22.11.2013, 12:28 Uhr

Stromtarife ab 2014: Von „stabil“ bis „Strompreis-Schock“

Münster – Der Strompreis für private Haushalte in Deutschland kennt seit etwa 15 Jahren nur eine Richtung: Er steigt. Auch ab Januar 2014 wollen wieder über 280 Versorger die Preise anheben. Im Durschnitt um 3,4 Prozent.

Überraschender als die Tatsache, dass es für einen Teil der Kunden auch im kommenden Jahr wieder teurer wird, ist die unterschiedliche Darstellung in den Medien. Während Bild online die Frage nach dem nächsten „Strompreis-Schock“ stellt, heißt es auf der Webseite des Manager-Magazins, dass die Preise für die „meisten Deutschen stabil“ bleiben. Dazwischen positioniert sich Zeit online und schreibt von einem „nur leichten“ Strompreis-Anstieg.

280 statt 745 Versorger erhöhen um 3,4 statt 12 Prozent

Zur Einordnung hilft ein Blick auf das Vorjahr. Anfang 2013 hatte die überwiegende Mehrheit der Versorger, nämlich 745 der insgesamt etwa 850, die Preise um durchschnittlich etwa zwölf Prozent erhöht. Anfang 2014 werden es nach Angaben des Vergleichsportals Verivox 286 Versorger sein, die ihre Preise um durchschnittlich 3,4 Prozent erhöhen. Zudem haben sogar neun Stromanbieter eine Preisenkung um durchschnittlich 2,5 Prozent beschlossen.

Geringere Beschaffungskosten gleichen höhere EEG-Umlage aus

Zum 1. Januar 2014 verändert sich u.a. die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Diese steigt von 5,28 Cent je Kilowattstunde (Cent/kWh) in 2013 auf 6,24 Cent/kWh. Andereseits sind die Großhandelspreise für Strom seit mehreren Jahren gefallen. Leider war dieser Effekt bislang bei den Endkunden kaum spürbar. Einer der Gründe hierfür liegt in den häufig geschlossenen langfristigen Stromlieferverträgen, welche die Stromvertriebe mit ihren Vorlieferanten abschließen. Doch inzwischen laufen immer mehr dieser Verträge aus und neue Konditionen können vereinbart werden. Dies trägt mit dazu bei, dass deutlich weniger die Strompreiserhöhungen zum 1. Januar 2014 angekündigt wurden als noch vor Jahresfrist. Wie Verivox auf Nachfrgae erklärt, haben zudem die teilweise gesunkene Netzentgelte dazu geführt, dass Stromverorger ihre Preise nicht erhöht haben.

Die Frage, ob es sich nun um stabile Preise oder um einen Strompreis-Schock handelt, muss am Ende jeder Verbraucher für sich selbst entscheiden. Klar ist, dass Horrormeldungen über die weitere Strompreisentwicklung mehr Aufmerksamkeit generieren als Nachrichten über einen - den allgemeinen Erwartungen entsprechenden - leichten Anstieg.

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