27.03.2014, 16:50 Uhr

Belgische Atomkraftwerke müssen erneut vom Netz genommen werden

Münster – Die beiden belgischen Atomreaktoren Doel 3 und Tihange 2 sind erneut abgeschaltet worden. Bereits 2012 mussten diese beiden Atomkraftwerke von Electrabel aufgrund von Haarrissen in der Reaktorhülle vom Netz genommen werden.

Wegen der Risse von 2012 hatte Electrabel mit der Nationalen Aufsichtsbehörde für Atomenergie in Belgien zusätzliche Tests an den beiden Pannenreaktoren vereinbart. Die Ergebnisse eines dieser Tests waren nun nicht zufriedenstellend und haben dazu geführt, dass die Kraftwerks-Blöcke erneut abgeschaltet worden sind.

8.000 Risse im Reaktorbehälter

Weitere Test sollen jetzt folgen, teilte Elektrabel mit. Mit den Ergebnissen wird ab Mitte Juni 2014 gerechnet. Im Sommer 2012 waren im Rahmen von Inspektionen Schäden zunächst bei den Kernkraftwerken Tihange 2 (Nettoleistung: 1.008 Megawatt) und später bei Doel 3 (1.006 MW) festgestellt worden. Bei den Schäden handelte es sich um Risse in der Reaktorhülle. 8.000 Risse sollen am unteren Teil des dritten Reaktorblocks des belgischen AKW Doel 3 entdeckt worden sein. Doel 3 und Tihange 2 sind beide im Jahr 1982 errichtet worden. In beiden Atomkraftwerken wurden Reaktorhüllen der niederländischen Firma Rotterdam Drydocks verwendet. Diese sind u.a. auch in den USA, in den Niederlanden sowie in Deutschland zum Einsatz gekommen.

Veralteter AKW-Park in Belgien macht zunehmend Sorgen

Insgesamt sorgen in Belgien derzeit sieben Atommeiler für Strom. Sie verfügen über eine elektrische Leistung von insgesamt etwa 5.500 MW und haben im vergangenen Jahr etwa 40,6 Mrd. Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt. Das ist etwas mehr als die Hälfte der gesamten Stromerzeugung in Belgien. Die Kernkraftwerke Tihange 2 südwestlich von Lüttich und Doel 3 nördlich von Antwerpen laufen seit über 30 Jahren. Damit gehören sie aber noch zu den jüngeren belgischen Atomkraftwerken. Nur der Reaktorblock Tihange 3 aus dem Jahr 1985 ist jünger. Der älteste Atomreaktor in Belgien stammt aus dem Jahr 1974 und kann im August bereits sein 40-jähriges Dienstjubliäum feiern. Ein denkwürdiges Datum: Für die Lauf- bzw. Betriebszeit von 40 Jahren sind Kernkraftwerke technisch eigentlich nur ausgelegt.

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