07.01.2025, 16:08 Uhr

CO2-Emissionshandel: Deutschland erzielt 2024 wieder Einnahmen von über 18 Milliarden Euro


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Dessau-Roßlau - Die Erlöse aus dem Emissionshandel haben in Deutschland im Jahr 2024 das Niveau des Vorjahres 2023 erreicht. Die Erlöse fließen vollständig in den Klima- und Transformationsfonds (KTF), der als Finanzierungsinstrument einen zentralen Beitrag zur Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele Deutschlands leisten soll.

Die Gesamteinnahmen aus dem europäischen und dem nationalen Emissionshandel in Deutschland beliefen sich 2024 auf rund 18,5 Milliarden Euro, was einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt. 2023 wurden bereits Rekordeinnahmen in Höhe von 18,4 Milliarden Euro erzielt. Das berichtet die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt (UBA). Die DEHSt im UBA ist für den Vollzug des Europäischen Emissionshandels, des nationalen Emissionshandels und seit Dezember 2023 auch für den Europäischen CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) in Deutschland zuständig.

Einnahme-Rückgang im Europäischen Emissionshandel, Rekordeinnahmen im nationalen Emissionshandel

Der Europäische Emissionshandel (EU-ETS 1) umfasst Emissionen aus Energie- und energieintensiven Industrieanlagen, dem innereuropäischen Luftverkehr sowie dem Seeverkehr. Im EU-ETS 1 wurden im Jahr 2024 Auktionserlöse von rund 5,5 Mrd. Euro erzielt, was einem Rückgang von rund 28 Prozent im Vergleich zum Rekordergebnis von 2023 (7,7 Milliarden Euro) entspricht. Im Gegensatz dazu stiegen die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung im nationalen Emissionshandel (nEHS) für Wärme und Verkehr 2024 gegenüber dem Vorjahr an. Im nEHS lagen die Einnahmen im letzten Jahr bei rund 13 Mrd. Euro und damit rund 21 Prozent über dem Vorjahreswert (2023: 10,7 Mrd. Euro).

Im EU-ETS 1 wird die Menge der jährlich zugeteilten Emissionsberechtigungen (EUA) schrittweise reduziert, um die Emissionen weiter zu begrenzen. Auch 2024 wurde die Zahl der versteigerten Berechtigungen gekürzt, von 92 Millionen auf 85 Millionen. Der Preis für die Emissionsberechtigungen fiel 2024 auf durchschnittlich 65 Euro, was deutlich unter dem Vorjahreswert von 83,66 Euro lag. Der Preisrückgang seit Februar 2023 lässt sich vor allem durch die nachlassende Nachfrage aufgrund der überwundenen Gasmangellage infolge des russischen Angriffskriegs sowie die insgesamt schwächere wirtschaftliche Entwicklung in der EU erklären.

Zusätzlich zum EU-ETS 1 startete 2021 in Deutschland der nationale Emissionshandel (nEHS) für Wärme und Verkehr. Zunächst wurden 2022 nur Hauptbrennstoffe wie Benzin, Diesel und Heizöl erfasst. Seit 2023 umfasst der nEHS auch weitere Brennstoffe wie Kohle, und seit 2024 sind auch CO2-Emissionen aus Abfallverbrennungsanlagen Teil des Systems. 2024 wurden knapp 278 Millionen nEHS-Zertifikate (nEZ) zu einem Festpreis von 45 Euro pro Zertifikat im Gesamtwert von etwa 12,5 Milliarden Euro verkauft. Zudem wurden rund 17 Millionen nEZ für das Jahr 2023 im Rahmen einer begrenzten Nachkaufmöglichkeit zu einem Festpreis von 30 Euro verkauft, was Erlöse von etwa 0,5 Milliarden Euro einbrachte. Die Gesamteinnahmen des nEHS aus dem Verkauf von fast 295 Millionen nEZ beliefen sich 2024 auf rund 13 Milliarden Euro.

Obwohl 2024 insgesamt weniger nEHS-Zertifikate verkauft wurden als im Vorjahr, führten die gestiegenen Festpreise zu höheren Einnahmen. 2023 wurden noch 358 Millionen nEZ verkauft, was Gesamteinnahmen von 10,7 Milliarden Euro entspricht. Der höhere Bedarf an Zertifikaten 2023 war durch einen einmaligen Nachholbedarf von Unternehmen bedingt, die ihre nEHS-Zertifikate aufgrund des konstanten Festpreises von 2022 auf 2023 verschoben hatten. Dieser Sondereffekt trat 2024 aufgrund des gestiegenen Festpreises nicht mehr auf.

UBA-Präsident: Emissionshandel ist zentrales sektorübergreifendes Klimaschutzinstrument

„Mit den jüngsten Reformen auf europäischer Ebene hat sich der Emissionshandel zum zentralen sektorübergreifenden Klimaschutzinstrument entwickelt. Eingebettet in einen wirkungsvollen Mix aufeinander abgestimmter Maßnahmen, kann die CO2-Bepreisung maßgebliche Impulse für den klimaschonenden Umbau unserer Gesellschaft setzen“, begrüßt UBA-Präsident Dirk Messner die Entwicklung des Emissionshandels.

Neben der direkten Lenkungswirkung des Emissionshandels komme den Erlösen dabei eine entscheidende Rolle zu. Diese Mittel müssten vollständig und zielgerichtet für eine aktive sozial- und wirtschaftspolitische Flankierung der klimaneutralen Transformation eingesetzt werden. Auf diese Weise schaffe der Emissionshandel den notwendigen Dreiklang aus ambitioniertem Klimaschutz, Sozialverträglichkeit und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. „Um einen Ausgleich für die privaten Haushalte auch bei weiter steigenden CO2-Preisen sicherzustellen, brauchen wir jetzt rasch ein Klimageld in Kombination mit spezifischen Förderprogrammen für besonders betroffene Bevölkerungsgruppen“, so Messner weiter.

Klimageld: Ex-Finanzminister Lindner lehnte Auszahlung aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) an Bürger ab

Die Einnahmen aus dem Emissionshandel bzw. der CO2-Bepreisung fließen in den Klima- und Transformationsfonds (KTF). Aus diesem Fonds sollte dann eigentlich auch das Klimageld an die Bürger ausgeschüttet werden. Ex-Finanzminister Lindner hatte Anfang 2024 den Ausgleichszahlungen an die Bürger in der laufenden Wahlperiode jedoch eine Absage erteilt.

Quelle: IWR Online

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