18.03.2015, 17:10 Uhr

Energie-Übertragung ohne Kabel: Utopie oder echte Alternative?

Tokio - Folgt nach dem kabellosen Internet bald die kabellose Energieübertragung? Mitsubishi Heavy Industries ist es nun gelungen, Energie über eine längere Distanz ohne Kabel zu übertragen. Ein erster Schritt für eine extraterrestrische Energieversorgung?

In einem Versuch hat Mitsubishi Heavy Industries (MHI) nun Energie über eine Strecke von 500 Metern ohne eine Kabelverbindung erfolgreich übertragen. Das Unternehmen verfolgt die Vision einer Energiegewinnung im Weltall mit anschließender Übertragung zur Erde. Doch das Unternehmen kann sich auch vielfältige Anwendungen auf der Erde vorstellen.

MHI bringt LEDs in 500 Metern Entfernung zum Leuchten

MHI spricht in einer Mitteilung von "wireless power transmission", was in etwa so viel bedeutet wie drahtlose Energie-Übertragung. Diese Technologie sei eine wichtige Voraussetzung für Solarenergie-Systeme im Weltall („space solar power systems“, kurz SSPS). Aus Sicht von MHI könnte dies die „Energieerzeugung der Zukunft“ sein.

Im Rahmen des Tests wurde eine Energieleistung von zehn Kilowatt (kW) per Mikrowellen gesendet. Der Empfänger der Energie war in 500 Metern Entfernung angeordnet. Die erfolgreiche Energie-Übertragung habe sich durch das Leuchten von LED-Lampen am Empfänger manifestiert. MHI hat eigenen Angaben zufolge damit neue Meilensteine bei Distanz und Energiegehalt erreicht.

MHI glaubt an kabellose Energieübertragung von Offshore-Windparks

Mit dem nun gelungen Test habe man gezeigt, dass die drahtlose Energie-Übertragung auch über längere Distanzen machbar ist. MHI arbeitet für das Projekt mit Japan Space Systems zusammen, eine Gesellschaft, die vom japanischen Energieministerium zu Untersuchung der SSPS-Technologie gegründet wurde. Die von MHI aufgezeigten möglichen Anwendungen klingen fantastisch. Man könne auf diese Weise Orte mit Energie versorgen, deren Verkabelung zu schwierig oder gefährlich ist. Auch die Übertragung von Offshore-Windenergie nennt MHI beispielhaft. Zudem sei die Energie-Übertragung für Anwendungen der Elektromobilität „leicht machbar“.

Energieversorgung aus dem All: Utopie oder reale Alternative?

Experten äußerten sich bislang zurückhaltend zu den Anwendungsmöglichkeiten. Die drahtlose Energieübertragung ist bekannt aus Kleinanwendungen wie der elektrischen Zahnbürste oder ähnlichen Aufladesystemen. Grundsätzlich gelte, dass mit der Distanz auch die Effizienz der Systeme erheblich nachlasse. Die Energieversorgung aus dem Weltall wird derzeit auch unter Fachleuten noch als „Utopie“ angesehen. Zudem wird auf die möglichen Strahlungsgefahren durch die kabellose Übertragung hingewiesen.

Quelle: IWR Online
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