19.06.2015, 10:54 Uhr

Deutsche Politik bejubelt Öko-Enzyklika des Papstes

Münster – Papst Franziskus hat mit seiner neuen Enzyklika „Laudato Si“ und dem zentralen Thema Umweltschutz offenbar einen Nerv der Menschheit getroffen. Die Resonanz zum Rundschreiben des Pontifex fiel überwiegend positiv aus, auch in der deutschen Parteienlandschaft.

In Deutschland finden fast alle Parteien und Gruppen lobende Worte für die neue Enzyklia. Häufig wird die klare Sprache, mit der der Papst seine Anliegen vorträgt, hervorgehoben. Wer will schon, dass die Erde sich „immer mehr in eine unermessliche Mülldeponie“ verwandelt, wie es der Papst formuliert hat.

Umweltministerin Hendricks: Ökologische und soziale Frage gehören zusammen

Von Seiten der Bundesregierung brachte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) gegenüber Papst Franziskus zunächst ihre Dankbarkeit darüber zum Ausdruck, dass er zu diesem Thema Stellung bezieht. Hendricks weiter: „Die klare Sprache dieser Enzyklika und die Tiefe der Gedanken bieten Anstöße, die weit über die katholische Welt hinaus Wirkung entfalten werden. Die Enzyklika ist Ansporn für alle, sich für engagierten Umwelt- und Klimaschutz einzusetzen. Ich hoffe, seine Argumente überzeugen insbesondere die konservativen Kreise, die die enorme Brisanz des Klimawandels kleinreden wollen.“ Zentraler Punkt sei für Hendricks, dass die ökologische Frage und die soziale Frage zusammengehören, wie es auch Papst Franziskus betont.

CDU-Vize-Chefin Klöckner: Müssen unseren Konsum überdenken

Für die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner, die auch Vorsitzende der Kommission „Nachhaltig leben – Lebensqualität bewahren“ ist, greift Papst Franziskus mit seiner Enzyklika „Überlebensfragen der Menschheit“ auf. Auch Kölckner erklärte, dass man dem Papst dankbar für wichtige Denkanstöße und Orientierung sei. Klöckner sagte weiter: „Der Papst macht schonungslos und richtigerweise deutlich, dass dies auch mit unserem Lebensstil zu tun hat. Wir alle tragen Verantwortung. Wir müssen unseren Konsum und die Art unseres Wirtschaftens überdenken und zukunftsfest machen.“

Die CDU arbeitet seit rund einem Jahr in der Kommission „Nachhaltig leben – Lebensqualität bewahren“ an Lösungen und Vorschlägen für eine bessere, zukunftsfähige Art des Lebens und Wirtschaftens, die nicht auf Kosten der Natur und anderer gehe. Auf kritische Äußerungen des Papstes zum Emissionshandel geht die CDU bislang nicht ein.

Grünen-Fraktionschef Hofreiter: Enzyklika ist unbequeme Mahnung für die Regierung

Für Die Opposition ist die neue Umwelt-Enzyklika eine Vorlage für globale Kritik an der Umweltpolitik der Regierung. Anton Hofreiter, Bundestags-Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, findet, dass der Papst konsequent die ökologische mit der sozialen Dimension verknüpft. „Umweltpolitik ist immer auch eine Frage der Gerechtigkeit, weil sich die Armen eine kaputte Umwelt erst recht nicht leisten können“, so Hofreiter. An die Regierung gewandt erklärte er: „Für Union und SPD ist die Enzyklika eine unbequeme Mahnung. Sie ist ein Weckruf für eine moderne Umweltpolitik, für eine grundlegende sozial-ökologische Transformation. Die Enzyklika verdeutlicht, dass diese Bundesregierung den Herausforderungen der Umweltpolitik nicht gerecht wird und dass sie in vielen Bereichen herum stümpert, sabotiert und verharmlost.“

Die Linke: Papst und Partei gegen Spekulationen mit Zertifikaten

Die Partei Die Linke begrüßt zudem die Position von Papst Franziskus zum Handel mit CO2-Emissionszertifikaten. Eva Bulling-Schröter, energie- und klimapolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke: „Wie Die Linke lehnt die Umwelt-Enzyklika den Handel mit CO2-Emissionszertifikaten ab, dessen weltweite Einführung Bundeskanzlerin Merkel jüngst forderte. Statt weniger CO2 auszustoßen können Unternehmen mit den Gutschriften handeln, spekulieren und damit Gewinne mit dem Klimawandel einstreichen. Der Argentinier weiß, wovon er spricht, hat der Vatikan-Obere die Folgen neoliberaler Schock-Therapien, wie sie heute etwa Griechenland über sich ergehen lassen muss, als Seelsorger in den Armenvierteln seiner Heimat ab den 1990gern selbst miterlebt.“

Obama: Moralische Verantwortung, zu handeln

Doch auch international hat Papst Franziskus viel Anerkennung für sein Rundschreiben erhalten. Ein Beispiel dafür ist der US-Präsident Barack Obama, der sich via Twitter äußerte. Obama erklärte, er sei inspiriert durch das, was der Papst zum Klimawandel geschrieben habe. Er stimme darin überein, dass man eine moralische Verantwortung dafür habe, zu handeln, um die Nachfahren und die Schöpfung Gottes zu schützen.

Quelle: IWR Online

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