24.11.2015, 12:14 Uhr

UN-Klimakonferenz Paris 2015: KIT und BUND machen Druck

Münster – Vor der Klimakonferenz in Paris (COP21), die Ende November beginnt, bringen sich die Forschungseinrichtungen und Umweltschutzverbände verstärkt in Position. Mit eindringlichen Appellen an die Verantwortlichen stellen sie ihre Forderungen. So hat nun der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit seinen über 530.000 Mitgliedern und Unterstützern zwei Resolutionen zur Pariser Weltklimakonferenz verabschiedet.

Für Professor Holger Hanselka, Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), ist klar, dass sich die weltweiten Klimaschutzziele nur erreichen lassen, wenn es gelingt, sichere und nachhaltige Strukturen für die Energieversorgung zu entwickeln und umzusetzen. Eine der Klimaresolutionen des BUND zielt ebenfalls auf eine grundlegende Änderung der Energieversorgung: Die Umweltschützer fordern die Abkehr von fossilen Energien.

BUND: Paris soll zum des gerechten Klimaschutzvertrags werden

In der ersten Klimaresolution des BUND heißt es: "Nach dem Terror sollte Paris im Dezember durch gute Ergebnisse zu dem Ort werden, wo die Welt einen gerechten Klimaschutzvertrag beschließt, der seinen Teil dazu beiträgt, unseren Planeten vor zunehmenden Naturkatastrophen zu bewahren und sicherer und friedlicher zu machen." In der zweiten Resolution geht es um die Abkehr von fossilen Energien. Die Energiewende funktioniere am besten "von unten", getragen von Bürgerinnen und Bürgern, Genossenschaften und Kommunen, die in erneuerbare Energien investieren und den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas voranbringen, heißt es in dem Beschluss des BUND.

Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 statt 2 Grad

In Paris müssten die Staats- und Regierungschefs strenge und verbindliche Reduktionen der Treibhausgasemissionen beschließen, so der Umweltverband. Die Reduktionen müssten gerecht unter allen Staaten aufgeteilt werden und die globale Erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius beschränken, so der Wunsch des BUND. Allerdings gilt in der internationalen Staatengemeinschaft nach wie vor das Ziel, die Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, gemessen am Niveau vor Beginn der Industrialisierung. Länder, die von Klimaschäden besonders betroffen seien, müssten laut BUND finanzielle, technische und weitere Hilfen erhalten. Industriestaaten wie Deutschland seien dabei besonders gefordert, da sie bislang am meisten Kohlendioxid ausgestoßen hätten. Fluchtgründe von Menschen, die aufgrund der Klimakrise ihre Lebensgrundlagen verlören, müssten international anerkannt werden. BUND-Vorsitzender Hubert Weiger: "Zuerst muss der Abschied vom Klima- und Landschaftskiller Braunkohle erfolgen.“

KIT: Anpassungsstrategien mit geringen Emissionen oder ganz ohne fossile Energien

Das KIT weist, darauf hin, dass ein weltweites Klimaschutzabkommen als Nachfolge des Kyoto-Protokolls die schnelle und deutliche Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen verbindlich regelt, in Paris gesucht wird. KIT-Präsident Hanselka sagte: „Fossile Energieträger verursachen mehr als die Hälfte der globalen Kohlendioxid-Emissionen. Daher erforschen wir am KIT den Klimawandel inklusive der Anpassungsstrategien und arbeiten mit Hochdruck an Lösungen für die künftige Energieversorgung und eine nachhaltige Mobilität. Diese Technologien reduzieren den Ausstoß von Treibhausgasen oder verzichten ganz auf fossile Energieträger. Mit Blick auf die Energiewende brauchen wir außerdem leistungsfähige Energiespeicher für die „Erneuerbaren“, damit diese weltweit in großem Maßstab zum Einsatz kommen können. Wir arbeiten darüber hinaus an intelligenten Verteilsystemen – auch das brauchen wir, um international dem Ziel einer klimaneutralen Energieversorgung ein Stück näher zu kommen.“

Alle Lösungsansätze müssten dabei immer das Gesamtsystem betrachten, so Hanselka. Daher verknüpfe man am KIT die Forschung im Bereich Energie, Mobilität und Information, um hier tragfähige Lösungen im Dienste der Gesellschaft zu entwickeln.

Historie der Klimakonferenzen bislang keine Erfolgsstory

Die Erfahrung zeigt allerdings, dass bislang sämtliche Klimakonferenzen nicht dazu geführt haben, dass die weltweiten Emissionen von Kohlendioxid (CO2), dem Klimagas Nummer eins, reduziert wurden. Im Gegenteil: Abgesehen von einigen wirtschaftlich bedingten Unterbrechungen sind die CO2-Emissionen seit 1990 kräftig bis auf rund 35 Milliarden Tonnen im Jahr 2013 angestiegen. Offenbar funktioniert der Kyoto-Modellansatz mit einer vertraglichen Übereinkunft über CO2-Obergrenzen in den einzelnen Ländern nicht. Ein alternativer Ansatz ist der vom IWR-Institut entwickelte CO2-Emissions and Renewable Investment Action Plan, kurz CERINA-Plan. Dieses Klimaschutz-Modell betont die Investitionen in erneuerabre Energien im Gegensatz zum Kyoto-Protokoll mit seinen CO2-Obergrenzen. Der CERINA-Plan setzt auf ein Denken in "Investitionen" statt in "Begrenzungen", denn in einer Investitions-Debatte stehen Innovationen, Wachstum und Beschäftigung im Vordergrund.

Quelle: IWR Online

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