31.10.2012, 10:34 Uhr

Netzausbau: Deutsche Umwelthilfe kritisiert mangelnde Alternativen

Berlin - Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) hat davor gewarnt, die Energiewende unter dem Deckmantel angeblicher Kostenersparnisse und wegen Verzögerungen beim Bau neuer Hochspannungs-Übertragungsleitungen künstlich auszubremsen. Zudem fänden im aktuellen Netzentwicklungsplan zu wenige technische Alternativen Beachtung. Das künftige Stromübertragungsnetz sei nach den Vorstellungen des DUH so auszugestalten, dass der dynamische Zubau von Wind- und Sonnenenergie ohne Unterbrechung weitergehen könne. Die Netzplanung für die Energiewende müsse deshalb gezielt flankiert werden durch Maßnahmen, die einerseits helfen, überflüssige Stromtrassen zu vermeiden und andererseits Platz schaffen für den weiteren Zuwachs der Erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne.

DUH fordert Prüfaufträge Untersuchung von Alternativen

"Die mit dem Netzentwicklungsplan Strom 2012 bisher vorgelegte Ausbauplanung krankt daran, dass technische Alternativen und absehbare Entwicklungen kaum geprüft werden", sagte der Leiter Erneuerbare Energien der DUH, Peter Ahmels anlässlich der Vorstellung der zweiten Stellungnahme der DUH zum Netzentwicklungsplan Strom 2012 (NEP 2012) und zur Strategischen Umweltprüfung (SUP) zum Bundesbedarfsplan. Dabei stehe ein ganzes Bündel technischer Maßnahmen zur Verfügung, die geeignet seien den Netzum- und -ausbau auf das absolut notwendige Maß zu begrenzen und gleichzeitig die für die Energiewende erforderliche Zubaudynamik bei Wind- und Sonnenenergie abzusichern, erläuterte Ahmels. Er forderte die Bundesnetzagentur auf, ihre Zustimmung zum Planentwurf der Übertragungsnetzbetreiber an entsprechende Hinweise und Prüfaufträge zur schnellstmöglichen Untersuchung solcher Alternativen zu koppeln. Für deren Umsetzung müsse allerdings in den meisten Fällen der Gesetzgeber die Voraussetzungen schaffen.

Windenergie-Abregelung und weniger inflexible konventionelle Kraftwerke

Eine zentrale Möglichkeit zur Vermeidung von Netzüberlastungen könnte aus Sicht der DUH die Abregelung der Einspeisespitzen von Windkraftwerken sein, die nur wenige Stunden im Jahr auftreten. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass mit einer Abregelung der Onshore- Windenergieanlagen in Höhe von nur zwei Prozent der in ihnen erzeugten Jahresarbeit mehr als 30 Prozent der Netzkapazität eingespart werden können", erläuterte der Energieforscher Soroush Nakhaie von der TU Clausthal. Perspektivisch könnte der Strom möglicherwiese auch sinnvoll genutzt werden, etwa zur "Betankung" von Elektroautos oder in Elektrowärmepumpen. Als weitere Möglichkeiten zur Minderung des Netzausbaubedarfs und zur Schaffung von "mehr Platz für Erneuerbare im Netz" fordert die DUH die Zurückdrängung von konventionellen Kraftwerken, die heute noch zur Aufrechterhaltung der Systemsicherheit laufen müssen, dabei aber aufgrund ihrer technischen Inflexibilität hohe Mindestleistungen kontinuierlich ins Netz einspeisen (so genannte Must-Run-Units).

Schnelle Energiewende billiger

Der Leiter Politik und Presse der DUH, Gerd Rosenkranz, warnte vor Entscheidungen zur Verlangsamung der Energiewende, wie sie neuerdings auch Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) ins Spiel bringe. Rosenkranz: "Es ist ein fundamentaler Irrtum, zu glauben, die Energiewende werde kostengünstiger, wenn wir sie langsamer vollziehen. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Je länger wir das alte und das neue Energiesystem parallel betreiben, umso teurer wird es für die Gesellschaft, für nachfolgende Generationen und für die Umwelt."


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