23.07.2014, 12:37 Uhr

Vattenfall: Höhere AKW-Rückstellungen belasten Ergebnis

Berlin – Der schwedische Energiekonzern Vattenfall weist für das erste Halbjahr 2014 ein Betriebsergebnis von zehn Mrd. schwedische Kronen (SEK, umgerechnet etwa 1,1 Mrd. Euro) aus. Doch im zweiten Quartal war diese Kennziffer negativ. Rückstellungen für den Rückbau der deutschen Atomkraftwerke (AKW) belasten das Ergebnis.

Die Zahlen von Vattenfall werden auch vom Atomausstieg in Deutschland tangiert. Vattenfall hat die Rückstellungen für die deutschen AKW im ersten Halbjahr 2014 um 5,5 Mrd. SEK (etwa 0,6 Mrd. Euro) angehoben.

AKW-Rückbaukosten unsicher

Mit dem immer näher rückenden Atomausstieg in Deutschland wächst auch die Notwendigkeit der Betreiber, ausreichende Mittel für den sicheren Rückbau der Anlagen zur Seite zu legen. Doch die Höhe der Kosten ist äußerst unsicher. Niemand kann mit Bestimmtheit sagen, wie teuer der Rückbau eines AKW ist. Dennoch sind die Versorger wie RWE, E.ON oder Vattenfall verpflichtet, für diese Kosten Rückstellungen zu bilden. Schon diese Begrifflichkeit macht die Unsicherheit hinsichtlich dieser Kosten deutlich. Rückstellungen bedeuten im betriebswirtschaftlichen Rechnungswesen Passivpositionen in der Bilanz, die hinsichtlich ihres Bestehens oder der Höhe ungewiss sind, aber mit hinreichend großer Wahrscheinlichkeit erwartet werden. Vattenfall hat diese Position im ersten Halbjahr 2014 um 5,5 Mrd. SEK (0,6 Mrd. Euro) aufgestockt.Der schwedische Versorger ist Eigentümer von insgesamt zehn Kernreaktoren. Davon befinden sich sieben Kernreaktoren in Schweden und drei in Deutschland (Brunsbüttel, Krümmel und eine Minderheitsbeteiligung an der Anlage in Brokdorf). Ende 2013 hatte Vattenfall für die AKWs in Brunsbüttel und Krümmel Rückstellungen in Höhe von zusammen knapp zwei Mrd. Euro bilanziert, erklärte eine Unternehmens-Sprecherin auf Anfrage von IWR Online. Ein Wert für die Minderheitsbeteiligung beim AKW Brokdorf konnte nicht genannt werden. Die im ersten Halbjahr 2014 neu gebildeten etwa 0,6 Mrd. Euro würden im Gegensatz dazu alle drei AKWs betreffen.

Weniger Umsatz, weniger Strom, aber besseres Ergebnis als im Vorjahr

Wie Vattenfall hervorhebt, sei die Verfügbarkeit der Anlagen aller Erzeugungsarten gut gewesen, bei einer nach wie vor geringen Nachfrage und einem weiteren Verfall der Strom-Großhandelspreise. Veräußerungsgewinne in Höhe von 3,1 Mrd. SEK wirkten sich positiv auf das Betriebsergebnis auf, höhere Rückstellungen für den Rückbau der Kernkraftwerke in Deutschland von insgesamt 5,5 Mrd. SEK belasteten es. Der Umsatz betrug im zweiten Quartal 36,6 Mrd. SEK (Vorjahr: 38,3 Mrd. SEK) und im ersten Halbjahr 82,5 Mio. SEK (Vorjahr: 88,0 Mrd. SEK). Das Betriebsergebnis betrug -1,6 Mrd. SEK (Vorjahr: -25,8 Mrd. SEK) im zweiten Quartal und 10,2 Mrd. SEK (Vorjahr: -15,0 Mrd. SEK) im ersten Halbjahr. Unter dem Strich wird ein Gewinn nach Steuern im zweiten Quartal in Höhe von -2,3 Mrd. SEK (Vorjahr: -23.3 Mrd. SEK) und im ersten Halbjahr bei 5,9 Mrd. SEK (Vorjahr: -17,0 Mrd. SEK) verbucht. Vattenfall hatte im Vorjahr erhebliche Abschreibungen aufgrund der schlechten Marktbedingungen vornehmen müssen. Die Stromproduktion belief sich im zweiten Quartal auf 39,7 Mrd. Kilowattstunde (kWh; Vorjahr: 41,7 Mrd. kWh) und 89,8 Mrd. kWh (Vorjahr: 93,9 Mrd. kWh) im ersten Halbjahr.

Mit Kostenreduzierungen schlechte Rahmenbedingungen bis "zu gewissem Grad" ausgleichen

"Die Vattenfall-Gruppe hat eine gute Leistung mit einer hohen Anlagenverfügbarkeit in allen Erzeugungsarten gezeigt", betont Øystein Løseth, Präsident und CEO von Vattenfall AB. "Leider bleibt die Nachfrage weiterhin gering und wir haben Überkapazitäten am Markt. Auch die Strom-Großhandelspreise fallen weiter und die CO2-Preise sind niedrig. Mit diesen Marktbedingungen haben wir seit einiger Zeit zu leben. Es ist uns gelungen, diesen Rahmenbedingungen bis zu einem gewissen Grad mit Kostenreduzierungen und einer Verringerung der Schuldenlast durch den Verkauf einiger Randaktivitäten des Konzerns zu begegnen. Wir haben unsere Effizienz und die Verfügbarkeit unserer Anlagen, insbesondere unserer schwedischen Kernkraftwerke, gesteigert und unseren Cash Flow durch Reduzierung unserer Investitionsvorhaben gestärkt. Mit unserem Programm zur Reduzierung der Kosten, das auch weiterhin verfolgt wird, sind wir auf einem guten Weg. Wir rechnen damit, dass wir zu Ende dieses Jahres im Vergleich zum Jahr 2010 rund 25 Prozent Kosten eingespart haben werden. Ich bin stolz darauf, was wir gemeinsam bei Vattenfall erreicht haben."

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