17.05.2013, 12:06 Uhr

Trotz Fracking: USA bauen 2012 mehr Windenergie-Leistung als Gaskraftwerke

Münster – In den USA sind im Jahr 2012 mehr Kapazitäten zur Stromerzeugung aus Windenergie als aus Erdgas hinzugebaut worden. Die zusätzliche Windenergie-Leistung, die in Amerika im vergangenen Jahr zusätzlich ans Netz angeschlossen wurde, beträgt nach Angaben des US-Windenergieverbandes AWEA gut 13.000 Megawatt (MW). Nach einem Bericht der US-Energie-Aufsichtsbehörde FERC liegt der Zubau an neuen Windenergieanlagen 2012 bei rund 10.700 MW. In beiden Fällen übertrifft die neue Windenergieleistung aber deutlich den Zubau an Gaskraftwerken, der mit etwa 8.750 MW angegeben wird. Nach Angaben der FERC hat der Windenergie-Zubau damit den Zubau bei Gaskraftwerken in 2012 überholt, denn in 2011 hatten die neuen Gaskraftwerke (11.000 MW) die Nase vorne. Im Bereich der Windenergie wurden 2011 nur ca. 6.850 MW hinzugebaut. Diese Umkehrung ist vor allem vor dem Hintergrund des Fracking-Booms in den USA bemerkenswert. Zur Erhöhung der Energie-Unabhängigkeit haben die Amerikaner zuletzt verstärkt auf die Erschließung von Schiefergas-Vorräten gesetzt, die mittels Fracking-Technologie genutzt werden können.

Fracking-Euphorie in den USA ebbt ab

Dabei ist das Fracking in den USA genau wie in Deutschland nicht unumstritten. Sowohl das Fracking als auch die wieder wachsende Ölförderung im Golf von Mexiko stehen wegen der Umweltgefahren in der Kritik. Zudem wird die Fracking-Euphorie in den Vereinigten Staaten Medienberichten zufolge neuerdings dadurch gedämpft, dass große Teile des Gases zu gängigen Marktpreisen gar nicht gewinnbringend zu Tage gefördert werden können. Möglicherweise seien zudem die Mengen des mit Fracking zu gewinnenden Gases nicht groß genug, um die USA nachhaltig zu einer deutlichen Verbesserung der Importunabhänigigkeit zu führen. Beim Fracking wird in technischen Tiefbohrungen eine Flüssigkeit eingepresst, um im Reservoirgestein Risse zu erzeugen, so dass die im Gestein lagernden Öl- oder Gasvorräte erschlossen werden können. In der Kritik steht vor allem der Einsatz der flüssigen Chemikalien und deren Auswirkungen auf die Umwelt und das Trinkwasser.

Deutschland verschiebt Fracking-Gesetz

In Deutschland hat die Regierung in dieser Woche die Entscheidung über einen Gesetzesvorschlag zum Fracking vertagt. Vor allem Unionspolitiker haben sich für ein Moratorium ausgesprochen, bis diese Technik ohne umweltgefährdende Chemikalien auskomme. Auch hierzulande sehen Experten in der Fracking-Technologie nur vorübergehend ein Potenzial. Es sei zwar möglich, russisches oder norwegisches Erdgas für eine begrenzte Zeit durch heimisches Fracking-Gas zu ersetzen. Die zur Verfügung stehende deutsche Schiefergasmenge würde aber lediglich ausreichen, um die Versorgung in Deutschland mit Erdgas über einen Zeitraum von etwa 13 Jahren zu decken.


© IWR, 2013