13.03.2015, 11:11 Uhr

Sonnenfinsternis rückt näher: Fraunhofer ISE findet Gefahr beherrschbar

Freiburg – Die partielle Sonnenfinsternis in Deutschland rückt immer näher und die Diskussion um die Gefahr eines Strom-Blackouts hält an. Folgt nach der Sonnenfinsternis am 20. März 2015 die "Stromfinsternis"? Das Fraunhofer ISE glaubt nicht daran.

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE aus Freiburg hat nun die Auswirkungen auf die deutsche Stromversorgung genauer untersucht. Diese Solarstromeinspeisung wird durch die Verschattung der Sonne durch den Mond temporär einen Einbruch verzeichnen. Allzu bedrohlich scheint das Himmelsereignis aber nicht zu werden.

Wetter entscheidet über Auswirkungen für die Stromversrogung

Die Analyse der Freiburger Wissenschaftler zeigt, dass sich die eingespeiste Photovoltaik(PV)-Leistung durch den vorüberziehenden Kernschatten besonders schnell ändern kann: Zunächst nimmt die Leistung mit aufziehendem Schatten deutlich ab, um nach Überschreiten der maximalen Verschattung in kurzer Zeit wieder erheblich anzusteigen. In die Simulation fließen auch historische Messdaten realer PV-Anlagen mit ein. "Damit können wir für eine Vielzahl unterschiedlicher und realitätsnaher Wetterereignisse die Auswirkungen der Sonnenfinsternis auf die deutschlandweite PV-Leistung abbilden", berichtet Projektleiter Prof. Bruno Burger. Hierbei zeigen sich große Unterschiede: Geringe Auswirkungen auf die Stromversorgung sind an einem stark bewölkten Tag zu erwarten, denn da wäre die eingespeiste Leistung der PV-Anlagen ohnehin relativ gering. Scheint die Sonne jedoch ungetrübt auf die rund 1,4 Mio. PV-Anlagen in Deutschland, wie beispielsweise am 20. März 2014, dann wirkt sich der Kernschatten am Vormittag deutlich stärker auf die bundesweite PV-Leistung aus.

ISE-Experte gibt Entwarnung: Deutscher Kraftwerkspark gleicht PV-Schwankung aus

"Im Falle eines sonnigen Märztags, kann diese zeitliche Änderung der PV-Leistung den Maximalwert des Jahres 2014 um den Faktor 2,5 übersteigen", fasst Burger die Simulationsergebnisse zusammen und gibt gleichzeitig Entwarnung: "Unsere Analysen zeigen jedoch auch, dass der konventionelle Kraftwerkspark und insbesondere die flexiblen Pumpspeicherkraftwerke technisch in der Lage sind, diese zeitlichen Änderungen der PV-Leistung auszugleichen. Zudem sind auch Windenergieanlagen und große PV-Anlagen technisch in der Lage, ihre Einspeiseleistung in kürzester Zeit zu reduzieren und dadurch zur Systemstabilität beizutragen."

Johannes Mayer, Mitautor der ISE-Studie, fügt gegenüber IWR Online hinzu: "Es ist schon eine besondere Situation, auf die sich auch die Netzbetreiber in besonderer Weise vorbereiten. Unter normalen Umständen wird der Stromverbraucher aber keine Auswirkungen spüren. Die Verantwortlichen sorgen sozusagen "hinter den Kulissen" für eine reibungslose Stromversorgung."

Sonnenfinsternis: Beispiel für die Herausforderungen die Energiewende

Dennoch betonen die Netzbetreiber die Herausforderung, die mit der Sonnenfinsternis einhergehen. Eine Sonnenfinsternis sei ein außergewöhnliches und eher seltenes Ereignis, erklärt beispielsweise Rainer Joswig, Geschäftsführer der TransnetBW. Joswig weiter: "Sie zeigt aber beispielhaft, welche Herausforderungen die Energiewende für das Gesamtsystem der Stromversorgung bedeutet." So habe sich seit der letzten in Deutschland sichtbaren totalen Sonnenfinsternis im August 1999 die installierte PV-Leistung in Deutschland von annähernd Null auf heute 39.000 Megawatt (MW) erhöht. Für das Jahr 2021, wenn die nächste partielle Sonnenfinsternis stattfindet, zeigen Prognosen laut TransnetBW rund 50.000 MW installierte PV-Leistung.

"Die Anforderungen an das Stromversorgungssystem wachsen stetig. Deshalb ist es wichtig, dass im Rahmen der Energiewende gleichzeitig mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch die Netze zukunftsfähig ausgebaut und Lösungen zur Aufrechterhaltung der Systemstabilität entwickelt werden", so Joswig. TransnetBW ist vor allem im süddeutschen Raum für die Netze verantwortlich, wo besonders viele PV-Anlagen installiert sind.

TransnetBW: Sonnenfinsternis vorhersagbar

"Die Sonnenfinsternis ist eine Herausforderung", hält Joswig fest und relativiert direkt. „Aber sie ist vorhersagbar und wir können uns darauf vorbereiten. Dies haben wir in den vergangenen Wochen und Monaten getan und in Abstimmung mit unseren Partnern in den Übertragungs- und Verteilnetzen sowie mit den Marktpartnern alle Vorkehrungen getroffen, damit wir sie beherrschen können."

Quelle: IWR Online
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