08.05.2013, 15:41 Uhr

Solar: EU beschließt hohe Anti-Dumping-Zölle auf chinesische Solarmodule

Münster – Nach den USA hat nun auch die Europäische Union (EU) Strafzölle auf Solarmodule und Zellen aus China beschlossen. "Spiegel Online" beruft sich auf Insider, die bestätigt hätten, dass sich die Zölle in Höhe von durchschnittlich 47 Prozent gegen unerlaubtes Dumping richten und schon ab Juni 2013 in Kraft treten könnten. Die EU-Kommission müsse vor der offiziellen Bekanntgabe der Zölle die Mitgliedstaaten konsultieren, ohne dass diese die Entscheidung verhindern könnten. Das Anti-Dumping-Verfahren der EU gegen Dumping bei chinesischen Solarprodukten ist im September 2012 eingeleitet worden. Der Branchenverband EU ProSun hatte sich im Juli 2012 über die Preispolitik der chinesischen Wettbewerber beschwert. Neben dem Dumping-Verfahren läuft zudem eine weitere Untersuchung der EU wegen unerlaubten Subventionen bei Solarprodukten aus China, die ebenfalls von EU ProSun ins Rollen gebracht worden ist.

47 Prozent Strafzölle auf chinesische Solarmodule: EU folgt dem Beispiel USA

Nicht nur in Europa wird gegen Preisdumping und Subventionen bei Solarprodukten aus China vorgegangen. Vor etwa einem Jahr hatten auch die USA Anti-Dumping-Zölle auf Module aus China in Höhe von bis zu 250 Prozent festgelegt. Wie in Europa wurden in den USA neben dem Anti-Dumping-Verfahren auch ein Anti-Subventions-Verfahren gestartet. Auch hinsichtlich der Subventionen wurden dort Strafzölle eingeführt. Im Oktober 2012 wurden diese Strafzölle in den USA sogar noch erhöht. Die Reaktionen in der Solarbranche sind gespalten:

Handels-Importeure von Solarmodulen aus China gegen Handelshemmnisse

Der deutsche Photovoltaik-Spezialist IBC Solar importiert Solarmodule aus China und lehnt die Strafzölle ab. Die Entscheidung werde verheerende Folgen für den Photovoltaik-Markt in Deutschland haben, erklärte das Unternehmen und fordert die Bundesregierung auf, sich gegen diesen schädlichen Protektionismus zu positionieren. IBC Solar bietet selbst u.a. auch Solarmodule aus dem Recih der Mitte an und hat zu diesem Zweck auch eine Kooperation mit dem chinesischen Hersteller Yingli abgeschlossen. Udo Möhrstedt, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Photovoltaik-Systemhauses, erklärte: "Schutzzölle sind Gift für das deutsche Solarhandwerk! Durch die Zölle sind mehr als 70.000 gesunde Arbeitsplätze im Mittelstand in Gefahr. Die Bundesregierung muss am 15. Mai im Anti-Dumping-Komitee eine klare Position beziehen und diesen gefährlichen Protektionismus unbedingt stoppen." Mit Handelshemmnissen sei niemandem geholfen. Der Erfolg der Solarenergie beruhe auf sinkenden Preisen, während Handelshemmnisse für steigende Preise sorgen würden. Dies schade am Ende allen, auch den deutschen Herstellern, so Möhrstedt.

Industrie: Solarmodul-Hersteller wollen faire Wettbewerbsbedingungen

Im Gegensatz zu den Solar-Projektierern und -Systemhäusern, die vom Einkauf günstiger chinesischer Solarmodule profitieren und so ihre eignen Dienstleistungen zu geringeren Preisen anbieten können, sehen die europäischen Hersteller von Solarmodulen wie z.B. SolarWorld eine Einschränkung des fairen Handels durch Dumping und Subventionen. EU ProSun ist die Initiative europäischer Photovoltaik-Hersteller, die die Verfahren der EU im Solarsektor angestrengt hat. Die Unterstützer von EU ProSun repräsentieren nach Angaben des Verbands den Großteil der industriellen Solarproduktion in der EU. EU ProSun fordert die Europäische Kommission dazu auf, wieder für faire Wettbewerbsbedingungen gegenüber China zu sorgen.

Wirtschaftskrieg mit China? Solar-Strafzölle kein Sonderfall - von Keramik bis Fahrräder

Die Verhängung von Strafzöllen auf Solar-Produkte aus China ist kein Einzel- oder Sonderfall. Mit Wirkung zum 15.11.2012 hat die EU-Kommission zuletzt Strafzölle auf Porzellan- und Keramik-Importe aus China verhängt. Im Jahr 20009 verhängte die EU-Kommission Strafzölle auf Schrauben aus China und 2011 auf chinesisches Hochglanzpapier. Auch Fahrräder und Schuhimporte waren bzw. sind betroffen. Konflikte treten fast immer zwischen den China-Importeuren einerseits und der in der EU ansässigen Herstellerindustrie andererseits auf.

Weitere EU-Handelsbeschwerde gegen chinesische Solarprodukte - jetzt wegen Subventionen


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