21.04.2016, 17:09 Uhr

Elektromobilität: Regierungs-Koalitionen setzen auf Steuerbefreiung

Münster – Die Frage, wie die Elektromobilität stärker und schneller in Deutschland auf die Straße gebracht werden kann, bewegt auch die Bundesregierung. So werden seit Monaten Vor- und Nachteile einer möglichen Kaufprämie für Elektroautos diskutiert. In einem aktuellen Papier der Koalitions-Frationen zeigt sich, in welche Richtung es bei der Förderung der Elektromobilität gehen könnte.

Demnach heißt das Mittel der Wahl allerdings zunächst nicht "Kaufprämie" sondern "Steuerbefreiung". Laut der Nachrichtenagentur Reuters plant die schwarz-rote Koalition, den Einsatz von Elektroautos unter anderem auch über eine zehnjährige Kfz-Steuerbefreiung zu fördern. Von einer Kaufprämie sei noch keine Rede, sie soll aber auch noch nicht ganz vom Tisch sein.

Steuerbefreiung, Ladeinfrastruktur und Batterieforschung – Kaufprämie erneut vertagt

Der Entwurf für die "Automobilität der Zukunft", der Reuters vorliegen soll, war für die Klausurtagung der geschäftsführenden Fraktionsvorstände von CDU/CSU und SPD in dem Städtchen Rust in Baden-Württemberg vorgesehen. Noch in dieser Legislaturperiode soll demzufolge eine solche Steuerbefreiung für Elektroautos beschlossen werden. Sie soll für Fahrzeuge gelten, die vor 2020 erworben werden und zehn Jahre andauern. Weitere Unterstützung durch die Politik betrifft den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Zudem soll der Fuhrpark des Bundes zu 20 Prozent auf Elektromobilität umgestellt werden. Die Entscheidung über eine Kaufprämie wollen die Spitzen der Regierungsfraktionen dagegen vertagen, so Reuters. Am kommenden Dienstag treffen sich Vertreter der Autoindustrie erneut bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), wobei es unter anderem auch um die Kaufprämie gehen dürfte. Laut Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sei noch nicht entschieden, ob es eine solche Prämie geben werde oder nicht. Gabriel gilt als Befürworter dieses Kaufanreizes.

Elektromobilität: Ziel von einer Million E-Autos wankt

Hintergrund der Diskussion um die Förderung von Elektroautos und der Elektromobilität ist auch das große Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu bringen. Nur noch knapp vier Jahr bleiben Zeit und die Zahlen lassen bisher Zweifel aufkommen, ob das Ziel überhaupt realistisch ist. Dies steht laut Reuters auch im aktuellen Entwurf der Fraktionen zur "Automobilität der Zukunft": Dieses Ziel sei kaum noch zu erreichen. Auch die Wissenschaft beleuchtet das Thema Kaufprämie und kommt hinsichtlich der Regierungsziels zu einem ernüchternden Ergebnis. Wirtschaftswissenschaftler des Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik der Technischen Universität Braunschweig haben erklärt, dass eine Kaufprämie für Elektroautos ihre Wirkung verfehlen würde. Simulationen würden zeigen, dass selbst bei einer Verdoppelung der angedachten Prämie von 5.000 auf 10.000 Euro das Ziel von einer Million Elektrofahrzeugen bis zum Jahr 2020 nicht erreicht werde, hieß es.

Kaufprämie wichtiger Anreiz für potenzielle Elektroauto-Fahrer

Laut einer Studie der Universität St. Gallen würde zudem jeder dritte deutsche Autofahrer im Falle eines Kaufs eines Elektroautos auf den staatlichen Zuschuss ganz oder teilweise verzichten, wenn stattdessen ein flächendeckendes Elektro-Ladenetz auf den bundesweiten Autobahnraststätten errichtet würde. Andererseits ist offenbar für viele Autofahrer eine Prämie ein nicht zu unterschätzender Anreiz. Ein aktuelle Umfrage zeigt, das rund ein Drittel der Deutschen sich grundsätzlich vorstellen kann, auf ein Elektroauto umzusatteln. Für rund die Hälfte davon würde der staatlich geplante Zuschuss von 5.000 Euro tatsächlich einen Anreiz darstellen, bereits in naher Zukunft auf ein elektrisch betriebenes Fahrzeug umzustellen.

Quelle: IWR Online

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