11.11.2016, 08:19 Uhr

Kanada erprobt neue Gezeiten-Kraftwerke

Black Rock, Kanada – Gezeitenkraftwerke nutzen die periodischen Wasserbewegungen der Ozeane zur Stromerzeugung. In der kanadischen Bay of Fundy ist das Gezeiten-Potenzial gewaltig, nun erprobt Kanada an der Küste neue Turbinentypen.

Im Jahr 2009 hat Kanada das Projekt Force (Fundy Ocean Research Centre for Energy) gestartet, um die Gezeitenenergie in der Bay of Fundy an der kanadischen Ostküste zu erforschen. Anders als bei konventionellen Gezeiten-Kraftwerken soll bei Force nicht der Tidenhub hinter einem Damm gestaut werden, sondern über Meeresströmungskraftwerke mit versenkten Turbinen genutzt werden. Nun wurde die erste von bis zu vier Testanlagen mit einer Leistung von gleich zwei Megawatt installiert.

Kanada testet verschiedene Gezeiten-Turbinentypen

Im Rahmen von Force haben insgesamt vier Entwickler die Erlaubnis erhalten, bis zu vier Testanlagen mit einer Gesamtleistung von bis zu 17,5 Megawatt (MW) in der Bucht zu installieren. Dabei werden mehrere völlig unterschiedliche Ansätze und Technologien getestet, auch mit Blick auf ihre Umweltauswirkungen. Force stellt dabei unter anderem die Untersee-Infrastruktur bereit, mit der die Turbinen an das Stromnetz angeschlossen werden können. Dazu wurden vier Untersee-Kabel mit einer Gesamtlänge von 11 Kilometer und einer Übertagungskapazität von 64 MW in der Bay of Fundy installiert. An die Anlagenbetreiber wurden 15-jährigen Einspeisetarife vergeben, davon jeweils 4 MW an Minas Energy und Cape Sharp Tidal Venture, 4,5 MW an Atlantis Operations Canada und 5 MW an Black Rock Tidal Power.

Erste 2-MW-Turbine installiert

Nun hat das Unternehmen Cape Sharp Tidal die erste 2-MW-Gezeiten-Turbine „Open Centre“ vom Hersteller Openhydro in der Minas-Passage in der Bay of Fundy versenkt. Die röhrenförmige Turbine hat einen Durchmesser von 16 Metern und wiegt etwa 300 Tonnen. Die einfache Bauweise soll hohe Effizienz und niedrige Stromerzeugungskosten garantieren. Die Wasserkraft-Turbine wird direkt auf Unterseestrukturen auf dem Meeresgrund platziert und befindet sich somit 20 bis 25 Meter über dem Meeresboden. Die gesamte Konstruktion wiegt etwa 700 Tonnen, weshalb keine Verankerung am Meeresgrund notwendig ist.

Gewaltiges Gezeiten-Potenzial in der Bay of Fundy

Die Bay of Fundy liegt zwischen der kanadischen Halbinsel Neuschottland und Region Neubraunschweig. Der Tidenhub von bis zu 13 Metern ist enorm. Die Wasser-Fließgeschwindigkeit über Grund beträgt bis zu 5 Metern pro Sekunde. Force schätzt das Energie-Potenzial in der Bucht auf 50.000 MW, davon alleine 7.000 MW in der Minas-Passage. Davon können laut Force etwa 2.500 MW ohne signifikante Auswirkungen genutzt werden.

Quelle: IWR Online

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