10.03.2016, 07:56 Uhr

E.ON-Aktie nach Zahlen unter Druck – Analysten uneinig

Düsseldorf – Während RWE mit der Streichung der Dividende für Stammaktien vor allem die kommunalen Anteilseigner auf dem falschem Fuß erwischt hat, schüttet E.ON auch für das abgelaufene Jahr 2015 einen Teil der Gewinne an seine Aktionäre aus. Doch dies ist nicht der einzige Faktor, der für die Anteilseigner eine Rolle spielt. Wertberichtigungen haben 2015 zu einem Rekord-Fehbetrag bei E.ON geführt, die Aktie ist kräftig gesunken.

E.ON hat enorme Wertberichtigungen in Höhe von 8,8 Mrd. Euro vorgenommen. Das wirtschaftliche Umfeld und die Rahmenbedingungen der Branche hätten sich seit der Verabschiedung der neuen Strategie Ende 2014 deutlich verschlechtert, sagt Vorstandschef Teyssen. Zwar verteidigt E.ON bei der Konzern-Spaltung gegenüber RWE einen Vorsprung, dennoch zeigen sich die Aktionäre angesichts der nun vorgelegten Zahlen und der Bilanzpressekonferenz skeptisch. Das E.ON-Papier hat im Handel am Mittwoch um 3,1 Prozent auf 8,07 Euro nachgegeben (Xetra) und ist damit Schlusslicht im DAX.

Wertberichtigungen sorgen bei E.ON für Rekord-Fehlbetrag von 7 Milliarden Euro

Bei einem Umsatz in Höhe von 116,2 Mrd. Euro in 2015 (+3 Prozent gegenüber 2014) ging der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von E.ON um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 7,6 Mrd. Euro zurück, der nachhaltige Konzernüberschuss lag mit 1,6 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Die im Herbst 2015 vorgenommenen Wertberichtigungen von 8,8 Milliarden Euro belasten den Konzernüberschuss und führen zu einem deutlichen Fehlbetrag in Höhe von 7 Milliarden Euro. Für das Geschäftsjahr 2015 schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vor, eine Dividende von 0,50 Euro pro Aktie zu beschließen. Maßgeblich für die Dividendenausschüttung ist der sogenannte nachhaltige E.ON Gewinn in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Bei dieser E.ON-Gewinn-Kennziffer werden einige Sonder- und Bewertungseffekte herausgerechnet. Die ausgeschüttete Dividende beträgt insgesamt rund 60 Prozent des nachhaltigen Konzernüberschusses.

Nachhaltiger Konzernüberschuss wird 2016 wohl sinken

Die ersten Monate des laufenden Geschäftsjahres 2016 sind durch neue Tiefststände bei den Energiepreisen, weiterhin fallende Gaspreise und einen anhaltend schwachen Rubelkurs gekennzeichnet. Allerdings hat E.ON seine gesamte Stromerzeugung Europa laut einer Reuters-Meldung für die Jahre 2016 (3,9 ct/kWh) und 2017 (3,3 ct/kWh) - und damit deutlich über den aktuellen Großhandelspreisen - bereits längst verkauft. E.ON erwartet für das laufende Geschäftsjahr ein geringeres Konzern-EBITDA im Bereich von 6,0 bis 6,5 Milliarden Euro. Für den nachhaltigen Konzernüberschuss rechnet das Unternehmen mit einem Ergebnis von 1,2 bis 1,6 Milliarden Euro.

Die Trennung und Neuausrichtung von E.ON und Uniper liege im Plan. Derzeit arbeitet E.ON an einem Spaltungsbericht, der der Öffentlichkeit mit der Einladung zur Hauptversammlung vorgestellt wird. Die E.ON-Gesellschaft konzentriert sich auf die Bereiche Erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen. Uniper übernimmt die konventionelle Erzeugung und den Energiehandel. Die operative Trennung erfolgte zum 1. Januar 2016.

Neuer Aufsichtsratsvorsitzender gesucht

Zudem wird es einen Wechsel im Aufsichtsrat geben: Der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Wenning legt sein Mandat zum Ablauf der E.ON-Hauptversammlung am 8. Juni auf eigenen Wunsch nieder. Er gehört dem Aufsichtsrat seit April 2008 an und führt das Gremium seit Mai 2011. Als Nachfolger im Aufsichtsrat und für den Aufsichtsratsvorsitz schlägt der Nominierungsausschuss des Aufsichtsrates Karl-Ludwig Kley vor.

Wenning erklärte: „In den vergangenen fünf Jahren konnte ich daran mitwirken, E.ON für die Zukunft neu aufzustellen. Die strategische Neuausrichtung und die damit verbundene Abspaltung von Uniper ist eine wichtige Zäsur für E.ON und für mich der richtige Zeitpunkt, die Verantwortung in andere Hände zu geben.“

Was sagen die Analysten?

Unter den Aktienanalysten herrscht Uneinigkeit bezüglich des E.ON-Papiers: Die Bewertungen reichen von „verkaufen“ über „halten“ bis hin zu „outperform“. Von den insgesamt sieben vorliegenden Analysten, die das Papier am Tag der Pressekonferenz neu bewertet haben, bestätigen drei ihr positives Rating „kaufen“, „outperform“ oder „accumulate“. Zwei Analysten geben sich eher neutral und bewerten das Papier mit „hold“ bzw. „halten“. Weitere zwei Aktienexperten raten zum „Verkaufen“ bzw. „Reduce“. Das Kursziel für die E.ON-Aktie liegt im Schnitt bei 9,76 Euro. Die Spannweite reicht dabei von 7,80 Euro (DZ Bank, Votum: „reduce“) und 12,70 Euro (Bernstein Research, Votum: „outperfom“).

Quelle: IWR Online

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