07.06.2022, 16:52 Uhr

Erster schwimmender Offshore Windpark in Norwegen nimmt Gestalt an


© Equinor, Illustration

Oslo – Die Transformation der Öl- und Gasindustrie ist mittlerweile auch in Norwegen erkennbar in Bewegung gekommen. In Kürze soll der erste schwimmende Offshore Windpark Hywind Tampen in Betrieb gehen. Neben den energiewirtschaftlichen Effekten zielen die Norweger vor allem auf neue und alternative industriepolitische Perspektiven für die fossile Industrie ab.

Norwegen ist bekannt für den Öl- und Gasreichtum. Doch auch Norwegen will sich für die Zeit nach dem fossilen Zeitalter wappnen und hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Bis 2040 soll mit Offshore Windraftanlagen so viel Strom erzeugt werden, wie das Land derzeit selbst produziert (knapp 160 Mrd. kWh). Aber das ist nicht das alleinige Ziel.

Offshore Windpark Hywind Tampen – vier von elf Turbinen installiert

Im Oktober 2020 erfolgte der Baustart für den weltweit größten Floating Offshore Windpark Hywind Tampen in Kværner Stord. Das Unternehmen Kværner, das eigentlich Offshore-Plattformen für die Öl- bzw. Gasindustrie baut, baut die 11 schwimmenden Betonfundamente. Vier der elf Windturbinen in Norwegens erstem Offshore-Windpark wurden bereits installiert und ragen 190 Meter über den Fensfjord, bevor sie zur schwimmenden Offshore-Stromerzeugung in die Nordsee geschleppt werden.

„Mit Hywind Tampen haben wir den Grundstein für neue industrielle Möglichkeiten für Norwegen und die norwegische Zulieferindustrie in einem zunehmend globalen Markt gelegt. Die Inbetriebnahme neuer und größerer Turbinen, neuer Installationsmethoden, Betonstrukturen und Interaktionen zwischen Stromerzeugungssystemen werden getestet und Der Offshore-Windpark, den wir gerade fertigstellen, ist einzigartig, nicht nur in Norwegen, sondern weltweit“, sagt Geir Tungesvik, Executive Vice President für Projekte, Bohrungen und Beschaffung bei Equinor.

Über das Projekt Hywind Tampen

Der Windpark Hywind Tampen wird über eine Gesamtsystemleistung von 88 MW verfügen und voraussichtlich etwa 35 Prozent des jährlichen Strombedarfs auf den fünf Öl- und Gasplattformen Snorre A und B sowie Gullfaks A, B und C decken. Der Standort von Hywind Tampen befindet sich in einer Küstenentfernung von etwa 140 Kilometern in Gewässern mit einer Wassertiefe zwischen 260 - 300 Metern. Siemens Gamesa liefert 11 Offshore Windkraftanlagen vom Typ SG 8.0-167 DD.

Die Projektkosten belaufen sich auf rund 5 Mrd. NOK (ca. 500 Mio. Euro). Equinor und die Projektpartner haben 2,3 Mrd. NOK über das Enova-Förderprogramm und 566 Mio. NOK aus dem NOx-Fonds erhalten.

Norwegische Regierung plant 30.000 MW Offshore Windenergie bis 2040

Das Potenzial für schwimmende Offshore Windkraftanlagen (Floating Offshore-Windparks) ist weltweit gewaltig. Anders als in Deutschland mit den relativ flachen Gewässern in der Nord- und Ostsee fallen die Küsten in anderen Ländern oft sehr schnell und steil ab. In den Tiefengewässern können nur schwimmende Offshore Windkraftanlagen eingesetzt werden. Das industrielle Potenzial schwimmender Plattformen ist demzufolge enorm.

Die norwegische Regierung will bis 2040 schwimmende Windkraftanlagen mit einer Leistung von 30.000 MW (30 GW) installieren, auch um die Transformation der norwegischen Öl- und Gasindustrie zu belgeiten. Mit dieser Offshore-Leistung soll rechnerisch so viel Windstrom erzeugt werden wie das Land Norwegen derzeit erzeugt (rd. 160 Mrd. kWh).

Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und der Abkehr von russischem Öl und Gas rückt das Thema „grüner“ Wasserstoff in den Fokus. Auf seiner Norwegen-Reise hat Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck im März 2022 mit dem norwegischen Ministerpräsident Jonas Gahr Støre ein Joint Statement zur Zusammenarbeit in Energiefragen unterzeichnet. Darin wird eine enge Zusammenarbeit vereinbart, um möglichst schnell großvolumige Wasserstoff-Importe nach Deutschland aus Norwegen umzusetzen.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2022