06.10.2025, 18:24 Uhr

EU-Stromnetz auch mit 200.000 MW Erneuerbaren stabil – spanischer Blackout durch Planungsfehler konventioneller Kraftwerke


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Münster – Der Ausbau der erneuerbaren Energien in ganz Europa zeigt Wirkung und wird zunehmend auch im Stromnetz sichtbar. Am vergangenen Wochenende erreichte die regenerative EU-Kraftwerksleistung in der Spitze fast 200.000 MW, deutlich mehr als die konventionellen Kraftwerke mit rund 78.000 MW.

Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien bis 2030 auf mindestens 69 Prozent zu erhöhen. Dieses Ziel ist Teil des übergeordneten Vorhabens, den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch der EU auf 42,5 Prozent zu steigern, mit dem Bestreben, 45 Prozent zu erreichen. Am letzten Wochenende wurde deutlich, dass auch sehr hohe Einspeisungen von Wind, Solar & Co. ins europäische Netz problemlos möglich sind.

EU: Stromerzeugung mit rekordverdächtigen 200.000 MW aus erneuerbaren Energien

Am 4. Oktober 2025 erreichte der Bedarf an Kraftwerksleistung in der EU-Spitze rund 275.000 MW. Davon stellten regenerative Kraftwerke wie Wind-, Solar- und Wasserkraftanlagen bis zu 200.000 MW Leistung bereit. Allein die Windenergie steuerte am Abend bis zu 120.000 MW (onshore und offshore) bei, während die Solaranlagen mittags Strom mit über 80.000 MW erzeugten.

Bild: Regenerative Kraftwerksleistung in der EU am 04.10.2025 - IWR

Die konventionellen Kraftwerke lieferten noch rund 75.000 MW, wobei die Atomkraftwerke über den Tag bei etwa 50.000 MW pendelten. Gaskraftwerke steuerten maximal 28.000 MW bei, Steinkohlekraftwerke zwischen 6.000 und 7.000 MW, Braunkohlekraftwerke zwischen 5.000 und 6.000 MW.

Blackout in Spanien: Ausfall eines konventionellen Kraftwerks, nicht erneuerbare Energien

Am 28. April 2025 kam es in Spanien zu einem großflächigen Stromausfall. Schnell wurden erneuerbare Energien als Ursache vermutet – doch die spanische Regierung betont in ihrem Bericht vom 17. Juni 2025 ausdrücklich, dass weder Wind- noch Solaranlagen noch Cyberangriffe den Blackout verursacht haben. Die Ursache war multifaktoriell: Ausfall eines Wärmekraftwerks, unzureichende dynamische Spannungsregelung und fehlerhafte Netzsteuerung.

Am Vorabend des 28. April meldete um 20 Uhr eines der zehn für den Tag geplanten Wärmekraftwerke seine Nichtverfügbarkeit für die Spannungsregelung. Der Netzbetreiber Red Eléctrica plante das Kraftwerk zwar um, jedoch ohne Ersatz einzuplanen. Das Netz war ab etwa 9 Uhr instabil, die Situation verschärfte sich nach 10:30 Uhr.

Gegen 12:03 Uhr trat eine atypische Spannungsschwankung auf, ausgelöst durch eine einzelne Anlage mit anomalem Verhalten. Die eingeleiteten Gegenmaßnahmen führten selbst zu einer Spannungserhöhung. Zur Stabilisierung sollte eigentlich ein weiteres Kraftwerk im Süden Spaniens zugeschaltet werden – die Aktivierung dauerte jedoch rund 90 Minuten. Am Ende reagierten mehrere für die Spannungsregelung vorgesehene Anlagen nicht korrekt, wodurch der Blackout beschleunigt wurde.

Europäisches Stromnetz: Stabile Regelung und Steuerung entscheidend, unabhängig vom Kraftwerkstyp

Der Blackout-Vorfall in Spanien zeigt: Das europäische Netz kann sehr hohe Einspeisungen aus erneuerbaren Quellen problemlos aufnehmen, wie die Spitzenwerte von fast 200.000 MW belegen. Ein stabiler Betrieb erfordert jedoch ausreichende Reservekapazitäten, funktionierende Spannungsregelung und robuste Steuerungsprozesse – unabhängig davon, ob erneuerbare oder konventionelle Kraftwerke beteiligt sind.

Quelle: IWR Online

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