04.12.2014, 15:51 Uhr

Fracking vor der eigenen Haustür: Kann man sich schützen?

Münster – Beim Bundeswirtschaftministerium sind in den vergangenen Tagen zahlreiche Anträge von Privatleuten zum Thema Fracking eingegangen. Eine Meldung, wonach die Bürger in Deutschland noch bis zum 12. Dezember 2014 durch die Einlegung eines "Vorabwiderspruchs" Fracking vor der eigenen Haustür abwenden können, hatte sie dazu veranlasst.

Wie es in der Online-Meldung heißt, könnten "sowohl Mieter als auch Eigentümer mit der Einlegung des Vorabwiderspruchs verhindern, dass die Energieunternehmen in der Nähe ihrer Gebäude oder Grundstücke Probebohrungen aufnehmen". Sogar ein vorgefertigtes Antragsschreiben wird dabei zur Verfügung gestellt. Vom Wirtschaftsministerium stammt dieses Schreiben aber nicht.

Auch Exxon-Chef Tillerson gegen Fracking

Die Nachricht inklusive Widerspruchs-Schreiben ist auf einem lokalen Nachrichten-Portal aus Bergisch Gladbach veröffentlicht worden. Wie auf "GLaktuell" zu lesen ist, sei aufgrund einer Fristverlängerung dieser Vorabwiderspruch noch bis zum 12. Dezember 2014 direkt beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) möglich. Diese Regelung soll zwischen Sigmar Gabriel (SPD) und den Energieunternehmen vereinbart worden sein. Selbst Exxon-Chef Rex Tillerson hätte sich dafür stark gemacht, da er selbst gegen ein Fracking-Projekt in der Nähe seiner Pferderanch in Texas geklagt habe. Doch beim genauen Blick auf die Nachricht und ihre Kategorisierung zeigt sich, dass es sich um eine Satire-Aktion des Nachrichten-Portals handelt. Die Nummer des Bürgertelefons beim BMWi mit der Angabe, wann die Hotline besetzt ist, wird in dem Artikel direkt mitgeliefert. Dass Exxon-Chef Tillerson sich tatsächlich gegen ein Fracking-Projekt nahe seiner Ranch in den USA wehrt, entspricht allerdings den Tatsachen, wie ein verlinkter Artikel der FAZ belegt.

BMWi bestätigt Satireaktion

Eine Sprecherin des BMWI bestätigte auf Anfrage von IWR Online, dass diese Satire nicht ohne Folgen im Ministerium geblieben ist. Rund 20 Privatleute hätten den Antrag beim BMWi eingereicht bzw. sich dort nach dem Fracking-Verbotsantrag erkundigt. Man könne sich zwar bei den einzelnen Unternehmen beschweren, wenn tatsächlich ein Frackingprojekt genehmigt wird. Allerdings könne man nicht beim BMWi einen Vorabwiderspruch gegen Frackingbohrungen einlegen, die es noch gar nicht gibt, so das BMWi.

Idee stammt von Aktionskünstler aus Köln

Die Idee und Umsetzung dieser Satire-Aktion geht auf Dirk Sonntag, einem Aktionskünstler aus Köln, zurück. "Steilvorlage" für den Satire-Artikel sei gewesen, dass Tillerson selbst vor seiner Ranch gegen ein Fracking-Projekt klagt, "in Deutschland als Exxon-Chef aber Fracking promotet, um Gewinne zu erwirtschaften", erläutert Sonntag. Exxon gilt als Befürworter des Frackings und setzt sich auch für ein Anwendung der umstrittenen Technologie in Deutschland ein.

Quelle: IWR Online
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