26.02.2016, 10:24 Uhr

Warum das marode Atomkraftwerk Fessenheim nicht abgeschaltet wird

Münster - Das französische Atomkraftwerk Fessenheim ist das älteste in Frankreich. Trotz eines von Präsident Hollande verkündeten Stilllegungstermins im Jahr 2016 bleibt das Kernkraftwerk auch weiterhin in Betrieb. Das hat einen einfachen Grund.

Bereits 2012 kündigte der französische Staatspräsident Hollande an, dass das Kernkraftwerk Fessenheim bis Ende 2016 stillgelegt werden soll. Das knapp 25 Kilometer entfernt von den Städten Colmar und Mülhausen sowie Freiburg im Breisgau gelegene Atomkraftwerk bleibt jedoch mindestens bis 2017 in Betrieb. Aber auch dieses Datum könnte wackeln, denn jetzt redet die französische Regierung nur noch von einem Zieldatum.

Abschaltung des AKW Fessenheim an Neubau Flamanville gekoppelt

Grund für die Verschiebung ist die direkte Kopplung der Abschaltung des Atomkraftwerks (AKW) Fessenheim an die Inbetriebnahme des neuen AKW Flamanville. Das geht aus einem Bericht des SWR Fernsehens hervor. Erst wenn das AKW Flamanville in Betrieb geht, können zwei ältere Kernreaktoren abgeschaltet werden. Das könnte dann auch das AKW Fessenheim sein. Das Problem: Das AKW Flamanville wird nicht fertig und kostet immer mehr.

Zeitverzug und Kostenexplosion beim Atomkraftwerk Flamanville

Ursprünglich sollte das neue französische Atomkraftwerk Flamanville im Jahr 2012 zu einem Preis von 3,3 Milliarden Euro fertiggestellt werden. Aktuell wird nur noch ein Zieldatum 2017 angegeben, ein konkreter Fertigstellungstermin nicht in Sicht. Auch die Kosten sind explodiert. Ursprünglich für 3,3 Milliarden Euro kalkuliert, wird nun vorläufig mit 9 Milliarden Euro gerechnet.

Abschaltplan französischer Kernkraftwerke unsicher

Neben dem Atomkraftwerk Fessenheim sollen in den nächsten Jahren eigentlich noch weitere französische Kernkraftwerke stillgelegt werden. Bis 2020 ist die Abschaltung des Atomkraftwerks Bugey mit 4 AKW-Blöcken vorgesehen, Dampierre 1 sowie Gravelines B1 und B2. Zwischen 2020 und 2025 geht es weiter Schlag auf Schlag mit den AKW-Abschaltungen. Hinter den Stilllegungsplänen auf dem Papier muss nach den bisherigen Erfahrungen ein großes Fragezeichen gesetzt werden. Außer dem Ersatz-Kernkraftwerk in Flamanville ist kein AKW-Neubau in Frankreich in Sicht. Bleibt die spannende Frage, ob Frankreich bis dahin mit der eigenen Energiewende im Plan ist.

Quelle: IWR Online

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