29.11.2016, 10:11 Uhr

Norddeutsche Stadtwerke finden Netzentgelte ungerecht

Reinbek – Auf den Stromrechnungen finden die Stromkunden in Norddeutschland besonders hohe Beträge für den Netzausbau. Grund sind die in Schleswig-Holstein im Bundesvergleich hohen Investitionen in die Stromleitungen. Für die Stadtwerke des norddeutschen Bundeslandes werden die Netzausbaukosten ungerecht verteilt.

Der Ausbau des Stromnetzes zur Bewältigung der Energiewende ist in Schleswig-Holstein weiter fortgeschritten als in vielen anderen Bundesländern. Doch damit gehen für die Bürger und die Wirtschaft des Nordens vergleichsweise hohe Netzentgelte einher. Der Verband der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft (VSHEW) fordert von der zukünftigen Landesregierung ein stärkeres Engagement für die Stromverbraucher des Landes auf Bundesebene.

Netzausbau-Kosten gleichmäßiger verteilen

VSHEW-Geschäftsführer Dieter Perdelwitz fasst die Problemlage zusammen: "Es kann nicht angehen, dass der Norden den Netzausbau zum Abtransport des Grünstroms in südliche Bundesländer vorantreibt und seine Bürger dafür finanziell auch noch bestraft werden." Die Gesamtkosten des Netzausbaus müssten gleichmäßig auf alle Bundesländer verteilt werden.

Elektromobilität belastet regionale Stromnetze in der Zukunft

Als wichtigen Baustein zum Gelingen der Energiewende begrüßt der VSHEW den Ausbau der Elektromobilität. Allerdings werde sich dadurch die Belastung der Verteilnetze bis zum Jahr 2030 mehr als verdoppeln. Es drohe ein Kollaps der regionalen Stromnetze. "Wer in seinem Haus an jede Steckdose einen Heizlüfter auf höchster Stufe anschließt, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Sicherungen herausspringen", so Perdelwitz. Die Politik sei dringend gefordert, intelligente Konzepte zum Ausbau der regionalen Netze zu entwickeln. Es genüge nicht, das Land lediglich besser mit Ladesäulen zu versorgen.

Entlastungen beim Betrieb von Ladesäulen und Stromspeichern

Kritik äußert der Verband auch an den hohen staatlichen Abgaben beim Betrieb von Ladesäulen. "Die staatliche Belastung ist ein Bremsklotz der Energiewende. Wenn die neue Landesregierung am Energiewendeziel festhalten will, muss sie sich für eine Senkung der Abgaben im Bereich der Elektromobilität einsetzen", fordert Perdelwitz. Das gleiche gelte für Abgaben auf Stromspeicher in Verbindung mit Photovoltaik-Anlagen für private Haushalte.

Quelle: IWR Online

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