24.04.2013, 09:39 Uhr

DIW: Ausbau der Braunkohle-Verstromung ist überflüssig

Berlin - Um die Energiewende zu schaffen, braucht Deutschland keinen Ausbau der Braunkohleverstromung. Auch die Erschließung neuer Tagebaufelder, wie sie derzeit in Sachsen geprüft wird, ist für eine erfolgreiche Energiewende nicht notwendig und nicht wirtschaftlich, haben Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) herausgefunden. In einem Gutachten im Auftrage der Klima-Allianz Deutschland warnen die Energieexperten ausdrücklich vor den Umweltschäden, die beim Abbau und der Verstromung von Braunkohle entstehen. Das Gutachten analysiert die energiewirtschaftliche Notwendigkeit des Aufschlusses des Tagebaus "Nochten II" im Lausitzer Braunkohlerevier. Derzeit läuft dort ein Braunkohleverfahren zur Erschließung von rund 300 Millionen Tonnen Braunkohle, die im nahegelegenen Kraftwerk Boxberg verstromt werden sollen.

Von Hirschhausen: Marktanteil der Braunkohle wird stark sinken

"Auch unter Berücksichtigung des Energiekonzepts der Bundesregierung, das unter anderem einen Ausbau der erneuerbaren Energien auf einen Anteil von über 50 Prozent an der gesamten Stromerzeugung bis 2030 zum Ziel hat, ergibt sich keine zunehmende Bedeutung der Braunkohle in Deutschland", fasst Prof. Christian von Hirschhausen, Forschungsdirektor am DIW Berlin und Koautor der Studie, das Ergebnis zusammen. "Vielmehr wird der Marktanteil der Braunkohle angesichts des raschen Anstiegs der Erneuerbaren Energien, der rückläufigen Volllaststunden konventioneller Kraftwerke sowie tendenziell rückläufiger Großhandelspreise für Strom stark sinken."

Kemfert: Braunkohle ist ein unwirtschaftlicher und umweltschädlicher Energieträger

Aufbauend auf obigen Prämissen, erfolgen im Gutachten Szenariorechnungen für die Braunkohlewirtschaft in der sächsischen Lausitz für die kommenden drei Jahrzehnte. Dabei ergibt sich, dass die Versorgung des Kraftwerks Boxberg bis zu dessen voraussichtlichem Auslaufen aus den Tagebauen Nochten I und Reichwalde möglich ist. "Die Braunkohle ist für die Energiewende, trotz aktuell hoher Marktanteile, nicht notwendig und wird ihre Bedeutung rasch verlieren", urteilt von Hirschhausen. "Die Landesregierung des Freistaates Sachsen hat nun die Aufgabe, die Energieregion Lausitz auf einen nachhaltigen Entwicklungspfad einzustellen." Prof. Claudia Kemfert, Abteilungsleiterin Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin, ergänzt: "Berücksichtigt man die negativen Umwelteffekte der Braunkohle, zeigt sich, dass es sich um einen unwirtschaftlichen und umweltschädlichen Energieträger handelt."

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