03.09.2014, 08:27 Uhr

Energiewende in Gefahr? Was Germanwatch und Handwerkertag zur McKinsey-Studie sagen

München - Laut "Energiewende-Index" der Unternehmensberatung McKinsey wird Deutschland seine Klimaziele sowie weitere Ziele der Energiewende nicht einhalten können. Für den Präsidenten des Bayerischen Handwerktages (BHT), Heinrich Traublinger, kommt diese Erkenntnis nicht überraschend. Der alleinige Ausbau erneuerbarer Energien sei nicht genug. Auch Germanwatch hat die Studienergebnisse kommentiert und fordert vor allem Maßnahmen in Sachen Klimaschutz.

Wie der BHT erklärt, müsse man vielmehr auch die energetische Gebäudesanierung berücksichtigen. Daher verlangt das bayrische Handwerk eine steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung. Nach der McKinsey-Studie würden neben dem Verfehlen des CO2-Ziels auch die bislang erreichten Energie-Einsparungen nicht ausreichen.

BHT: Steuerliche Förderung wäre lohnend

Raumheizung und -helligkeit sind laut BHT für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland verantwortlich. Bis zu 80 Prozent dieser Energie könne gespart werden, wenn fachgerechte und moderne Gebäudesanierungen vorgenommen werden würden. Das wären 32 Prozent des Gesamtenergiebedarfs in Deutschland. Laut einer Untersuchung des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh) würden Mindereinnahmen aus Steuererleichterungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro durch Mehreinnahmen und Einsparungseffekte an anderer Stelle um mehr als 880 Milliarden Euro überkompensiert. "Eine steuerliche Förderung würde sich sogar für Bundesfinanzminister Schäuble rechnen", erklärt BHT-Präsident Traublinger, der bis 2008 auch als CSU-Abgeordneter im Bayerischen Landtag vertreten war.

Kleine und mittlere Unternehmen sind Leidträger der Energiewende

Ein wichtiger Faktor der Energiewende sei das Einsparen von Energie, so Traublinger. "Die Politik muss das Steuer jetzt herumreißen und endlich einen Masterplan für die Energiewende entwickeln", fordert Traublinger. Die kleinen und mittleren Betriebe würden als "Hauptfinanziers" der Energiewende neben den Verbrauchern in ihrer Wettbewerbsfähigkeit immer stärker eingeschränkt, so Traublinger weiter.

Germanwatch: Hendricks muss ambitionierten Klimaaktionsplan vorlegen

Für die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch steigt durch die McKinsey-Studie der Druck auf Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), einen ambitionierten Klimaaktionsplan vorzulegen. "Die Studie zeigt, wie wichtig ein ambitioniertes Klimaschutzaktionsprogramm von Umweltministerin Hendricks ist, um die Klimaschutzlücke zu schließen. Um den Trend noch umzukehren, müssen darin auch heiße Eisen wie die Kohleverstromung und Gebäudesanierung aufgenommen werden", sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.

Germanwatch will Kohleausstieg vorantreiben

Handlungsbedarf sieht Germanwatch insbesondere in zwei Bereichen: Zum einen müsse alles daran gesetzt werden, den Boom bei der besonders klimaschädlichen Kohleverstromung zu beenden, der derzeit die Erfolge beim Ausbau der erneuerbaren Energien konterkariert. Germanwatch forderte die Bundesregierung auf, hier auch eine über 2020 hinaus weisende Strategie zu entwickeln. Bals: "Wir brauchen einen Kohlekonsens, der klare Etappenziele für den Ausstieg aus dieser klimaschädlichsten Energieerzeugung markiert." Eine klare Absage erteilt Bals den Forderungen, die Klimaziele Deutschlands zu senken: "Ein Aufweichen der Klimaziele wäre unsinnig." Zudem fordert auch Germanwatch ein finanziell gut ausgestattetes Programm zur Energieeffizienz im Gebäudebereich.

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