.
IWR: Welchen Anteil hat 2009 voraussichtlich der internationale Markt? Welche Länder favorisieren Sie kurzfristig?
Lösl: Bislang sind wir international v.a. als OEM-Anbieter tätig gewesen, d.h. wir beliefern WEA-Hersteller wie z.B. Nordex. In Zukunft wollen wir auch den Endkundenmarkt deutlich stärker ausbauen, v.a. in Nordamerika und Asien.
IWR: Wie entwickelt sich der Markt im Bereich WEA-Telediagnose international und wo steht die Branche heute?
Lösl: In vielen Ländern gibt es bei den Betreibern von WEA bislang noch kein großes Bewusstsein für den Einsatz von Condition Monitoring-Systemen. Allerdings ist ein Umdenken im Gange. Momentan spüren wir eine relativ starke Nachfrage für mobile Messungen zur Dokumentation des Anlagenzustands zum Auslauf der Garantiezeit und auch für das Auswuchten von Rotorblättern. Diesem Trend haben wir mit einer gezielten Qualifizierung von Mitarbeitern für unsere Tochterunternehmen Rechnung getragen.
IWR: Was sind die wichtigen Faktoren für die kurzfristige Marktentwicklung?
Lösl: Auf dem internationalen Markt zeigen sich bei den WEA-Betreibern derzeit zwei Ansatzpunkte für den Ausbau unserer Aktivitäten. Einerseits wendet sich der Kunde an uns, wenn er ein aktuelles Problem mit der WEA hat. Hier führen wir entsprechende Diagnosemessungen durch und geben dem Kunden Handlungsempfehlungen für die Lösung des Problems an die Hand.
Ein weiterer Ansatzpunkt für die internationale Expansion ist das sogenannte Condition-Assessment, das Anlagen betrifft, die aus der Garantiezeit laufen. Für Betreiber und Hersteller ist es dabei wichtig, zu wissen, in welchem technischen Zustand sich die Anlagen befinden. Dazu bieten wir entsprechende Lösungen und Dienstleistungen an, die sich momentan insbesondere in den USA gut vermarkten lassen.
Da qualifizierte Mitarbeiter im Bereich Condition Monitoring aktuell Mangelware sind, bauen wir zur Unterstützung unserer weiteren Expansion gezielt Mitarbeiter auf. Dies gilt auch für unsere Auslandsmitarbeiter in China und Nordamerika, die wir bei uns in Deutschland zuvor über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr entsprechend geschult haben.
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