19.06.2013, 17:03 Uhr

China startet Emissionhandel

Shenzhen, China – Seit Jahren ist China der weltweit größte Emittent von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2). 2011 hat das Land beinahe 9 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen und lag damit weit vor den USA (6 Mrd. Tonnen) und Indien (1,8 Mrd. Tonnen). In vielen Städten Chinas ist zudem Smog ein ernsthaftes Problem. Die Weltbank berichtet, dass 16 der 20 am meisten verschmutzten Städte in China liegen. Um das Verschmutzungsproblem in den Griff zu bekommen, ist in der Stadt Shenzhen (etwa 10,5 Mio. Einwohner) der erste Emissionshandel für CO2 an einer speziell eingerichteten Börse gestartet worden. Das Pilotprojekt soll im Laufe des Jahres auf sieben weitere Regionen in China ausgeweitet werden, darunter die Metropolen Peking und Shanghai.

Emissionen sollen um 21 Prozent gesenkt werden

Das System in Shenzen umfasst 635 Industrieunternehmen, die für 38 Prozent der städtischen Emissionen verantwortlich sind. Mit dem Emissionshandel soll der CO2-Ausstoß von Shenzhen bis 2015 um 21 Prozent im Vergleich zu 2010 verringert werden. Am ersten Handelstag wurden bereits Verschmutzungsrechte für 21.112 Tonnen über die Börse gehandelt. Der Preis pendelte dabei zwischen umgerechnet etwa 3,40 und 3,90 Euro pro Zertifikat und liegt somit in etwa auf dem Niveau für europäische Zertifikate. Perspektivisch soll auch der öffentliche Transportsektor mit in den Emissionshandel einbezogen werden, ist auf der Homepage der Stadt Shenzen zu lesen. Das hohe Verkehrsaufkommen ist demnach für den größten Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Um die Emissionen noch weiter zu senken, plant die Stadt außerdem, innerhalb von 3 Jahren 3.000 Elektro-Taxis und 7.000 Busse mit alternativen Antrieben auf die Straße zu bringen.

Funktionsweise des Emissionshandels

In Europa gibt es den Emissionsrechthandel bereits seit 2005. Dieser ist im Jahr 2013 in seine dritte Handelsphase gegangen. Anstelle von nationalen Plänen wurde von der Europäischen Kommission eine EU-weite Obergrenze für Emissionen festgelegt, die jährlich bis zum Jahr 2020 um 1,74 Prozent abgesenkt wird. Beim Emissionshandel legt der Staat zunächst eine Gesamtmenge an Emissionen fest, die in einem gewissen Zeitrahmen freigesetzt werden dürfen. In Form von Emissionszertifikaten, wird verschmutzungsintensiven Anlagen die Berechtigung zum Ausstoß einer bestimmten Menge an Treibhausgasen erteilt. Sind die CO2-Emissionen einer Anlage geringer als Emissionszertifikate zur Verfügung stehen, kann das Unternehmen die nicht benötigten Verschmutzungsrechte am Markt verkaufen. Wenn jedoch Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen für ein Unternehmen zu teuer werden, können alternativ Zertifikate zugekauft werden. Ziel des Systems ist es, dass Emissionsminderungsmaßnahmen dort durchgeführt werden wo sie am kostengünstigsten sind. Von besonderer Bedeutung für einen funktionierenden und effektiven Emissionshandel ist die zielführende Steuerung der ausgegebenen Zertifikatemenge.


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