18.04.2016, 14:59 Uhr

China installiert Emissionshandel mit deutscher Hilfe

Berlin – China ist seit Jahren der mit Abstand größte Emittent von Kohlendioxid (CO2) auf der Erde. Ab 2017 will das Land der Mitte einen nationalen Emissionshandel an der Start bringen, um den Ausstoß zu drosseln. Deutschland hilft bei den Vorbereitungen.

Das Bundesumweltministerium (BMUB) unterstützt China bei der Einführung eines nationalen Emissionshandels. Schwerpunkte sind dabei Rechtsberatung und die Aus- und Fortbildung von Mitarbeitern in Verwaltung und Industrie. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) ist derzeit in China und besucht auch die Schanghaier Umwelt- und Energiebörse. Schanghai ist eine der Pilotregionen für den Emissionshandel in China.

Hendricks: Emissionshandel in China ist Meilenstein für den Klimaschutz

Hendricks erklärte: "Die Einführung eines landesweiten Emissionshandelssystem in China ab 2017 ist ein Meilenstein für den Klimaschutz. Ich freue mich, dass wir unsere Erfahrungen mit China teilen können. Der Emissionshandel bietet große Chancen, die Klimaziele zu möglichst geringen Kosten zu erreichen. Je mehr Länder dabei mitmachen, desto besser."

Das BMUB unterstützt diese Entwicklung seit 2012 über die Internationale Klimaschutzinitiative. Das Projekt mit einem Volumen von insgesamt 5,5 Millionen Euro wird von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zusammen mit der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission Chinas (NDRC) durchgeführt. Konkret geht es dabei zum Beispiel um Workshops, Expertenberatungen, Studienreisen nach Deutschland und Hospitationen bei der Deutschen Emissionshandelsstelle (Dehst).

China testet Emissionshandel seit 2013 in Pilotregionen

Seit 2013 testet China das Instrument des Emissionshandels in sieben Pilotregionen. Gemeinsam decken diese Pilotregionen Emissionen von circa 1,2 Milliarden Tonnen CO2 ab und reichen damit fast an das Emissionshandelssystem der EU mit 1,8 Mrd. t heran. 2017 will China ein nationales Emissionshandelssystem einführen, das etwa 10.000 Unternehmen aus acht Sektoren einbezieht: Energie, Mineralölverarbeitung, Chemie, Glas und Keramik, Stahl, Nichteisenmetalle, Papier und Flugverkehr. Deren geschätzte Emissionen liegen in einer Größenordnung von 4 Milliarden Tonnen CO2. Damit entsteht in China das weltweit größte Emissionshandelssystem.

Europa kein gutes Vorbild beim Emissionshandel

China ist weltweit mit Abstand der größte Emittent von CO2. Im Jahr 2014 hat das Riesenreich 9,65 Mrd. t CO2 in die Atmosphäre geblasen, das sind bereits etwa 27 Prozent der CO2-Emissionen sämtlicher Staaten der Erde. Auf Rang zwei folgen die USA mit rund sechs Mrd. t CO2. Doch China plant, seinen CO2-Ausstoß bis 2030 um 60 bis 65 Prozent im Vergleich zu 2005 zu senken. Ein Instrument zu Erreichung der Ziele soll der nationale Emissionshandel sein. Das Beispiel Europa zeigt, wo die Tücken eines Emissionshandels liegen. Das System, das eigentlich einen effektiven Klimaschutz möglichst geringen Kosten verspricht, leidet in Europa an einer politisch initiierten Überschwemmung des Marktes mit CO2-Zertifikaten. Der Preis für ein CO2-Zertifikat liegt derzeit bei lediglich etwa fünf Euro je Tonne CO2. Das ist zu wenig, um eine Lenkungsfunktion zu entfalten. Gegenmaßnahmen wie die sogenannte Marktstabilitätsreserve zeigen bislang keine Wirkung.

Quelle: IWR Online

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