15.07.2016, 11:07 Uhr

Frankreichs Atomendlager nahe der deutschen Grenze

Münster – Im französischen Bure, einem 80-Einwohner-Dorf im Westen von Lothringen und rund 150 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, soll ein Atommüll-Endlager entstehen. Das französische Parlament hat nun den weiteren Plänen zugestimmt, doch der Widerstand auch aus Deutschland ist groß.

Die Mehrheit der insgesamt 577 Abgeordneten in der französischen Nationalversammlung hatte sich bei einer Abstimmung für ein solches unterirdisches Lager nahe dem Dorf Bure ausgesprochen. Auch der Senat in Frankreich hatte sich bereits so entschieden. Laut Berichten handelt es sich zwar noch nicht um eine endgültige Entscheidung oder Genehmigung für das Endlager, doch nach einer Anhörung könnten in Lothringen ab dem Jahr 2030 in einer Pilotphase die ersten radioaktiv belasteten Abfälle dort gelagert werden.

Saarlands Umweltminister Jost: Noch keine Genehmigung des Endlagers

Die Ängste in der Bevölkerung sind erheblich, auch in Deutschland. Unter anderem hat sich die Landesregierung in Saarland mit dem Thema beschäftigt. Der saarländische Umweltminister Reinhold Jost (SPD) betonte, dass die Abstimmung der französischen Parlamentsabgeordneten über die Rückholbarkeit des Atommülls aus einem geplanten Atommüll-Endlager im lothringischen Bure nicht gleichzusetzen sei mit einer Genehmigung des Endlagers.

Arbeitsgruppe mit Saarland, Rheinland-Pfalz und Luxemburg verabredet

Was das Genehmigungsverfahren für das künftige Endlagerprojekt betrifft, so hatte Jost bereits bei seinem Besuch der Forschungsanlage der französischen Atommüll-Behörde Andra (Agence Nationale pour la gestion des Déchets Radioactifs) in Bure im März dieses Jahres auf eine Beteiligung des Saarlandes gepocht und gegenüber dem Direktor Jean Paul Baillet die Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass die saarländischen Interessen berücksichtigt werden. Jost: „Wir haben uns auf eine gemeinsame AG auch mit Rheinland-Pfalz und Luxemburg verständigt, um das weitere Verfahren auf Arbeitsebene zu besprechen.“

Saarland gegen weitere atomare Einrichtung

Mit einem Start des endgültigen Genehmigungsverfahrens sei laut Jost erst 2017 zu rechnen. „Wir fordern mit Blick auf das geplante Ablaufszenario, dass in diesem Verfahren Gründlichkeit vor Schnelligkeit geht. Im Rahmen des Verfahrens werden wir auch wieder unseren Wunsch nach vertiefenden Untersuchungen zur Geeignetheit der geologischen Formation erneuern“, so der Minister. Im Übrigen bleibe es bei der Position, dass man nicht noch eine atomare Einrichtung in der Großregion haben wolle, so Jost. Notfalls wolle man auch den Klageweg prüfen. In unmittelbarer Grenznähe steht das französische Atomkraftwerk Cattenom, das im Jahr 1986 in Betrieb gegangen ist und bei dem derzeit vier Reaktoren mit rund 5.450 Megawatt Leistung aktiv sind. Das Kraftwerk ist bereits häufiger durch mehr oder weniger beunruhigende Zwischenfälle in die Schlagzeilen geraten. Berichten zufolge hatte Luxemburg Frankreich im April sogar Geld für die Abschaltung dieses Atomkraftwerks angeboten.

Quelle: IWR Online

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