Studie: Großbritannien verspielt Führungschancen bei Offshore-Windenergie
London - Laut einem Bericht des Institute for Public Policy Research (IPPR), einem unabhängigen, progreesiven Think Tank aus London, verspielt Großbritannien gerade seine Chance, das "Saudi-Arabien der Offshore-Windenergie" zu werden. Aus dem Bericht der IPPR geht hervor, dass Großbritannien mit großräumigen, küstennahen Flachwasserbereichen ideale Voraussetzungen für eine starke Nutzung der Offshore-Windenergie verfügt, aber die Politik sich dafür nicht ausreichend engagiert. Dem Bericht zufolge weicht die Politik von ihrem gesteckten Ziel ab, eine installierte Leistung im Offshore-Bereich von 18 Gigawatt (GW) bis 2020 zu erreichen. Bei der derzeitigen Ausbaurate werde nur eine Kapazität 11,5 GW bis 2020 erreicht, so das Institut. Als Folge dieses Handelns sollen nach dem Bericht 15.000 Arbeitsplätze, die bis 2020 geschaffen werden könnten, nicht zustande kommen.
Ergebnis: Geringe Ausbaurate, wenige Arbeitsplätze und hohe Kosten
Bei dem derzeitigen politischen Kurs müsse nach Ansicht des stellvertretenden Direktors des IPPR, Will Straw, mit einem schlechten Resultat gerechnet werden: geringer Installationsrate, wenige Arbeitsplätze und hohe Kosten. Laut Straw könnte die Entwicklung der Offshore-Windenergie in Großbritannien anders werden, würde die Politik auf eine neue industrielle Strategie umschwenken, die auf einem Zuckerbrot und Peitsche-Ansatz basiert. Darunter fordert er langfristig stabile Rahmenbedingungen für die Offshore-Windindustrie, die in anderen Ländern derzeit bereitgestellt werden. Außerdem hält er ein Ziel für 2030 hinsichtlich der Kohlenstoffintensität bzw. des Anteils an erneuerbarer Energie im Stromsektor sowie 20-jährige Verträge für wichtig. Im Gegenzug könne von den Offshore-Entwicklern erwartet werden, dass sie durch Subventionsregelungen, die den Basispreis nach unten treiben sollen, die Produktionskosten verringern können. Die Entwickler und Zulieferer sollen zudem Ausbildungsplätze und Forschung an Universitäten fördern, so Straw.
Mindestens zwei Turbinen-Hersteller nach Großbritannien
Aus dem Bericht geht folgendes Drei-Punkte-Strategieprogramm vor: Die Politik soll mindestens zwei Turbinenhersteller nach Großbritannien locken. Dieser Erfolg könnte weitere Firmen in der nachgeschalteten Lieferkette anziehen. Die Politik soll zudem auf den vorhandenen Stärken in der Wertschöpfungskette aufbauen. Dem Bericht zufolge verfügt Großbritannien zurzeit über Fachwissen und Fertigungskapazitäten sowohl im Bereich der Onshore-Windenergie als auch der Öl- und Gasförderung, die genutzt werden könnten. Nicht zuletzt soll die Politik britische Firmen beim Exportgeschäft unterstützen. Aus Sicht des Instituts könnte ein EU-Ziel für den Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2030 Exportmärkte auch für die Offshore-Windenergie schaffen.
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