11.10.2013, 08:40 Uhr

Agora Energiewende schlägt EEG-Radikalreform vor

Berlin – Schon wieder ist es soweit: Die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz steigt abermals kräftig – und das primär wegen der Fehler im System. Eine groß angelegte Reform gilt von daher unabhängig von der nächsten Koalition als ausgemacht. Der Thinktank Agora Energiewende hat sich jetzt mit einem radikalen, aber auch umstrittenen Lösungsvorschlag zu Wort gemeldet.

Rainer Baake ist einer der Gründerväter des EEG. Als Staatssekretär im Bundesumweltministerium hatte er seinerzeit maßgeblichen Anteil an dem Gesetzeswerk, das den regenerativen Energien in Deutschland den Weg ebnete. Heute ist er Direktor von Agora Energiewende, einem Thinktank, der sich mit Fragen rund um das Thema Energie beschäftigt.

Jetzt hat er ein Konzept vorgelegt, das einerseits die Höhe der künftigen Vergütung für Strom aus Erneuerbaren Energien auf 8,9 Cent pro Kilowattstunde (kWh) begrenzen und andererseits die Ausnahmen von der Pflicht zur Zahlung der EEG-Umlage einschränken soll. „Der Vorschlag soll dazu beitragen, dass die Energiewende nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomische Erfolgsgeschichte wird“, erklärte Baake dazu.

Konzentration auf Onshore-Wind und Solarenergie

Ökonomische Aspekte stehen so auch im Vordergrund. „Egal ob Kohle, Gas, Wind oder große Photovoltaik-Anlagen: Die Stromerzeugung aus neuen Anlagen kostet etwa 8 bis 9 Cent die Kilowattstunde“, sagt Baake. Von daher solle man sich bei dem weiteren Ausbau auch auf Sonne und Onshore-Wind konzentrieren. Entsprechend will Agora die Einspeisevergütung von Strom aus Erneuerbaren auf 8,9 Cent je Kilowattstunde (kWh) begrenzen, die Sätze sollen mit fortschreitendem Zubau einer Degression unterworfen werden.

Für die im Vergleich zu Windstrom an Land und Solarstrom deutlich teureren Erneuerbaren Energien Biomasse, Offshore-Windkraft und Geothermie sieht der Vorschlag gegenüber dem bisherigen EEG kräftige Einschnitte vor. „Diese Technologien sollen nur noch eingeschränkt weiterverfolgt werden, um den Stromverbrauchern keine unnötigen Kosten aufzubürden“, heißt es.

Ein zentraler Punkt einer Umgestaltung des Strommarktes bestünde zudem in einer Direktvermarktung von Strom aus Erneuerbaren direkt durch die Stromproduzenten. Dabei erhalten die Betreiber von Neuanlagen die Differenz zwischen EEG-Vergütung und durchschnittlichem Strommarkterlösen erstattet. Dies ist aber nur für Anlagen mit einer Kapazität von über 1 MW geplant, kleinere Anlagen erhalten im Rahmen einer de-minimis-Regel nach wie vor eine Abnahmegarantie und Vergütung durch die Netzbetreiber.

Langfristige Stabilisierung der EEG-Umlage

Zudem sollen nach dem Vorschlag von Agora die Kosten für die Energiewende gerecht auf alle Schultern verteilt werden. Ausnahmen von der EEG-Umlage werden dafür radikal begrenzt. Künftig sollen nur noch Unternehmen von der Umlage befreit werden, die tatsächlich hohe Energiekosten haben und im internationalen Wettbewerb stehen. Doch auch diese Unternehmen sollen künftig einen EEG-Mindestbeitrag von 0,5 Cent je kWh bezahlen. So soll gewährleistet werden, dass alle Stromverbraucher einen angemessenen Teil zur Finanzierung der Energiewende leisten.

Agora rechnet bei der Umsetzung der Vorschläge mit einer Stabilisierung der EEG-Umlage bei 6,0 bis 6,5 Cent je kWh über die nächsten Jahre. Die Vereinfachung des EEG sei kurzfristig möglich und könne schon Januar 2015 in Kraft treten. Das Konzept beruht auf Analysen der Stromerzeugungskosten verschiedener Technologien.

Verbände wie die deutsche Sektion von Eurosolar kritisierten die Vorschläge als „praxisfern“.

EEG-Umlage steigt kräftig, Strompreise auch: Was im System falsch läuft


© IWR, 2013