Abgeschaltet: AKW Grafenrheinfeld erzeugt keinen Strom mehr
Münster – Am Wochenende ist das Atomkraftwerk (AKW) Grafenrheinfeld im bayerischen Landkreis Schweinfurt vom Betreiber E.ON endgültig abgeschaltet worden. Es ist das erste der neun verbliebenen Atomkraftwerke, die im Rahmen des deutschen Atomausstiegs bis 2022 vom Netz genommen werden. Einige Politiker wollen nun diesen Ausstieg noch beschleunigen.
Während sich Bundesumweltmisterin Barbara Hendricks nun auf den sicheren Restbetrieb der verbliebenen AKWs konzentrieren will, gibt es auch Forderungen, den Atomausstieg weiter schnell voranzutreiben. Der Ausfall des Atomstroms wird vor allem durch erneuerbare Energien kompensiert.
Für Hendricks hat sicherer AKW-Betrieb höchste Priorität
Die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat die Stilllegung von Grafenrheinfeld als ein „sichtbares Zeichen, dass der Atommausstieg vorangeht“ bezeichnet. Dabei reduziert jedes AKW, das vom Netz genommen wird, das „sogenannte Restrisiko“. Wie die Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima gezeigt haben, seien „verheerende Folgen für Mensch, Natur und Umwelt“ möglich. Besonders Fukushima hatte für eine politische Einigung zum Atomausstieg gesorgt. Aus Sicht von Hendricks müsse nun sichergestellt werden, dass die verbleibenden Atomkraftwerke bis zur endgültigen Stilllegung „auf dem höchstmöglichen Sicherheitsniveau“ betrieben werden. Dies habe für sie „höchste Priorität“. Wie von der Bundesnetzagentur bestätigt wurde, sind „keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit zu erwarten.“
Bayern-Grüne fordern frühere Abschaltung von AKW Gundremmingen
Auch der Fraktionsvorsitzende der bayerischen Landtags-Grünen, Ludwig Hartmann, äußerte sich zu dem Thema. Die Grünen fordern jetzt nach Grafenrheinfeld auch eine schnellere Abschaltung der Blöcke B und C am Standort Gundremmingen. Diese sollen nach dem derzeitigen Plan bis zum 31.12.2017 bzw. 31.12.2021 vom Netz genommen werden. Für die Grünen ist das zu spät, da es sich um „gefährlich veraltete Siedewasserreaktoren“ handele, die „die letzten ihrer Art in Deutschland“ sind. So soll laut Hartmann die Sicherheit der Bevölkerung verbessert werden und Atommüll für „mindestens zwölf Castoren“ eingespart werden. Stattdessen setzen die Grünen auf einen Ausbau der Netzinfrastruktur, um „die im Überfluss vorhandene saubere Energie in alle Regionen“ zu verteilen.
Atomenergie wird durch erneuerbare Energien ersetzt
Wie die Agentur für Erneuerbare Energien berichtet, werden die abgeschalteten AKWs komplett durch erneuerbare Energien ersetzt. So konnte die Stromerzeugung der erneuerbaren Energien von 2010 auf 2014 um über 160 Milliarden Kilowattstunden (kWh) erhöht werden und so den Rückgang der Kernenergie, die im selben Zeitraum um knapp 97 Milliarden kWh reduziert wurde, vollständig ausgleichen. Die Herausforderung dabei ist allerdings, dass der Strom von den erneuerbaren Energien nicht immer aus den gleichen Regionen kommt, in denen Atomkraftwerke stillgelegt wurden. In Baden-Württemberg, wo die Stromproduktion durch Atomenergie am stärksten reduziert wurde, muss ein Teil des Stroms zum Ausgleich aus anderen Bundesländern kommen. In Bayern war der Ausbau von erneuerbaren Energien zwar bislang größer als der Rückbau der Atomenergie, sodass auch die nun fehlende Strommenge des AKWs Grafenrheinfeld ausgeglichen werden kann, aber mit den verbleibenden Atomkraftwerken wird immer noch die Hälfte des bayerischen Stroms erzeugt und in Zukunft wird der Import dieser Strommengen aus anderen Bundesländern an Bedeutung zunehmen.
Quelle: IWR Online
© IWR, 2015