10.03.2017, 11:55 Uhr

Schweiz: Erdbeben heizt Diskussion um AKW-Sicherheit an

Münster/Zürich – Zu Beginn dieser Woche hat in der Schweiz die Erde gebebt. Das Beben erreichte auf der Richterskala einen Wert von 4,6. Drei der fünf noch aktiven Atomreaktoren in der Schweiz können offiziell Erdstöße bis zur Stärke 5,0 verkraften.

Das neue Erbeben hat die politische Diskussion um die Sicherheit der Atomkraftwerke (AKW) in der Schweiz neu entfacht. Erst Ende des vergangenen Jahres hatten sich die Schweizer in einer Volksabstimmung gegen einen schnelleren Atomausstieg ausgesprochen.

Erdbeben in der Schweiz der Stärke 4,6

Wie der Schweizerische Erbebendienst mitteilt, ereignete sich am 6. März um 21:12 Uhr ein Erdbeben mit einer Magnitude von 4,6 auf der Richterskala. Das Epizentrum des Bebens lag im Grenzgebiet der Kantone Uri, Schwyz, und Glarus mitten in der Schweiz. Das Beben sei in der gesamten Zentralschweiz deutlich zu spüren gewesen, so der Erdbebendienst. Kleinere Schäden seien in der Nähe des Epizentrums bei einem Beben dieser Stärke möglich. In den ersten zwölf Stunden nach dem Beben seien zudem etwa 25 Nachbeben mit Magnituden zwischen 0,5 und 2,9 registriert worden. Unmittelbar nach dem Erdbebenereignis wies der Schweizer Grünen-Politiker Luzian Franzini daraufhin, dass die Atomkraftwerke Mühleberg sowie Beznau I und II nur für Erdbeben der Stärke 5 ausgelegt sind.

Ensi fordert neue Berechnungen zu AKW-Erdbebensicherheit

Das Thema Erdbebensicherheit ist in der Schweiz in Zusammenhang mit der Atomenergie ein zentraler Diskussionspunkt. Auch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) hat sich mit dem Thema beschäftigt. In einem Bericht wollten die Kraftwerkbetreiber in der Schweiz die Erdbebengefährdung untersuchen, doch Ensi war mit den verwendeten Rechenmodellen nicht zufrieden. Diese würden nicht den allerneuesten Erkenntnissen entsprächen, heißt es laut Medienberichten. Bis 2020 sollen demnach die Untersuchungen überarbeitet werden.

Ende November 2016 haben die Schweizer über die Zukunft der Kernenergie-Nutzung abgestimmt. Nach den Plänen der Atomkraftgegner hätten einzelne AKWs früher und zu konkreten Terminen vom Netz gehen sollen, doch die Schweizer lehnten die Initiative ab. Bereits 2011 hat die Schweiz nach dem Unglück von Fukushima den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen, jedoch kein Enddatum für die laufenden Atomkraftwerke festgelegt.

Ältestes noch laufendes Atomkraftwerk der Welt

Die Schweiz betreibt derzeit noch fünf AKW-Blöcke an vier Standorten: das AKW Gösgen (1.060 MW), das AKW Leibstadt (1.275 MW), das AKW Beznau (2 Blöcke à 380 MW) und das AKW Mühleberg (390 MW). Der AKW-Block 1 in Beznau ist seit 1969 am Netz und mit 46 Betriebsjahren das älteste in Betrieb befindliche Atomkraftwerk der Welt. Beznau 2 produziert seit 1971 Strom. Ein weiteres kleines Atomkraftwerk, der Schweizer Versuchsreaktor Lucens, wurde bereits nach einem Atomunfall in den 1960iger Jahren nach kurzer Betriebszeit stillgelegt.

Quelle: IWR Online

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