17.12.2012, 17:49 Uhr

Klimaschutz wird immer teurer

Zürich, Schweiz - Wenn Klimaschutzmaßnahmen nicht bald umgesetzt werden, wird es immer schwieriger und teurer, die weltweite Klimaerwärmung auf zwei Grad zu beschränken. Dies ist das Ergebnis einer Studie eines internationalen Forscherteams. Joeri Rogelj, Erstautor der Studie und Wissenschaftler an der ETH Zürich hat gemeinsam mit seinen Kollegen vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg, Österreich, und vom National Center for Atmospheric Research (NCAR) in Boulder, USA, eine ganze Reihe von möglichen Szenarien untersucht, was bis 2020 unternommen werden muss, um die weltweite Klimaerwärmung für das gesamte 21. Jahrhundert unter zwei Grad zu halten. Die Studie beziffert zum ersten Mal, was es kosten würde und mit welchen Risiken es verbunden wäre, wenn die Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2020 über bestimmten Grenzwerten lägen.

Jede Woche ein Kohlekraftwerk abschalten

Die Autoren der Studie zeigen auf, dass das Zwei-Grad-Ziel, das mehr als 190 Länder unterstützen, selbst dann erreicht werden kann, wenn die Treibhausgas-Emissionen nicht vor 2020 reduziert würden. Dies wäre allerdings mit sehr hohen Kosten sowie höheren Klimarisiken verbunden und nur unter äußerst optimistischen Annahmen, wie sich zukünftige Technologien entwickeln, zu erreichen. Zum Beispiel müsste die Atomkraft als Option zur Verfügung stehen, außer es gelänge der Weltgemeinschaft, sehr schnell und konsequent auf neue Technologien umzusteigen. Der Umstieg sollte auch energieeffiziente Geräte, Gebäude und Transporttechnologien, wie Elektrofahrzeuge, beinhalten. Ein Problem sind die weitverbreiteten Kohlekraftwerke. "Man müsste während der nächsten zehn Jahre jede Woche ein Kohlekraftwerk abschalten, wenn man das Zwei-Grad-Ziel erreichen möchte", sagt Keywan Riahi, Leiter des Energieprogramms am IIASA und Mitautor der Studie.

Höchstens 47 Gigatonnen CO2

Die Studie geht weiter als bisherige Studien, indem sie genau aufzeigt, wie hoch Emissionen im Jahr 2020 sein dürfen, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Die weltweiten Emissionen müssten nach der Studie bis 2020 auf 41 bis 47 Gigatonnen CO2-Äquivalente reduziert werden. Experten rechnen damit, dass im Jahr 2020 ohne besondere Maßnahmen weltweit 55 oder mehr Gigatonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen würden. Heute sind nach Angaben der Autoren ungefähr 50 Gigatonnen pro Jahr. Die energiebedingten reinen CO2-Emissionen lagen im Jahr 2011 weltweit bei etwa 34 Gigatonnen. "Bei einigen der Optionen haben wir noch immer eine echte Wahl, wie beispielsweise beim Atomausstieg. Wir verlieren diese Wahlmöglichkeit, wenn wir die Emissionen nicht auf 41 bis 47 Gigatonnen CO2-Äquivalente pro Jahr reduzieren", sagt Riahi.

Energieeffizienz auch effizient für Klimaschutz

Die vielleicht effizientesten Klimaschutzmaßnahmen sind laut der Studie die Reduktion des Energiebedarfs und die Steigerung der Energieeffizienz. In jenen Szenarien mit einer tieferen Zunahme des Energiebedarfs sahen die Wissenschaftler viel grössere Chancen, die Klimaerwärmung unter zwei Grad zu halten und flexibel bleiben zu können, was die Wahl der Klimaschutzmassnahmen betrifft. "Im Wesentlichen geht es um die Frage, wie viel unsere Gesellschaft zu riskieren bereit ist", sagt Mitautor David McCollum vom IIASA. "Es ist sicher einfacher, das Klimaproblem noch etwas länger vor uns herzuschieben. Doch wenn wir dies tun, riskieren wir, dass uns einige Klimaschutzmassnahmen langfristig nicht mehr zur Verfügung stehen."


© IWR, 2012