13.02.2013, 08:17 Uhr

Forschungsprojekt: Sparen mit dem Elektroauto

Karlsruhe - Die Firmen Michelin und Siemens gehen gemeinsam mit den Forschungspartnern Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI der Frage nach, ob man mit einem Elektrofahrzeug gegenüber dem konventionellen Vergleichsfahrzeug Geld sparen kann. Das Konsortium hat dazu im Januar 2013 eine Förderzusage des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) im Rahmen des baden-württembergischen Schaufensters LivingLab BWe mobil erhalten.

Erfolgreiche Elektromobilität muss wirtschaftlich sein

"Wenn die Elektromobilität in Europa erfolgreich werden soll, dann muss sie auch wirtschaftlich sein. Wir suchen gezielt nach Anwendungen, in denen Elektrofahrzeuge kostengünstiger fahren können als das Vergleichsfahrzeug mit Verbrennungsmotor", erklärt Dr. Olaf Wollersheim, Leiter des Schaufenster-Projekts RheinMobil am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Fündig geworden sind die Karlsruher Forscher bei den Firmen Michelin und Siemens, deren Mitarbeiter häufig zwischen deutschen und französischen Standorten pendeln. Das geschieht bisher mit konventionellen Fahrzeugen. Ein Elektrofahrzeug sei aber möglicherweise im Betrieb für diese Strecken günstiger, da jeder Kilometer, der elektrisch gefahren werde, weniger koste als mit Benzin oder Dieselkraftstoff, so Wollersheim. Der Grund liege im viel höheren Wirkungsgrad des Elektroantriebs. "Wenn das Fahrzeug viel gefahren wird, kann dadurch so viel eingespart werden, dass sich der hohe Anschaffungspreis rechnet."

Zwei Millionen Euro vom BMVBS

Schon in wenigen Wochen bringen die ersten Elektrofahrzeuge Pendler aus dem Elsass ins Karlsruher Michelin-Werk. Zeitgleich steigen Siemens-Mitarbeiter für Dienstfahrten zwischen den Werken Karlsruhe und Haguenau in Frankreich vom Benziner auf das Elektrofahrzeug um. In beiden Fällen soll die Auslastung der Fahrzeuge schrittweise so weit gesteigert werden, dass die Fahrt am Ende des Projekts wirtschaftlicher wird als mit dem vergleichbaren Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Diese Perspektive hat auch die Bundesregierung überzeugt. Das dreijährige Vorhaben im Umfang von fast zwei Millionen Euro wird vom BMVBS zur Hälfte gefördert, die andere Hälfte bringen die Projektpartner selbst auf.

Vorbehalte gegen Elektromobilität abbauen

Um die ehrgeizigen Projektziele zu erreichen, sind ausgeklügelte Betriebsstrategien für die Fahrzeuge, Ladesäulen am richtigen Ort, aber auch Überzeugungsarbeit bei den Mitarbeitern der Unternehmen notwendig. Das Fraunhofer ISI und das KIT als Forschungspartner haben bereits Studien zu Nutzererwartungen und Markteintrittsbarrieren durchgeführt und kennen die Vorbehalte gegenüber Elektrofahrzeugen, die vor allem hohe Kosten, geringe Reichweiten und Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur betreffen. "Genau hier holen wir die Menschen ab", sagt Max Nastold, Geschäftsführer der Firma e-MotionLine, die – gerade erst von KIT-Absolventen gegründet – schon ihren ersten Auftrag zur Bereitstellung der Fahrzeuge für das Projekt RheinMobil verbuchen kann. "Wir kümmern uns um die Auswahl der wirtschaftlichsten Fahrzeuge, die Koordinierung der Ladeinfrastruktur und führen die Nutzer in Schulungen an die neue Technik heran." Max Nastold ist überzeugt, dass sich mit diesem Konzept noch weitere wirtschaftliche Anwendungen erschließen lassen. Bei der grenzübergreifenden Nutzung der Ladeinfrastruktur arbeiten die RheinMobil-Partner eng mit dem von mehreren deutschen und französischen Ministerien geförderten Projekt CROss-border Mobility for EVs (CROME) zusammen.


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