31.07.2013, 11:31 Uhr

Arktisches Eisschild nur noch halb so groß wie 1980 – Kosten in Billionenhöhe

Münster - Der Klimawandel lässt das arktische Eisschild immer weiter schmelzen und bedroht damit auch die Weltwirtschaft. Seit 1979 hat die US-Raumfahrbehörde NASA das schrumpfende Ausmaß des arktischen Eisschildes dokumentiert. Der Verlauf der Messwerte zeigt im Durchschnitt einen Rückgang des Eisschildes von etwa 13 Prozent pro Jahrzehnt. Die sechs niedrigsten Messwerte für die Meereisbedeckung der Arktis sind dabei in den vergangenen sechs Jahren erfasst worden. Während das arktische Eisschild im Jahr 1980 noch eine Fläche von mehr als 7 Mio. Quadratkilometer bedeckte, waren es im Jahr 2012 nur noch etwa 3,5 Mio. km². Dies entspricht einer Verringerung des arktischen Eisschildes um rund 50 Prozent innerhalb von gut 30 Jahren. Klimaforscher sehen die Ursache für diese Entwicklung im globalen Treibhauseffekt, der durch den weltweit enormen Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) und weiteren Klimagasen ausgelöst wird.

Kosten auf 60 Billionen Dollar geschätzt

Das Ausmaß der abnehmenden Eisdecken in den Polarregionen könnte nach neuen Erkenntnissen verheerende Folgen für die Weltwirtschaft nach sich ziehen. Nach Abschätzungen von Experten der Universtäten Cambridge und Rotterdam, die im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht wurden, könnten sich die Schäden durch die schmelzenden Eisdecken in den Polargebieten auf insgesamt 60 Billionen US-Dollar summieren. Dieser Betrag entspricht etwa der gesamten Weltwirtschaftsleistung des Jahres 2012. Den überwiegenden Anteil der anfallenden Kosten würden dabei nach Einschätzung der Wissenschaftler die Entwicklungsländer tragen müssen.

Methan-Freisetzung beschleunigt Klimawandel

Die Berechnungen der Autoren fußen auf dem Phänomen des Methanaustritts vor Sibirien, auf die die Forscherin Natalia Schachowa der University of Fairbanks in Alaska bereits 2010 hingewiesen hat. Die großen Methanhydrat-Vorkommen, die in den Meeren vor Russlands Küste gespeichert sind und auf etwa 50 Mrd. Tonnen geschätzt werden, weisen eine deutlich klimaschädlichere Wirkung auf als der Ausstoß von CO2. Bei häufigeren Tauwetterbedingungen in diesen Regionen könnten große Mengen Methan in die Atmosphäre gelangen, was die globale Erderwärmung zusätzlich beschleunigen würde. Da sich die Studie nur auf die ostsibirischen arktischen Schelfgebiete beschränkt, könnte der Methanaustritt weltweit noch größere Dimensionen annehmen. Dies würde die wirtschaftlichen Folgen entsprechend steigern.

Gesamtkosten des Klimawandels noch viel höher?

Nach einem Bericht des „Spiegel“ erfassen allerdings auch die neu angestellten Berechnungen nur einen Bruchteil der möglichen Gesamtschäden. Weitere Kostenfaktoren wie die Ozeanversauerung, der steigende Meeresspiegel sowie der tauende Permafrost an Land seien demnach bisher nicht hinreichend ermittelt worden. Einer neulich erschienene Studie im Fachmagazin „Scientific Reports“ zeige auf, dass auch das Auftauen der Permafrostböden in der Antarktis möglich ist. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass sich der Permafrost auch dort zwischen 2001 und 2012 ständig verringert hat.

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