08.11.2016, 11:05 Uhr

Bundesrat fordert gleiche Netzentgelte für alle

Berlin – Die Netzentgelte für Stromkunden sind in Deutschland unterschiedlich teuer: Während vor allem Stromverbraucher im Norden und Osten des Landes teilweise mehr als zehn Cent je Kilowattstunden (kWh) zahlen, fallen in manchen Regionen in Süddeutschland weniger als fünf Cent je kWh an. Das finden einige Bundesländer nicht in Ordnung.

Der Bundesrat hat die bundesweite Angleichung der Netzentgelte bei den Übertragungsnetzbetreibern gefordert. Die Länderkammer bittet dementsprechend die Bundesregierung, im derzeitigen Gesetzgebungsverfahren geeignete Maßnahmen zur wirksamen Abmilderung der regionalen Unterschiede bei den Netzentgelten umzusetzen.

Energiewende ist Bundesprojekt – ÜNB-Netzentgelte daher wälzen

Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Robert Habeck (Bündnis 90 /Die Grünen) begründet die Forderung: "Die Netzentgelte klaffen in den verschiedenen Regionen Deutschlands zunehmend auseinander. In Schleswig-Holstein fallen besonders hohe Kosten an. Die Energiewende ist aber ein bundesweites Projekt im gesamtdeutschen Interesse. Deshalb müssen die Kosten für die Netzentgelte der Übertragungsnetzbetreiber gewälzt und dadurch fair verteilt werden. So können die Haushalte im Norden entlastet werden." Der Bund habe Maßnahmen bereits angekündigt. Man erwarte nun, dass sehr zeitnah konkrete Vorschläge auf den Tisch kommen, so Habeck.

Hohe Netzentgelte in neuen Bundesländern, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg

Die Gründe für die regionale unterschiedlichen sieht die Bundesnetzagentur unter anderem in der unterschiedlichen Auslastung der Netze, in der zunehmenden Stromerzeugung in den unteren Spannungsebenen, im Alter und in der Qualität der Netze sowie in den Integrationskosten der erneuerbaren Energien. Die höchsten Strom-Netzentgelte gibt es danach im ländlichen Raum, vor allem in den neuen Bundesländern, aber auch in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg. Die niedrigsten Strom-Netzentgelte sind überwiegend in den Stadtregionen der alten Bundesländer, aber auch in einigen Städten in den neuen Bundesländern zu finden.

Wälzung im Tennet-Netzgebiet reicht nicht aus

Der unter anderem für Schleswig-Holsteins zuständige Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat kürzlich angekündigt, die Netzentgelte um 80 Prozent zu erhöhen. Derzeit werden die Kosten dafür nur im Netzgebiet von Tennet und damit über die Länder Schleswig-Holstein, Bremen, Niedersachsen, Teilen von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern gewälzt, nicht aber bundesweit.

Der Anstieg der Tennet-Netzkosten liegt nach Einschätzung von Habecks Energiewende-Ministerium in Kiel daran, dass sich der bundesweite Netzausbau auf der Höchstspannungsebene verzögert hat und Netzstabilitätsmaßnahmen wie Eingriffe in die Fahrweise von Kraftwerken oder Abschaltungen von Erneuerbare-Energien-Anlagen rasant zugenommen haben. Schleswig-Holstein aber sei beim Netzausbau voll im Plan. Das nördlichste Bundesland muss gut 590 Kilometer an neuen Höchstspannungsleitungen bauen. Davon ist die Hälfte in Bauvorbereitung, ein Teil davon ist schon gebaut. Für die weiteren Strecken sind die Genehmigungsprozesse weit fortgeschritten.

Quelle: IWR Online

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