07.01.2014, 14:29 Uhr

Atomenergie weltweit: Stromproduktion sinkt – Kernkraftleistung stagniert

Münster – Die weltweite Stromproduktion aus Kernkraftanlagen ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Wurden im Jahr 2010 noch 2.630 Milliarden (Mrd.) Kilowattstunden (kWh) Strom aus Kernkraftwerken rund um den Globus erzeugt, waren es 2012 nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) nur noch 2.346 Mrd. kWh. Das ist ein kräftiger Rückgang um rd. 11 Prozent und der niedrigste Stand seit 1998. Auch für das Jahr 2013 wird ein weiterer Rückgang der weltweiten Stromerzeugung aus Kernkraftanlagen erwartet.

Die installierte Leistung aller in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke beläuft sich Ende 2013 laut IAEA auf 373.326 MW. Von den japanischen Kernkraftwerken werden nach dem Reaktorunfall in Fukushima noch 50 Kernkraftanlagen als „in Betrieb befindlich“ in der IAEA-Statistik geführt, selbst wenn diese derzeit keinen Strom produzieren. In dem 2011 nach dem Erdbeben zerstörten Kernkraftwerk Fukushima-Daichi werden die Blöcke 1 – 4 als „permanent stillgelegt“ gekennzeichnet. Die Fukushima-Daichi Blöcke 5 und 6 sind laut IAEA- Statistik offiziell nimmer noch „in Betrieb“. Der japanische Betreiber Tepco will diese beiden AKW-Blöcke nach Angaben der japanischen Organisation JAIF (Japan Atomic Industrial Forum) erst Ende Januar 2014 als „nicht funktionsfähig“ deklarieren.

AKW-Ausbau weltweit stagniert: Zubau und Stilllegungen halten sich seit 2010 die Waage

In den letzten vier Jahren wurden 21 neue Kernkraftblöcke ans Netz angeschlossen und im gleichen Zeitraum 21 alte Kernkraftanlagen stillgelegt. Damit wurden seit 2010 Kernkraftwerk-Blöcke mit insgesamt 16.162 MW Kernkraftleistung an das Netz angeschlossen und im gleichen Zeitraum AKW-Blöcke mit 16.406 MW abgeschaltet. Das ist per Saldo ein kleiner Rückgang. Im abgelaufenen Jahr entfielen alle vier stillgelegten Kernkraftwerke mit einer Kraftwerkleistung von insgesamt 3.576 MW auf die USA. Im Jahr 2013 gingen insgesamt ganze vier Atomkraftwerk-Blöcke ans Netz. Drei neue AKW-Blöcke mit je 1.000 MW wurden in China an das Stromnetz angeschlossen, ein Kernkraftwerk ging in Indien in Betrieb.

Kernkraftwerke werden weltweit immer älter – Ersatz wird immer teurer

Die derzeit weltweit in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke werden immer älter und anfälliger. Vor allem die in den 1970iger und 1980iger Jahren gebauten Atomkraftwerke in den westlichen Industriestaaten kommen zunehmend an die Altersgrenze. Deshalb müssen sie nach und nach durch Ersatzkraftwerke ausgetauscht werden. In den USA ist die Zahl der Kernkraftwerke seit Jahren rückläufig, die französische EDF hat das US-Geschäft bereits aufgegeben.

In den vergangenen Monaten haben viele deutsche Medien den Neubau eines Kernkraftwerks in Großbritannien regelrecht bejubelt. Was auf den ersten Blick wie ein Strategiewechsel in Großbritannien aussieht, entpuppt sich als singuläres Ersatzkraftwerk für viele alte britische Kernkraftwerke, die in Kürze - bis auf eine Ausnahme – aus Altersgründen abgeschaltet werden müssen. Der Strom aus dem geplanten britischen Ersatz-Atomkraftwerk Hinkley Point C muss mit 10,9 Cent je Kilowattstunde über 35 Jahre zuzüglich Inflationsausgleich subventioniert werden. Ohne diese Garantien will das Baukonsortium erst gar nicht bauen. Ungeklärt ist weiterhin der Rückbau der alten Atomkraftwerke und die Entsorgung des radioaktiven Mülls in Großbritannien.

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